Potsdam-Mittelmark: Schule trifft Wirtschaft
Veranstaltung in Wilhelmshorst ging kaum auf Belange der Schüler ein
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Michendorf · Wilhelmshorst - Sollte der Einstieg in die Arbeitswelt wirklich so trocken und langatmig verlaufen? Die Veranstaltung „Treffpunkt Schule und Wirtschaft“ verhieß den Schülern der Oberschule Wilhelmshorst jedenfalls nicht viel Aufregung für den Start ins Berufsleben. Die SPD-Landtagsabgeordnete Susanne Melior hatte zu dem Stelldichein eingeladen, das Bestandteil einer auf mehrere Monate angelegten Kampagne der SPD-Landtagsfraktion ist. „Alle Beteiligten zusammenbringen, um die Probleme des künftigen Fachkräftebedarfs miteinander zu besprechen“, so beschrieb Melior das Anliegen gleich zu Beginn. Doch geredet wurde dann fast nur vom Podium herab, ein Gespräch kam kaum zustande.
Die Schüler der 9. und 10. Klassen waren eigentlich gekommen, um etwas zu ihren Perspektiv- und Einsatzmöglichkeiten im späteren Berufsleben zu erfahren und um ihre Gedanken dazu vorzutragen. Wie bekannt, bemüht sich die Wilhelmshorster Schule sehr um die praxisnahe Qualifikation. Praktika in regionalen Betrieben, praktischer Unterricht im Ausbildungszentrum der Handwerkskammer in Götz und die Teilnahme am Börsenspiel der Sparkasse, das 2004 als Sieger absolviert wurde, belegen das Engagement der Schule. Ein Film über die Schülerfirmen war für die Runde vorbereitet worden, der nach einem ellenlangen Redemarathon gar nicht mehr zur Aufführung kommen konnte.
Die Vortragenden der IHK, eines Personaldienstleisters und der Handwerkskammer hatten mit sehr allgemeinen Erläuterungen zu Qualifikationsanforderungen in der Berufsausbildung kaum neues für ihre Zuhörer zu bieten. Das Hauptreferat der Veranstaltung hielt Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp. Mit brillanter Rhetorik erläuterte er die Bildungspolitik in Brandenburg – kleine Fehler der Vergangenheit eingestehend und gewaltige Vorhaben der Zukunft anpreisend. Eine dreiviertel Stunde dauerte das Ganze. Die wirklich drängenden Probleme blieben außen vor, wie selbst Schulleiter Peter Fuchs in der nachträglichen Auswertung kritisierte.
Mit ihrer Geduld und mehr noch mit den anschließend durch die Schülerfirmen kredenzten Häppchen bewiesen die Schüler zum einen ihre Disziplin. Zum anderen demonstrierten sie ihre Fertigkeit, unter schwierigen Bedingungen – es fehlt der Schule immer noch die Lehrküche – Erstaunliches zu schaffen. Insofern haben die Schüler dann doch noch darlegen können, dass sie durchaus den aktuellen Anforderungen der Betriebe gerecht werden können. Schade, dass sich die eingeladenen Firmenchefs die Chance entgehen ließen, angesichts des bald schon zu erwartenden Fachkräftemangels die engagierte Wilhelmshorster Schülerschaft kennen zu lernen und für ihre Unternehmen zu werben. Klaus P. Anders
Klaus P. Anders
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