KulTOUR: Schnaftl Ufftschik, was sonst
„Das magische Instrument“ von Christoph Renner bei den Caputher Musiken
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Schwielowsee - So oft ist es selbst den Caputhern nicht gegeben, völlig frei zwischen diesem und jenem Programm auszuwählen. Am Sonnabend war es ausnahmsweise mal möglich. Durch eine leichte Kommunikationsschwäche zwischen dem Churfürstlichen Schlossbereich und den „Caputher Musiken“ gab es, nur gut hundert Meter voneinander entfernt, zwei Kinderveranstaltungen zur selben Zeit. War aber nicht schlimm, sowohl beim Kindertheater zum Thema „Bücher riechen gut“ als auch im neuen Gemeinderaum bei „Schnaftl Ufftschik“ gab es guten Besuch.
Hä, Schnaftl Ufftschik? Ach ja, das war doch der sibirische Geist, der nicht nur eine holde sibirische Maid beim Wasserholen schützt, sondern auch noch Transsibirische Eisenbahn fährt, um Tondokumente der Welt zu sammeln – kennt doch jeder! Nach diesem harmoniesüchtigen Kobold hat sich 1995 eine Berliner Brass-Band benannt, die sich nicht nur zwischen Folk und Tango, Samba und Klezmer bewegt, sondern ihre musikalischen Talente (in manchmal aufgestockter Besetzung) auch theatralisch-circensisch einzusetzen versteht. Absolut stilsicher, soweit es die Vielfalt betrifft.
Weil sie mit ihrer leicht angeschrägten Musik so viel Kraft und Freude verbreitet und Kleine wie Größere gleichermaßen anspricht, war ein Engagement bei den „Caputher Musiken“ nur eine Frage der Zeit. In echt schnaftlufftschikser Art brachte sie „Das magische Instrument“ mit, ein ziemlich ausgedachtes Erzähltheaterstück von Christoph Renner, welches der Schlagzeuger als Autor auch selber vortrug.
Es handelt von einem Mädchen mit Katze (diese spielt gar keine Rolle) und einem Knaben. Als die Maid eine zauberhaft-verzaubernde Musik hört, ihre Quelle aber nicht sieht oder findet, macht sie sich, zusammen mit einem Knaben, auch nur eine Marginalie, auf die Suche halb rum um die Welt. Ein Bündel von Reisezaubern hilft den beiden, weite Entfernungen zu überwinden, zum Beispiel durch den Tanz der Derwische oder dem Zauberton eines Druidenglöckchens.
Natürlich klezmert es in der einstündigen Aufführung ganz schön gewaltig und das Publikum, ständig zum Mitmachen genötigt, nahm das Angebot tanzend und singend an. So kam man zu den Türken, in einen irischen Pub, nach New Orleans, zum Karneval nach Rio, wo Christoph Rennert ja sogar mal hauptamtlich mitspielte. Die Auflösung der Geschichte von den magischen Klängen am Schluss ist ganz einfach, sie heißt „Harmonie“. Allerdings fehlte hierzu eine sichtbar gewordene Spielvariante. Für mancherlei schienen die Kleinsten vielleicht noch zu klein, aber weise klang es doch, was man da so in die Szene hineinrief.
Neben der lose gefädelten Geschichte wurden auch die Instrumente erklärt, so die Zugposaune von Johannes Siedel, das Sousaphon, welches sich wie eine Schlange um den Körper von Stefan Pocht windet und Elefantentöne blasen kann, Reinhard Gundelweins wundersame Klarinette, die etwas vernachlässigte Trompete des Lutz Wolf.
Das Quintett zelebrierte nicht nur laut und schräg und trotzdem harmonisch fast alle Stile der Welt, es spielte in ständig wechselnder Verkleidung auch, was das Zeug hielt. Eine Zirkusclown-Szene etwa mit Pochts Sousaphon, den sinistren Piratenüberfall oder die gangsterhafteste Dixie-Band von New Orleans.
Sehr vital, sehr einfallsreich, was die Vollblutmusikanten da boten. Um es mit eigenen Worten auszudrücken: Es war war ganz einfach schnaftl-uffzisch! Was soll man auch sonst dazu sagen. Gerold Paul
Gerold Paul
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