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Potsdam-Mittelmark: Schöner Strand – aber kein WC

Kurz vor Saisonstart wurde der Bau neuer Toiletten am Freibad Werder vom Gesundheitsamt abgelehnt

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - Ein breiter Sandstrand, große Volleyballplätze und ein schwimmendes Trampolin: Eigentlich bietet das Werderaner Freibad alles für einen perfekten Sommertag. Wenn da nicht die Plumpsklos wären. Seit Jahren kämpft die Stadt Werder dafür, eine Genehmigung für eine neue Toilettenanlage am Freibad zu bekommen. Das Gesundheitsamt erteilte dem Vorhaben nun aber eine Absage.

Da das Freibad im Trinkwasserschutzgebiet liegt, sehen die Beamten die Wasserversorgung der Stadt gefährdet: Das Freibad liegt direkt neben dem Wasserwerk. Bei Störungen wie einem Leitungsbruch könne es zu starken Verschmutzungen des Trinkwassers kommen. „Alle anderen beteiligten Behörden haben unserem Antrag zugestimmt“, sagte Bürgermeister Werner Große (CDU) am Donnerstagabend auf der Stadtverordnetenversammlung. Sogar der Wasser- und Abwasserzweckverband habe keine Bedenken gegen den Bau der WC-Anlage.

Große habe bereits Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Mitarbeiter des Gesundheitsamtes eingereicht. Die Stadt werde alle Rechtsmittel ausschöpfen, um den Bau schnellstmöglich zu realisieren. Bereits bei der Sanierung der Straße entlang des Plessower Sees vor mehreren Jahren wurden Anschlüsse für Wasser- und Abwasserleitungen am Freibad, das die Stadt Werder an einen privaten Betreiber verpachtet hat, vorbereitet. Nach ursprünglicher Planung sollten mit dem Toilettenbau zugleich neue Parkplätze auf dem Gelände des Freibades entstehen.

Die Stadt hätte einen Großteil der Finanzierung des Neubaus übernommen, wie der Vorsitzende des Finanzausschusses, Christian Große (CDU), den PNN bestätigte. Auch er hat kein Verständnis für die Entscheidung des Gesundheitsamtes. „Wir haben hier derzeit Plumpsklos in einer Trinkwasserschutzzone. Da ist es doch einfach nicht nachvollziehbar, warum die nicht durch zeitgemäße Anlagen ersetzt werden können.“

Er fühlt sich vom Landkreis und dessen Verwaltung im Stich gelassen. „Der Landrat soll uns doch bitte erklären, wie wir den aufgebrachten Werderanern die Situation verständlich machen sollen.“ Er habe den Eindruck, dass der Landkreis das Freibad kaputtmachen wolle. Das Gesundheitsamt hatte bereits 2006 auf einen möglichen Verzicht auf das Bad in der Trinkwasserschutzzone hingewiesen. „Dabei hat alles, was der private Betreiber in den letzten Jahren vor Ort gemacht hat, Hand und Fuß“, so Große.

Betreiber Mario Müller, der seit etwa 20 Jahren für die Badestelle zuständig ist, wollte sich zum weiteren Vorgehen gegenüber den PNN nicht äußern. An guten Sommertagen tummeln sich bis zu 500 Besucher an der Badestelle.

Die Stadtverordneten waren sich am Donnerstag einig, dass man die Ablehnung des Toilettenneubaus nicht hinnehme. Für eine zügige Lösung sollen sich die Kreistagsfraktionen beim Landrat für eine einvernehmliche Lösung mit der Verwaltung einsetzen. „Wir müssen jetzt über alle Kanäle versuchen, auf das Gesundheitsamt einzuwirken“, sagte der Werderaner SPD-Chef Robert Dambon.

Falls alle Wege scheitern, müsse man zwar gegen die Entscheidung des Gesundheitsamtes klagen. „Das kann aber nur der letzte Weg sein, da zwischen der Klage und einem Urteil auch mehrere Jahre liegen können.“

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