Potsdam-Mittelmark: Schöner hauen
Gestern endete das Capoeira-Trainingslager der Teltower MädchenZukunftWerkstatt
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Teltow / Stahnsdorf - Der erste Eindruck ist trügerisch. Was die 20 Mädchen am Donnerstag in der Turnhalle der Stahnsdorfer Lindenhofschule zeigten, war zwar ihre „Show“. Und wenn es auch so aussah, nur mit Tanz allein hatte diese Show wenig zu tun. Die Mädchen aus der Teltower MächenZukunftWerkstatt zeigten ihren Eltern, Großeltern, Geschwistern und anderen Gästen die einstudierten Bewegungsabläufe aus ihrem Capoeira-Trainingslager, dass am Montag begonnen hatte und gestern den Abschluss fand.
Seit Anfang vergangenen Jahres bietet die MädchenZukunftWerkstatt einmal wöchentlich ein Capoeira-Training. Diese Mischung aus Kampf, Tanz und Spiel, die ihren Ursprung in Brasilien hat, soll den Mädchen helfen, ihre Stärken kennenzulernen und zu zeigen, wie Sonja Roque, Leiterin der MädchenWerkstatt den PNN erklärte. „Über 30 Mädchen zwischen sieben und zehn trainieren in zwei Gruppen jeweils an der Stubenrauch und der Anne-Frank-Grundschule in Teltow“, sagte Sonja Roque. Mit dem einwöchigen Workshop wollte man das dort Gelernte vertiefen und gleichzeitig ein stärkeres Gefühl der Gemeinsamkeit entwickeln. „Denn Capoeira ist ein Gruppensport“, so Roque.
Immer zwei „Kämpfer“ stehen sich gegenüber, während sie von den anderen in der so genannten „roda“ (portugiesisch für Kreis) singend, klatschend und mit Instrumenten angefeuert werden. Es gibt in der Capoeira zahlreiche Bewegungen und Bewegungskombinationen, die alle aus der so genannten Ginga, der Grundbewegung der Capoeira, heraus entwickelt werden. Ziel ist es, diese Bewegungen möglichst in einem guten Spielfluss zu präsentieren und dabei seinem Gegenüber immer die Möglichkeiten für die Ausführung bestimmter Bewegungen zu geben. Das geschmeidige Ineinandergreifen dieser Bewegungen lässt Capoeira oft wie ein Tanz aussehen.
Für Juliane Kubicki, Trainerin der Teltower Mädchen, hat Capoeira nur am Rande mit Tanz zu tun. „Capoeira ist Kampfkunst, zu der die Musik gehört“, erklärte die Berlinerin, die vor 16 Jahren diesen besonderen Sport kennen lernte und regelmäßig in Brasilien trainiert. Jeden Vormittag hat sie mit den 20 Mädchen bis zu drei Stunden trainiert. Nach den Ferien soll das Gelernte in den zwei Trainingsgruppen weiter vertieft und verbessert werden. Noch bis Ende des Jahres wird das Capoeira-Projekt durch das Programm „MädchenStärken“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und durch den Sportartikelhersteller Nike gefördert. Danach, so der Wunsch von Sonja Roque, sollen sich die Sportgruppen an den Schulen etabliert haben. Trotzdem wird die MädchenZukunftsWerkstatt auch weiterhin auf Sponsoren für ihre Trainingsgruppen angewiesen sein.
„Unser Capoeira-Training gehört zu insgesamt 16 Projekten, dass so gefördert wird“, sagte Sonja Roque. Mut und Stärke der Mädchen sollen so entwickelt und mit Hilfe des Sports Grundlagen für ein selbstbewusstes Auftreten geschaffen werden. Durch regelmäßige Auftritte wie am Donnerstag, sollen die Mädchen in der Öffentlichkeit ihr Können unter Beweis stellen und so gleichzeitig Anerkennung für ihre sportliche Leistung erfahren, so Sonja Roque.
Aber nicht allein der Sport stand bei der Trainingswoche auf dem Programm. „Jeden Nachmittag haben die Mädchen an verschiedenen Kreativkursen teilnehmen können. Einige haben dabei an der Homepage gearbeitet, die über unser Capoeira-Projekt informierte“, sagte Sonja Roque. So hatten die Mädchen ein möglichst breites Angebot, aus dem sie wählen konnten, um sich auch untereinander besser kennenzulernen, als es das wöchentliche Training bietet.
Wenn die Mädchen nach den Ferien wieder mit dem Capoeira beginnen, werden sie schon für ihre nächste Show trainieren müssen. Denn beim Teltower Altstadtfest im Oktober stehen sie auf der Bühnen und zeigen, wie schön hauen aussehen kann.
Dirk Becker
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