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Potsdam-Mittelmark: Schwarks Rumpelkammer

In Caputh gibt es jetzt monatlich einen Hoftrödelmarkt – die ersten Kunden wünschen ihn sich 14-tägig

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Schwielowsee · Caputh - Michael Schwark hat ein Faible für Modellautos, seine Frau Kerstin Schwark ist Büchernärrin. Die beiden Kinder wuchsen aus ihren Kleidern heraus, mochten das alte Spielzeug nicht mehr. Und auch sonst sammelte sich im Haushalt der Familie über die Jahre einiges an. Zwei Jahre ist es her, da machte das Ehepaar eine Fuhre für den Trödelmarkt fertig. Es kam nicht gleich alles mit, und für das zweite Mal brachten die Verwandten auch noch ein paar Sachen vorbei. Das ganze bekam so eine Dynamik, Schwarks sahen sich schließlich 14-tägig auf dem Dallgower Trödelmarkt stehen.

Jetzt hat sich Michael Schwark, an sich seit sechs Jahren als Trockenbauer selbstständig, aus dem Antik-Hobby ein zweites Standbein aufgebaut. Die entstandenen Kontakte nutzend wird er – vorerst bis September – monatlich einen Hoftrödelmarkt in seinem Heimatort Caputh veranstalten. Die Premiere am 12. Mai war trotz starker Regenfälle ein solcher Erfolg, dass sich zu den zwölf privaten Trödel- und Antikhändlern von nah und fern für den nächsten Termin am 9. Juni noch acht weitere angekündigt haben. „Die waren alle Super-zufrieden“, sagt Schwark. 30 Händler hätten auf seinem großzügig bemessenen Grundstück in der Friedrich-Ebert-Straße 32 Platz, so viele sollen es auch einmal werden. Danach stehen die Termine für den 14. Juli, den 11. August und den 8. September fest. Einige Kunden hätten schon gefragt, ob der Markt nicht 14-tägig stattfinden kann.

Schwark hat das Grundstück mit seiner Frau erst im Dezember gekauft – und recht schnell die Vision für einen Hoftrödelmarkt entwickelt. Sein eigener Beitrag zu dem Markttreiben ist ein Dachboden in der aufgemöbelten Hofscheune, in dem der Schwarksche Trödel lagert – seine „Rumpelkammer“ nennt er es, und am Eingang hängen alte Plattencover von Willi Schwabe. Die stilechte, enge Treppe hinauf finden sich Schwarks Kostbarkeiten. Wie die bestimmt 100 Jahre alte, mit rostigem Schmiedewerk verzierte Küchenwaage, die er neulich sah, als er einen Keller flieste. „Die Kundin wollte die Waage wegschmeißen.“ Andere Utensilien wie der Samowar, die elektrische Kuckucksuhr mit Background-Melodie zum Gezwitscher, die unverwüstlichen Singer-Tret-Nähmaschinen oder die rote Fransen-Stehlampe stammen aus Wohnungsauflösungen, mit denen Schwark inzwischen auch beschäftigt ist.

Auf manche Stücke ist er besonders stolz. Zum Beispiel die tollenden Porzellanpferde von Hertwig – 150 Euro will er dafür haben, aber der Preis ist verhandelbar. Er ist sich sicher, dass er die Pferde los wird, jeder Mensch habe seine spezielle Kitsch-Nische. Dass er die rare Honecker-Biographie „Aus meinem Leben“ am 12. Mai für drei Euro verscherbelt hat, darüber ärgert sich Schwark noch ein bisschen. „Die war nach zehn Minuten weg, da wäre mehr drin gewesen.“ Das große Regal mit den Modellautos kann derweil noch lange nachgefüllt werden. „Ich habe noch fast 3000 davon“, sagt der 43-Jährige Essener, der seit zwölf Jahren in Caputh lebt.

Klar, Michael Schwark könnte die Dinge auch bei Ebay versteigern. Doch er legt Wert auf die Basar-Atmosphäre. „Man kann die Ware anfassen und richtig feilschen, statt stumm vor einem Bildschirm zu sitzen.“ Zur Markt-Stimmung gehört für ihn auch, dass auf dem Caputher Hof-Trödel Kaffee, Kuchen und Gegrilltes angeboten wird. „Die Leute sollen sich Zeit nehmen und auch mal zugucken können, wie die anderen Leute feilschen und handeln“, sagt er.

Im Internet unter:

www.hoftroedelcaputh.de

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