Potsdam-Mittelmark: Schön gerechnet?
Die Anwohner der Walter-Rathenau-Straße wehren sich gegen teuren Straßenausbau
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Teltow - Die Bürgerinitiative der Walter-Rathenau-Straße in Teltow ist verärgert über Planungsvarianten, die ihnen die Verwaltung im Dezember zum künftigen Ausbau ihrer Straße präsentierte. Alle vier Varianten kosten zwischen 100 000 bis 120 000 Euro und sind somit teurer als die meisten Anwohner bezahlen können. Hinzu kommt eine Zusammenlegung der Rathenau-Straße mit der Weserstraße, was noch mehr Kosten für die Anwohner bedeute. So wie Initiativ-Sprecherin Margit Larsen sind auch 80 Prozent der Anlieger überzeugt, dass ein einfacher Ausbau ihrer Straße zu 80 000 Euro umsetzbar wäre und eine Haltbarkeit von mindestens 30 Jahren erfüllen würde. Denn die vor 85 Jahren auf Sandboden errichtet Siedlung besitze gutes Versickerungspotenzial, wie mehrere Fachleute bestätigten.
Aus diesem Grunde plädierte die Mehrheit der Anlieger für Mulden links und rechts der Straße, die asphaltiert und ohne Gehwege sein sollten. Diese Vorstellung entspricht auch dem Minimalausbaustandard, den die Stadtverordneten im November 2004 beschlossen. Da diese Vorgaben in den vorgelegten Planungsvarianten so nicht umgesetzt wurden, ist nun auch der Bauausschuss verärgert, da die Verwaltung den Beschluss offenkundig zum zweiten Male ignorierte. Zwar beinhalten zwei der neuen Vorschläge auch Muldenentwässerung, aber diese ist nur einseitig vorgesehen und besonders tief, was bei den günstigen Bodenverhältnissen unnötig ist und zu höheren Kosten führen würde. Unverständlich war zudem den Ausschussmitgliedern und Anliegern, dass die Kosten für alle vier Varianten annähernd gleich sein sollen, obwohl einige Hochborde und Regenentwässerung enthielten. Daraufhin hatte die Bürgerinitiative mehrere externe Fachleute gebeten, diese Kostenkalkulationen zu prüfen. Das Ergebnis bestätigte, was einige Anwohner vermuteten. „Die Kosten wurden schön gerechnet, um uns diese Varianten schmackhaft zu machen“, sagte Initiativ-Sprecherin Margit Larsen den PNN. Geradezu überrascht sei man aber gewesen, als erst im Januar nach der öffentlichen Auslegung bekannt wurde, dass die Stadt Teltow die Rathenau-Straße mit der Weserstraße zusammen veranlagen will. Denn das bedeutet, dass die Anlieger der Rathenau-Straße auch den Großteil der Kosten von der Weserstraße tragen müssen, da eines der beiden Miethäuser wegen ungeklärter Besitzverhältnisse von der Wohnungsgesellschaft Teltow nur verwaltet wird. Zudem werde auch der angrenzende Friedhof keinen Kostenbeitrag leisten, wie Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) den PNN erklärte. Aus der Erschließungssatzung ginge hervor, dass Außenbereiche nicht zu den Kosten hinzugezogen werden können und seit der jüngsten Satzungsänderung vom Januar 2005 treffe das für den Friedhof zu.
Auf Nachfrage der PNN konstatierte Margit Larsen fassungslos: „Noch am Dienstag hatten wir ein Gespräch mit dem Bürgermeister und da hieß es, der Friedhof werde sich mit einem Anteil von 0,5 Prozent am Ausbau beteiligen". Da stelle sich nun für sie die Frage, wie glaubwürdig solche Gespräche eigentlich seien? Immerhin hätten auch zwei Abgeordnete am Gespräch teilgenommen. Dass der Straßenbau schon im Sommer 2004 absehbar gewesen sei, verleihe der Sache zusätzlich Brisanz. Kämpferisch erklärt Larsen deshalb: „Wir sind verärgert, aber nicht entmutigt und werden uns das nicht gefallen lassen!“
Kirsten Graulich
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