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Träumen von Hoffenheim. Trainer Hitzfeld (r.) und Bürgermeister Schmidt fachsimpeln über Teltows fußballerische Zukunft.

© A.Klaer

Potsdam-Mittelmark: Schwärmen mit Ottmar Hitzfeld

In Teltow wurde ein Sky-Service-Center eröffnet. Zu Gast war ein bekannter Werbeträger des Senders

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Teltow - Und plötzlich ist er da, der „General“. Der Mann, der Fußballerherzen höher schlagen lässt. Ottmar Hitzfeld. Zwei Champions-League-Titel, siebenmal deutscher Meister, erfolgreichster Trainer der Bundesliga – am Donnerstag zu Besuch in Teltow. Im neuen Service-Center des Bezahlfernsehsenders Sky steht er und schaut auf seine Schuhspitzen. Niemand wagt sich an die Legende heran. Eine Minute, fast zwei vergehen, bis der Erste endlich das Schweigen durchbricht: Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) stürmt nach vorn. „Guten Tag, Herr Hitzfeld.“

Am Donnerstag hat der Bezahlsender Sky in der Teltower Oderstraße sein neues Kunden-Center eröffnet. In Zusammenarbeit mit dem britischen Dienstleistungsunternehmen Serco und der Unterstützung der ZukunftsAgentur Brandenburg konnten 120 neue Mitarbeiter angesiedelt werden. Bereits im Oktober hatten die ersten 39 Berater ihre Arbeit aufgenommen. Eine Weihnachtsfeier gab es schon, mit der offiziellen Eröffnungsfeier sorgte Sky nun auch für den gewissen Glamour-Faktor vor Ort.

Hitzfeld, der aktuelle Schweizer Nationalmannschaftstrainer, ist für den Fernsehsender als Experte tätig. Kurzerhand wurde der 64-Jährige aus München eingeflogen, sagte Sky-Sprecher Dirk Grosse. „Wir bringen unsere Experten gerne in die Region.“ Raus aus dem Studio, dorthin, wo ebenfalls eine wichtige Arbeit des Bezahlfernsehsenders geleistet wird, in die Kundencenter. So kam es, dass auch Fußballer Franz Beckenbauer nach Schwerin reiste, wo der Sender ein weiteres Callcenter mit 700 Mitarbeitern führt.

„Dass so ein Promi wie Ottmar Hitzfeld, nach Teltow kommt, ist eine große Wertschätzung für uns“, sagte Bürgermeister Schmidt. Er bot dem Trainer eine Ehrenbürgerschaft an. Hitzfeld interessierte sich im Gegenzug für Teltows Fußballer. „In welcher Liga spielt Teltow?“, fragte die Fußballkoryphäe. Eine Frage, die Schmidt lieber nicht gehört hätte, so lenkte der Bürgermeister schnell von der Landesklasse ab: „Wenn man sich Hoffenheim anguckt – was mit einem potenten Partner alles möglich ist“, geriet Schmidt ins Schwärmen über den Klub, der es mithilfe der Millionen von SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp in die Bundesliga geschafft hat. Hitzfeld hatte einen anderen Rat: „Wenn der Bürgermeister in bisschen Geld in die Hand nimmt, dann kann das auch klappen.“ Am Trainer liege es meist nicht. Schmidt erkundigte sich nach einem Probetraining für den TFV, bevor Hitzfeld auf die Bühne gerufen wurde.

In Teltow hat sich Sky im sogenannten Kontorhof angesiedelt. Das U-förmige Gebäude wurde 1996 von der Commerzbank in der Oderstraße gebaut. Zuletzt stand die gut 9000 Quadratmeter große Bürofläche leer. Jetzt sollen die Berater von hier aus einen Teil der Kundenbetreuung übernehmen. Sukzessive soll der Standort wachsen. Für die kommenden Jahre sind mehrere Hundert neue Stellen geplant. Man habe sich für Teltow aufgrund der erfahrenen Arbeitskräfte vor Ort und der Nähe zu Berlin entschieden.

An langen Tischen in rot und weiß gestrichenen Räumen, die mit Filmplakaten und Filmzitaten dekoriert sind, werden die Berater vom Computer aus E-Mails, Briefe, Faxe oder Anrufe von Zuschauern beantworten. Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan betonte, wie wesentlich ihre Arbeit sei. „Was wir hier machen, scheint unwichtiger als die Bundesliga oder ein Hollywoodfilm. Aber für unser Unternehmen ist es genauso wichtig.“

Die Vertreter vom Land, Steffen Kammradt von der ZukunftsAgentur und Peter Schumacher aus dem Wirtschaftsministerium sicherten Sullivan weitere Unterstützung zu. Das Servicecenter sei ein Baustein im Medienband Berlin-Teltow- Babelsberg, sagte Schumacher.

Aufgebaut wurde das Call-Center vom britischen Unternehmen Serco. Es sei das erste Mal, dass der Dienstleister sich in Deutschland betätige, sagte Serco-Manager Jerry Benson. Der Engländer und Fan der Fußballer von Manchester-United ließ es sich nicht nehmen, Trainer Hitzfeld auf die größte Niederlage seiner Karriere anzusprechen: dem verpatzten Champions-League-Finale der Bayern im Jahr 1999. Erst in letzter Minute ging das Spiel gegen die Engländer 2:1 verloren.

„Ich habe danach nächtelang nicht geschlafen“, gestand Hitzfeld. „Es war bitter, denn wir waren die bessere Mannschaft.“ Hinterher habe er sein Team ermahnt, in Zukunft härter an sich zu arbeiten. „Disziplin ist wichtig“, so Hitzfeld. Das habe er auch dem umstrittenen Bayern-Spieler Stefan Effenberg nach seiner Alkoholfahrt beibringen müssen. Hitzfeld kürzte ihm den Lohn.

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