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Potsdam-Mittelmark: Schwielowsee übernimmt den Wentorfgraben nicht

Gemeinde hätte das Kleinod kostenlos bekommen können, fürchtet aber hohe Sanierungskosten

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Schwielowsee - Er versandet und verwildert immer mehr: Der Wentorfgraben zwischen dem Petzinsee und dem Schwielowsee wird zunehmen zum Sorgenkind – und wird es künftig wohl auch bleiben. Denn die Gemeindevertreter haben auf ihrer Sitzung am Mittwochabend mit einer knappen Mehrheit gegen eine kostenlose Übernahme des Gewässers gestimmt.

Den Wentorfgraben hatte jüngst das Finanzministerium der Gemeinde angeboten. Er war bisher und bleibt nun auch weiterhin im Besitz der Bodenverwertungs- und verwaltungs GmbH, die im Auftrag des Bundes in den ostdeutschen Bundesländern ehemals volkseigene land- und forstwirtschaftliche Flächen sowie andere Vermögenswerte privatisiert. Seit Jahren ist an dem Graben nichts mehr gemacht worden, lediglich der Zu- und Ablauf wurde gesichert. Links und rechts des Grabens ragen efeubewachsene Bäume in die Höhe, das Ufer ist voller Gestrüpp – ein kleiner Urwald.

Um das Kleinod, durch das hauptsächlich Kanuten oder kleinere Motorboote fahren, zu erhalten, müsste viel Geld in die Hand genommen werden. Das zumindest sagt die Verwaltung. „Vor Jahren hatten wir vor, den Graben zu sanieren, aber haben dafür keine Fördermittel bekommen“, sagte Kämmerin Ute Lietz.

Ein vor vier Jahren erstelltes Sanierungskonzept des 480 Meter langen Kanals sah vor, den Uferbereich als Rückzugsort und Habitat für viele Pflanzen und Tierarten wiederherzustellen. Das Ufer wurde unter anderem durch den Wellenschlag der vielen vorbeifahrenden Motorboote abgetragen. Kostenpunkt für die Sanierung: etwa eine halbe Million Euro.

„Der Wentorfgraben kostet uns auf Dauer zu viel Geld, das können wir uns nicht leisten“, sagte die Linke-Gemeindevertreterin Lisa Stoof. Auch die Fraktion des Bürgerbündnis Schwielowsee stimmte gegen die kostenlose Übernahme. „Es ist ein schönes Fleckchen Erde“, sagte Karsten Grunow von den „Unabhängigen Bürgern“, jedoch wäre eine Sanierung frühestens in zwei bis vier Jahren möglich, wenn der Gemeindehaushalt besser gefüllt sei.

Doch ob dann wirklich genügend Geld für den Stichkanal übrig ist, bezweifelt Kämmerin Lietz. Mit der kostenlosen Übernahme des Caputher Sees habe man genügend zu tun: Die Gemeinde will künftig dessen Wasserqualität verbessern.

Kritik an der Entscheidung kommt hingegen von der SPD: „Um den Wentorfgraben zu erhalten, muss man nicht viel mehr machen, als wir bereits tun“, so SPD-Gemeindevertreter Martin von Simson. Bereits jetzt würde die Gemeinde die Kosten tragen, wenn Bäume umknickten. Man habe zwar ein Vorkaufsrecht, wenn ein Privateigentümer den Kanal kaufen wolle, „aber dann müssen wir dafür zahlen, jetzt ist er kostenlos“. Auch in der Listenvereinigung CDU/FDP/UBS gab es einige Gemeindevertreter, die gerne das wilde Kleinod in Gemeindeeigentum überführt hätten. es

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