zum Hauptinhalt
Milchbauern in Potsdam-Mittelmark machen durch niedrige Preise hohe Verluste.

© Björn Stelley

Bauern in Potsdam-Mittelmark unter Druck: Schlechteste Getreideernte seit Jahren - Milchpreise zu niedrig

Die Bauern in Potsdam-Mittelmark ziehen eine erste Ernte-Bilanz: Die Getreide-Ernte fällt so schlecht wie seit Jahren nicht mehr aus. Und auch die niedrigen Preise für Milch und Fleisch machen den Bauern zu schaffen.

Stand:

Potsdam-Mittelmark - Staubtrockene Felder haben den Getreidebauern im Kreis zu schaffen gemacht, die Ernte ist so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. „Bis Mitte Juni hatten wir keinen Regen“, sagt Jens Schreinicke, Landwirt in Stücken und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes (KBV). Das Jahr erinnere an den Hitze-Sommer 2003. Die stark trockene Periode Ende des Frühlings führte bei der Ernte von Weizen, Roggen und der Weizen-Roggen-Mischung Triticale zu Verlusten zwischen 20 und 30 Prozent.

Im Vorjahr lag die Durchschnittsernte für Gerste bei 65 Dezitonnen pro Hektar. „Dieses Jahr liegt der Durchschnitt bei 50 Dezitonnen“, sagt Birgit Rettig von der Agrarbehörde des Kreises. Roggen macht 30 Prozent der Anbaufläche aus, das sind rund 20 00 Hektar. Weizen wird auf 6000 Hektar angebaut, Gerste auf rund 5000 Hektar. Die Trockenheit werde nicht nur den Ertrag beeinflussen, sondern auch die Qualität. Laut Kreisbauernverband reicht es meist nur für Tierfutter.

Preise für Milch und Fleisch sind im Keller

Ein weiteres Problem sei der Kornpreis. Laut Landesbauernverband gebe es für eine Dezitonne Roggen bis zu zwölf Euro, vor zwei Jahren wurden noch 20 Euro bezahlt. Auch die Preise für Milch und Fleisch, vor allem Schwein, sind im Keller, sagt der Wittbrietzener Landwirt Matthias Schmidt. „Wir sind froh, letztes Jahr noch eine Biogasanlage gebaut zu haben, die uns ein wenig finanziell absichert.“

Seit dem 1. April dieses Jahres gibt es keine Milchquote mehr. Der Kreisbauernverband beklagt, dass die ausgezahlten Milchpreise zu niedrig sind. Wer nur noch auf die Milchproduktion setzt, könne nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Ein Betrieb in Weseram sei am Preisdruck gescheitert. „Die Agrargenossenschaft in Fredersdorf strukturiert sich derzeit um, auf Fleischrinder“, sagt KBV-Geschäftsführerin Silvia Wernitz. In Krahne bei Kloster Lehnin arbeite die Genossenschaft erst ab einem Literpreis von 34 Cent effektiv. „Derzeit werden nur 28 Cent pro Liter bezahlt“, sagt Landwirt Thomas Vogt. „Durch Investitionen, Haltungs- und Personalkosten verbrennen wir monatlich 24 000 Euro.“

Embargo aus Russland

Das Exportembargo nach Russland macht den Milchbauern zusätzlich zu schaffen. 30 Prozent der Produkte seien dorthin gegangen. „Wir sind nicht nur vom deutschen, sondern vom globalen Markt abhängig“, so der KBV-Vorsitzende Schreinicke. Doch auf politische Entscheidungen haben die Bauern genauso wenig Einfluss wie aufs Wetter. 

Björn Stelley

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })