Von Henry Klix: Schritt auf der Karriereleiter
Saß folgt Schröder – der Wechsel des Bürgermeistervize ging nicht ohne Verletzungen ab
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Werder (Havel) - In drei Monaten wird sie Mitglied der CDU, bewährt sich als Strippenzieherin und kompetente Vize. Und in vier Jahren, nach dem Rücktritt Werner Großes (CDU), wird sie – wenn auch nicht mit dessen Rekordergebnis – zur Bürgermeisterin von Werder gewählt. Sieht so die Zukunft von Manuela Saß aus? Zugetraut wird es ihr, der erste Schritt ist getan: Die 44-Jährige wurde Donnerstagabend zur Ersten Beigeordneten gewählt – und wird damit die Nummer Zwei im Rathaus, dessen Spitze alle politischen Fäden der Blütenstadt in der Hand hält.
Werner Große hat damit einen Generationswechsel eingeleitet, sein langjähriger Wegbegleiter Hartmut Schröder (CDU) hatte das Nachsehen. Der 62-Jährige wurde nicht für eine erneute, achtjährige Amtszeit als Erster Beigeordneter vorgeschlagen. Saß hatte vor sechs Monaten bereits Sozialfachbereichsleiterin Gudrun Zander abgelöst, die in den Vorruhestand gegangen war. Auch Kämmerin Inge Hesse und Bauamtsleiter Axel Wolf stehen vor dem Renteneintritt. „Ich musste was machen“, sagte Große, selbst schon 60, den PNN. Die Verwaltungsführung könne nicht aus Rentnern bestehen. „Und ich will ja auch nicht irgendwann hier rausgetragen werden.“
Saß hat in den sechs Monaten als Fachbereichsleiterin ein gutes Bild abgegeben, das „volle Vertrauen“ Großes erworben. Dass ihre Wahl zur Beigeordneten bei der Einstellung im Januar bereits anvisiert war, ist naheliegend. Im Amt Beetzsee hatte die Volljuristin als Kämmerin und Amtsvize einen besseren Posten, man ließ sie ungern gehen. Saß wirkt hartnäckig, zielstrebig und trifft den Ton. „Es gibt nichts, was nicht verbesserungswürdig ist“, sagte sie vor ihrer Wahl auf eine Frage der Linksfraktion zur Rathausarbeit. „Ich sehe aber auch nichts Dringendes.“ Auf ihre politische Heimat befragt erklärte sie knapp, dass sie parteilos ist. „Die Zukunft vermag ich aber nicht abzuschätzen.“
Seit 1997 lebt Saß mit der Familie in Werder, ihre Tochter ist inzwischen aus dem Haus. Hartmut Schröder habe sie als kompetenten Chef erlebt, die Einsatzleitung des Blütenfestes als erste Bewährungsprobe nur dank seiner Hilfe bestanden, so Saß. Schröder wirkte am Donnerstagabend bei seiner letzten Stadtverordnetenversammlung gefasst, dankte für die Chance, nach der Wende an der Gestaltung seiner Heimat mitgewirkt zu haben, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er gerne weitergearbeitet hätte und tröpfelte etwas Wasser in den Wein: Während aus der CDU verlautete, dass Schröder seit Dezember von seinem Abgang wusste, erklärte der in seiner Abschiedsrede, ganz andere Signale aus der Fraktion vernommen zu haben.
Seine Enttäuschung, von der Nachfolgerin vor acht Tagen per Hausmitteilung erfahren zu haben, verpackte er ironisch: „Ein Generationswechsel sollte gut begründet sein. Durch eine E-Mail innerhalb der Verwaltung wurde ich diesbezüglich beruhigt.“ Schröder dankte dem Bürgermeister schließlich für „seine langjährige Loyalität, sein stets offenes Ohr und sein phänomenales Gespür dafür, wer wann zu gehen hat“. Werner Große versprach trotzdem eine Abschiedsfeier.
Hartmut Schröder wird danach nicht in die Rosenzüchter-Fraktion wechseln, wie er den PNN versicherte: Er fühle sich fit, wolle noch etwas für Werder bewirken und wisse auch schon wie. Details verriet er noch nicht.
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