DasWAR“S: Schleier zum Kaffee
Wie Peter Könnicke ein Stück weit inneren Frieden fand
Stand:
Ich finde, dass einige Genossen der Linkspartei.PDS etwas Strenges an sich haben. Selbst wenn sie einem beim Pressetermin zum 1. Mai eine Tasse Kaffee anbieten, klingt es in einem – komischerweise meist sächsischen – Kommandoton: „Schwooarz oda weeß!“ Schon ihr Händedruck verrät sozialistische Entschlossenheit und mit einem Lächeln suggerieren sie einem ganz latent: „Mr verstehn uns doch, nu?“
Das Vorstandsmitglied der Teltower PDS ist so ein typischer Vertreter seiner Partei. Ein freundlicher älterer Herr mit sächsischem Dialekt. Vor ein paar Tagen stand er an meinem Schreibtisch und outete sich als Vertreter des Deutschen BundeswehrVerbandes. „Das ist so was wie die Gewerkschaft für die Armee“, erklärte er mir. Klar, dachte ich, ein guter Linksgenosse setzt sich auch für das soziale Wohl unserer Soldaten ein. Der Teltower Genosse macht etwas Pressearbeit für „Die Bundeswehr“, dem Gewerkschaftsmagazin der Truppe. Er würde sich freuen, wenn er in mir einen Ansprechpartner hätte, wenn es in unserer Region über Reservistentreffen und dergleichen zu berichten gebe. Das werde immer ein wenig stiefmütterlich behandelt, beklagte er sich. Was sollte ich sagen? „Zu Befehl!“ ?
Ich sagte erstmal gar nichts und ließ mir die Juli-Ausgabe der Verbands-Postille in die Hand drücken mit dem ausdrücklichen Hinweis, dass darin auch „Standortinformationen“ zu unserer Region zu finden sind. Tatsächlich: 12 Hochglanzseiten, größtenteils mit Reklame. Ein Army-Depot in Berlin warb mit Bundeswehrklamotten, Tätigkeits- und Barretabzeichen sowie Rabatten bei Sammelbestellungen. Die Kleinmachnower Filiale einer Versicherung offerierte Spezialtarife für die Versicherung des inneren Friedens.
Aus irgendeinem Grund hatte ich immer gedacht, dass Bundeswehr und PDS sich nicht leiden können. Aber offenbar ist das gar nicht so. Mich würde es nunmehr nicht wundern, wenn beim nächsten Teltower PDS-Pressetermin die Genossen Helme mit Moskitoschleier tragen, die vom Kongo-Einsatz ausrangiert wurden. Das wäre glaubhafte Gewerkschaftsarbeit. Und die leicht militärisch klingende Frage nach dem Kaffee würde ich mit der Stimme meines inneren Friedens beantworten: „Schwarz, bitte.“
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