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Potsdam-Mittelmark: Schweißfrei zur Arbeit

Sieben Teltower Beamte steigen acht Wochen lang vom Auto aufs Pedelec um

Von Eva Schmid

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Teltow - Aufgeregt warten die sieben Mitarbeiter des Landratsamtes vor ihrem Dienstsitz in Teltow. Dann kommt der große Wagen auf den Parkplatz gerollt, darin schicke Pedelecs, Fahrräder mit Elektroantrieb. Acht Wochen lang dürfen die Beamten die Räder zur Probe fahren, sie sollen ihren Arbeitsweg statt mit dem Auto mit dem Rad zurücklegen.

Das Projekt „E-Bike Pendeln“ stammt von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Sie will in einer zweijährigen Studie herausfinden, ob Elektroräder für Pendler geeignet sind. „Es geht um Hindernisse, aber auch Anreize beim Umsteigen auf ein Pedelec“, erklärt Katja Kreuziger vom Deutschen Institut für Urbanistik, das mit der Senatsverwaltung das Projekt koordiniert. In vier Testphasen – am gestrigen Montag ist die zweite angelaufen – werden bis Mitte des nächsten Jahres die Erfahrungen der Probefahrer gesammelt.

Danach werten Wissenschaftler des Braunschweiger Instituts für Transportation Design die Daten aus. 1,4 Millionen Euro lässt sich der Senat das Projekt kosten – gerade Pendler, die täglich vom Umland in die Hauptstadt beziehungsweise aus Berlin oder Potsdam ins Umland fahren, sollen aufs Rad umsteigen.

„Ich überlege schon lange, mir so ein E-Bike anzuschaffen“, sagt der Landratsamtsmitarbeiter Frank Schwerdtfeger. Er ist einer der Testfahrer. Der 54-Jährige wohnt in Potsdam, zu seinem Teltower Arbeitsplatz legt er täglich fast 30 Kilometer zurück. „Ich frage mich, ob man mit dem Pedelec wirklich nicht verschwitzt zur Arbeit ankommt“, sagt Schwerdtfeger und schwingt sich zur Probefahrt auf den Sattel.

Wer die Gangart „Turbo“ einstellt, ist rasant unterwegs. Das mache auch am meisten Spaß, erklärt ein Zweiradmechaniker bei der Einweisung. Doch wer auf Turbo-Stufe rast, dessen Akku hält nur rund 30 Kilometer. Je nach Gangart könne mit Elektroantrieb bis zu 60 Kilometer weit gefahren werden.

Insgesamt 75 Leihräder stellt ein Berliner Fahrradladen zur Verfügung – neben den Beamten werden Angestellte weiterer acht Betriebe zu Testfahrern. Wem das Leih-Pedelec gefällt, der kann es nach dem Test für 2000 Euro kaufen.

Nicht nur Schwerdtfeger, auch seine sechs Arbeitskollegen spielen mit dem Gedanken, dann zuzuschlagen. Die Elektroräder sind in Mode, die Verkaufszahlen steigen. Im August 2014 waren laut Senatsverwaltung über 1,8 Millionen Pedelecs in Deutschland unterwegs. Die Räder mit Elektroantrieb würden aber noch meist für Freizeitfahrten genutzt.

Um Pendlern das Umsteigen schmackhaft zu machen, wird das Probefahren gefördert. In dem auf zwei Jahre angelegten Projekt sollen auch Kommunen dafür sensibilisiert werden, sichere Abstellplätze für teure E-Bikes zu schaffen. In Teltow hat das bereits funktioniert: Hier hat die Stadtverwaltung Brandenburgs erste öffentliche Pedelec-Station vor dem S-Bahnhof errichten lassen. Eva Schmid

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