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Potsdam-Mittelmark: Schoonhoven steigt bei Wasserwerk ein

Werder verhandelt über die Zukunft des Brauchwasserwerkes. Bauern fühlen sich übergangen

Von Enrico Bellin

Stand:

Werder (Havel) - Die Schoonhoven-Gruppe will in die Wasserversorgung auf der Glindower Platte einsteigen. Das Unternehmen wolle sich an der neuen Brauchwasser Werder (Havel) GmbH beteiligen, wie der Chef der Gruppe, Gerrit van Schoonhoven, den PNN am gestrigen Donnerstag bestätigte. „Wir wollen die Versorgung mit günstigem Wasser sichern, um unsere Obstplantagen ausweiten zu können“, so van Schoonhoven.

Wie berichtet ist das Glindower Brauchwasserwerk, das Wasser aus dem Glindowsee auf die Glindower Platte pumpt, marode und muss saniert werden, ebenso das Leitungsnetz. Dazu hatten Bauern im Sommer die Gründung der Brauchwasser-GmbH angeregt, an der sie sich gemeinsam mit der Stadt beteiligen wollten, um das Wasserwerk in Eigenregie zu betreiben. Nun ist eine andere Konstruktion geplant: Die Schoonhoven-Gruppe will dem Vernehmen nach 30 Prozent der GmbH übernehmen. „Über die Anteile müssen wir noch verhandeln“, so der Chef des Unternehmens, zu dem die Gesellschaften Frucht-Express, Havelfrucht, Werder Frucht und das Biogut Schmerwitz gehören. Das 1200 Hektar große Biogut in Wiesenburg gehört zu einem der größten in Deutschland.

Die Unternehmensgruppe um die Familie van Schoonhoven will aus dem Havelland wieder ein Obstanbaugebiet machen, dass sich mit den großen deutschen Anbaugebieten messen kann, wie Gerrit van Schoonhoven schon vor wenigen Jahren erklärte. Er nennt es eine Generationenaufgabe.

Ein nächster Schritt ist, Felder der Schoonhoven-Tochter Havelfrucht, auf denen derzeit Mais und Roggen angebaut werden, zu Apfelplantagen umzuwandeln. „Da die Bäume aber 20 Jahre lang genutzt werden, müssen wir sicher sein, unsere Plantagen auch in Zukunft bewässern zu können“, so van Schoonhoven. Das sei sein Beweggrund für den Einstieg in die zu gründende Brauchwasser-GmbH, er wolle nicht zu einem Wasserversorger werden oder Preise diktieren. „Wir wollen im Gegenteil mit den anderen Obstbauern zusammenarbeiten, schließlich haben wir alle das gleiche Problem.“ Auch Befürchtungen örtlicher Landwirte, sein Unternehmen wolle weitere Flächen der Glindower Platte kaufen und so ein Monopol aufbauen, wies van Schoonhoven zurück. „Das würde auch unsere finanziellen Möglichkeiten überschreiten.“

Kleinere Betriebe kritisieren derweil die Entscheidung der Stadt, zur Zukunft des Brauchwassers derzeit nur mit Schoonhoven und Timo Wessels zu verhandeln, der in Trechwitz ein Brauchwasserwerk betreibt und Interesse am Betrieb in Glindow habe. „Wir bekommen überhaupt nichts mehr vom Stand der Verhandlungen mit“, sagt Stefan Lindicke, Geschäftsführer des Werderaner Obst- und Gartenbauverbandes. Dabei sei gerade für die Kleinen die Wasserversorgung wichtig, da ohne das günstige Seewasser die Plantagen vertrocknen würden.

Fehlende Zusammenarbeit mit der Stadt beklagt auch Karin Lorenz vom Werderaner Tannenhof, die anfangs federführend für die kleineren Landwirtschaftsbetriebe mit der Stadt über die Gründung der neuen Gesellschaft verhandelt hatte. „Die Gespräche verliefen gut, bis zum Punkt, dass die Leitungsrechte ins Grundbuch eingetragen werden sollen“, so Lorenz. Da habe die Stadt die Verhandlungen beendet und sie nicht weiter informiert. Eingetragene Leitungsrechte seien jedoch essenziell, da sich Grundstückseigentümer sonst gegen die Leitungen für das Brauchwasser wehren und so das Netz unterbrechen könnten.

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) bestreitet, Verhandlungen abgebrochen zu haben. „Wir konzentrieren uns aber darauf, mit Herrn Wessels und der Schoonhoven-Gruppe die Eckpunkte der künftigen Zusammenarbeit zu klären, ehe wir uns mit den kleineren Betrieben zusammensetzen.“ So habe man mit Timo Wessels bereits abgesprochen, welche Wasserleitungen zwingend nötig sind, schließlich könne nicht das gesamte Leitungsnetz instandgesetzt werden.

Am heutigen Freitag verhandeln die drei Partner zudem erneut darüber, wer wie viele Anteile an der neuen Gesellschaft erhalten soll. Knackpunkt der Verhandlungen wird sein, das Wessels und Schoonhoven nicht allein die künftigen Wasserpreise diktieren können, was von Bauern befürchtet wird. „Fest steht jedoch, dass die Stadt, Wessels und Schoonhoven die drei größten Anteilseigner werden“, so die Bürgermeisterin. Dem Vernehmen nach soll nach jetzigem Stand jeder der Partner 30 Prozent halten.

Offen ist Saß zufolge auch noch, ob die neue GmbH wie vorgesehen zum 1. Januar das Wasserwerk übernimmt. Möglich sei die Variante, dass die Stadt Besitzer bleibt und nur den Betrieb an die Gesellschaft abgibt. Die Stadt setze sich bereits jetzt für das Wasserwerk ein. So liefen Ausbesserungsarbeiten am Gebäude, auch Vermessungen seien im Gange. „Die Stadt macht das auf eigene Kosten, um der Gesellschaft ein ordentliches Werk übergeben zu können“, so Saß.Enrico Bellin

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