DasWAR’S: Schnellläufer find ich gut

DasWAR’S Peter Könnicke in den Fängen der Bildungspolitik Ich habe gerade einen Anruf von meinem Sohn bekommen. Er verbringt die Woche bei seinen Großeltern und wollte heute in der Schwimmhalle seine erste Schwimmstufe machen. Er hat es nicht geschafft. Ich fühle mich ein bisschen schuldig, denn gestern Abend hatte er auch schon einmal angerufen und mich gebeten, ihm noch einmal vorzulesen, wie viel Meter er nun tatsächlich schwimmen muss. Das stehe auf einem Faltblatt, das an der Pinnwand in unserer Küche hängt. Ich hab es nicht gefunden und gemeint, es sei doch völlig egal, was da drin steht, er schaffe es sowieso. Ich hatte wohl Unrecht. Fritz schluchzte am Telefon, er hätte sich so viel Mühe gegeben und ich sagte, dass sei doch das Wichtigste. Und ich hab ihm versprochen, regelmäßig mit ihm schwimmen zu gehen, damit er beim nächsten Versuch wie ein Held aus dem Wasser steigt. Ich denke, das war pädagogisch ganz gut. Was ist pädagogisch gut? Heute hat mich jemand gefragt, was ich von der Idee halte, dass Leistungsprofilklassen abgeschafft werden sollen. Keine Ahnung. Ich wusste zwar, dass wir auf unserer Titelseite dazu einen Artikel haben, sonst konnte ich nicht viel dazu sagen. Ich bin ehrlich gesagt etwas irritiert von den ganzen Modellen und Begriffen. 4+8-Modell. Flex-Klassen. Breit Begabte. Das klingt irgendwie nach dicken Kindern. In zwei Jahren, heißt es, soll das zwölfjährige Abitur kommen. Das 6+6-Modell. Stimmt: 6 plus 6 ist 12! Was aber ist 8+4? Dann gibt es da noch die „Schnellläuferklassen“ – ich schreib das jetzt mal mit drei L, schließlich hab ich Abitur. Der Begriff gefällt mir ganz gut. Würde Fritz nicht so gern schwimmen, würde ich ihn glatt in so eine Schnellläufer-Klasse stecken.