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Insgesamt wird das Klima am Schwielowsee vom DWD als erholsam eingestuft. Probleme gibt es nur in Geltow.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Schlechte Luft in Geltow

DWD empfiehlt Erholungsort-Titel nur für Ferch und Caputh / Hoppe hält an gemeinsamem Antrag fest

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Schwielowsee - Es ist ein herber Rückschlag beim Weg der Gemeinde Schwielowsee zum „Staatlich anerkannten Erholungsort“: Der Deutsche Wetterdienst in Potsdam (DWD) hat in einem Klimagutachten den touristischen Titel nur für die Ortsteile Caputh und Ferch befürwortet. Währenddessen könne die „Einhaltung der lufthygienischen Richtwerte nicht für den gesamten Ortsbereich von Geltow zweifelsfrei und uneingeschränkt bescheinigt werden“, wie es in dem Klimagutachten heißt. Die 51-seitige Expertise ist neben dem jüngst vorgestellten Tourismuskonzept ein wesentlicher Baustein der Bewerbung als Erholungsort, die Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) im Oktober ans Wirtschaftsministerium schicken will.

Geltow hat laut DWD wegen der Bundesstraße schlechte Karten: Die geltenden Grenzwerte für Staub und Benzen sowie für Stickstoffdioxid dürfen in Erholungsorten nur zu 70 beziehungsweise 80 Prozent ausgeschöpft werden. Insbesondere für Stickstoffdioxid erwartet der DWD aufgrund von Modellrechnungen entlang der B 1 eine Überschreitung dieses „Ausschöpfungsgrades“. Den Titel „Erholungsort“ können die DWD-Gutachter für Geltow erst empfehlen, wenn eine einjährige Messreihe das Gegenteil beweist.

Eine Kommission des Wirtschaftsministerium hatte schon im Vorfeld Zweifel angemeldet, ob Geltow sich mitbewerben sollte. Die Verkehrsdichte auf der B 1 könnte den Erholungswert beeinträchtigen, wie es in einem im Januar zugestellten Vorvotum hieß. Bürgermeisterin Hoppe möchte dennoch an einem gemeinsamen Antrag des Gemeindetrios festhalten: „Es geht um einen Teil des Gemeindegebietes, der touristisch nicht relevant ist“, so die Bürgermeisterin, die Geltows touristische Potenziale in Alt Geltow oder Baumgartenbrück sieht, gegenüber den PNN. Dennoch will Hoppe das Umweltministerium ins Boot holen, um entlang der Bundesstraße Verbesserungen zu erreichen. „Dazu sind wir als Gemeinde allein nicht in der Lage.“ Zudem betont sie, dass nur ein schmaler Streifen von der Kritik betroffen ist. Tatsächlich wird im Klimagutachten eingeräumt, dass die Abgasbelastung abseits der Straßen meist schnell abklingt. „In weiten Teilen Geltow sind deshalb keine Einschränkungen hinsichtlich der Luftqualität zu erwarten.“

Alles in allem wird das Klima in Schwielowsee vom DWD als erholsam eingestuft: Es gibt – laut Temperaturreihen zwischen 1971 und 2000 – pro Jahr im Schnitt 80 bis 85 Frosttage und 40 Sommertage ab 25 Grad. Wald- und Wasserflächen wirken einer starken Erwärmung entgegen und bremsen die nächtliche Abkühlung. Tage mit „Wärmebelastung“, an denen die gefühlte Temperatur 32 Grad übersteigt, gibt es rund 18 im Jahr – für Kurorte liegt der Grenzwert bei 20.

Mit 1660 bis 1670 Stunden Sonnenschein liegt Schwielowsee etwas unter Potsdam mit 1700 Stunden. Grund sind, wie es im Gutachten heißt, „Horizonteinschränkungen“ dank der eiszeitlichen Hügelkette am Schwielow- und am Templiner See. Auf den Anhöhen gibt es laut DWD-Gutachter Wolfgang Bivour leicht erhöhte Niederschlagswerte.

Was das Bioklima angeht, ist Geltow sogar einen Tick besser als die Nachbarorte: Während in Ferch und Caputh Freiflächen zur „Kaltluftentstehung“ meist fehlen, sorgt in Geltow unter anderem die Landschaft zwischen Alt Geltow und Wildpark West für etwas abendliche Abkühlung im Sommer. Henry Klix

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