Potsdam-Mittelmark: Schlechte Werbung
Teltow will sich besser vermarkten – doch gerät dabei ins Streiten
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Teltow - Die Presse wurde am Montagnachmittag aus dem Sitzungssaal des Alten Rathauses gewiesen. Dort präsentierte der Regionale Gewerbeverein Stahnsdorf-Kleinmachnow-Teltow sein Stadtmarketing- und Tourismuskonzept für die Region. Der Verein hatte interessierte Gäste und Stadtverordnete eingeladen, ebenso die lokale Presse. Doch die fünf Journalisten waren unerwünscht, wie sie kurz vor Sitzungsbeginn von Regina Ross erfuhren, der Leiterin der Lenkungsgruppe für das Teltower Stadtmarketing. Eingeladen habe nicht der Verein. So habe man sich darüber verständigt, dass die Sitzung nicht öffentlich sei.
„Das sind nun mal die Spielregeln“, befand Ross. Selbst Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD), der an der Sitzung teilnahm, fühlte sich nicht befugt, den Ausschluss rückgängig zu machen. Zur Klarstellung: Es ist die Stadt, die der BBE Unternehmensberatung GmbH, für die Ross arbeitet, beauftragt hat und ihr 32 000 Euro bezahlt – Steuergeld wohlgemerkt. Und das Leitbild für Teltow – Grundlage der anstehenden Diskussion – hatte Ross zuvor über mehrere Monate mit interessierten Bürgern erarbeitet.
Eine Stadtmarketing- und Tourismusgesellschaft müsse nun gegründet werden, hieß am Ende ein Ergebnis des sieben Seiten umfassenden Leitbildes, über das in den Fachausschüssen heftig debattiert wurde. Denn die Mehrheit der Stadtverordneten befand, dass für dieses Ergebnis kein externer Sachverstand nötig gewesen sei. „Das hätten wir auch selbst hingekriegt“, monierten sie das magere Ergebnis. Berufen fühlen sich nun nicht wenige Bürger, die anstehende Dienstleistung Stadtmarketing in die eigenen Hände zu nehmen. Optimale Voraussetzungen, diese Aufgabe auch regional zu managen, hat nach eigener Einschätzung der Gewerbeverein der Region. Der bewarb sich deshalb mit einem Konzept beim Bürgermeister, obwohl dieser bereits einen externen Träger auserkoren hatte. Laut Schmidt soll mit dieser Aufgabe der Geschäftsführer des Teltower Stadtblatt Verlages betraut werden, der dafür eine privatrechtliche Gesellschaft gründen will. Neben Tourismus und Wirtschaftsförderung soll auch die Vernetzung der Lokalen Agenda zu den künftigen Aufgaben dieser Dienstleistung gehören. Doch auch die Lokale Agenda hält sich fürs Stadtmarketing befähigt und hat ebenfalls ein eigenes Konzept eingereicht.
Zur heutigen Sitzung der Stadtverordneten soll bereits ein Beschluss im nicht öffentlichen Teil gefasst werden, der einen Zuschuss von 50 000 Euro für die neue Gesellschaft des Stadtblatt Verlages vorsieht. In der Begründung zum Beschluss wird darauf verwiesen, dass „der gesamte Diskussionsprozess von Beginn an öffentlich geführt worden ist, um die notwendige Transparenz zu gewährleisten“. Auf PNN- Anfrage, was denn so geheim an der Montags-Sitzung gewesen sei, räumte der Bürgermeister ein: „Eigentlich nichts.“ Schmidt bedauerte sogar im Nachhinein, dass die Presse während der einstündigen Debatte nicht zugegen war, da der Ton in der Runde manchmal zu wünschen übrig ließ. „Niemandem wird untersagt, im Interesse der Stadt tätig zu werden. Aber wenn das darauf hinausläuft, nur den Kuchen aufzuteilen, hört der Spaß auf“, so Schmidt.
Fazit von Uwe Valentin vom Gewerbeverein: „Wenn nur eine Firma profitiert, ist das ein Bruch innerhalb des Prozesses, der einst kollektiv begann.“ KiG
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