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Potsdam-Mittelmark: Schule im Bus

Erstklässler lernen, worauf sie beim Busfahren achten müssen – Aktion für mehr als 2600 Abc-Schützen

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Erstklässler lernen, worauf sie beim Busfahren achten müssen – Aktion für mehr als 2600 Abc-Schützen Teltow - Max sieht ziemlich mitgenommen aus. Zwei Pflaster an seiner Stirn sind Indiz, dass er ganz schön was abbekommen hat. Gelernt hat Max offenbar nichts. Wieder steht er an der Bushaltestelle direkt am Bordstein und als der Bus vorfährt, erwischt es Max erneut: Er wird angefahren und geht zu Boden. Zum Glück ist Max nur eine Puppe, doch die Demonstration, was passieren kann, wenn man unvorsichtig ist, zeigt bei den Erstklässlern Wirkung. Am Ende der zwei Unterrichtsstunden in der Havelbus-Schule konnten gestern die Schüler der 1a aus der Teltower Grundschule II sagen, dass „man mindestens einen Erwachsenenschritt vom Bordstein“ entfernt stehen muss. Vor zwölf Jahren begann die Havelbus-Verkehrsgesellschaft (HVG), Schulanfängern zu erklären, worauf sie beim Busfahren achten müssen und wo Gefahren lauern. Die Zahl der teilnehmenden Schulen hat ständig zugenommen, im vergangenen Unterrichtsjahr bekamen 2615 Erstklässler die freundliche Lektion erteilt. „In diesem Jahr werden es noch mehr“, so HVG-Geschäftsführer Joachim de Boor. Allein in der Region Teltow sowie in Nuthetal und Saarmund werden über 600 Erstklässler die Havelbus-Schule besuchen. Unterstützt wird die Aktion mit 16000 Euro der Stiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Fachkundige Führer bei der gestrigen Entdeckungsreise im Bus waren Eberhard Köhler und Fahrer Axel Gröpke. Den erkannten die Kinder gestern an seiner „Busfahrerkrawatte“, seiner „blauen Jacke, an der das gleiche Zeichen ist wie auf dem Bus“. Auch die vielen anderen Bilder und Symbole am und im Bus waren Gegenstand der Doppelstunde. Die Kinder wussten schnell zu deuten, dass Eis essen im Bus nicht erlaubt ist, weil man nicht kleckern darf und dass es nicht nur verboten ist, Zigaretten zu rauchen, sondern auch Zigarren. Schwieriger war es schon, die Schwarz-weiß-Abbildung zu erklären, auf der ein Kreuz über einem Sitz zu sehen ist. Erst der Hinweis, dass dies ein rotes Kreuz sei, brachte Sjörn auf die Idee, da wäre „ein Krankenkoffer unterm Sitz“. Die Richtung sei nicht schlecht, lobte Busfahr-Trainer Köhler, ehe er präzisierte, dass diese Plätze für Kranke und Behinderte sind. Dass man sich festhalten muss, auch wenn man sitzt und vor allen, wenn die Füße noch nicht auf den Boden reichen, hat Melina gespürt, als Busfahrer Gröpke im Kreisverkehr etwas heftiger bremsen musste: Melinas kleiner Satz nach vorn hat die Belehrung nachhaltig veranschaulicht. Festhalten, Stopp-Knopf-Drücken, vor dem Aussteigen nach links und rechts, Fahrschein kaufen und entwerten - ganz praktische Dinge hat die 1a gestern gelernt. Klassenlehrerin Antje Kahler empfindet die Havelbus-Schule als äußerst hilfreich. Zwar werden gerade Erstklässler meist noch von ihren Eltern zur Schule gebracht, doch schnell werden die Schüler zu aktiven Verkehrsteilnehmern, die mit Linienbussen zur Schule fahren. „Reine Schulbusse gibt es kaum noch“, sagt HVG-Sprecherin Marianne Schmidt. Doch sind vor allem in den ländlichen Gegenden, in den Schulen schließen, Kinder auf Busse angewiesen. Daher hat das Havelbus-Unternehmen 1994 selbst die Initiative ergriffen, Schüler auf dem nicht immer einfachen Weg mit dem Bus vorzubereiten. Nach der gestrigen Stunde konnte sich Timo unter einer Bedingung gut vorstellen, allein mit dem Bus zu fahren: „Wenn mir einer die Bushaltestelle zeigt.“ Peter Könnicke

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