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Potsdam-Mittelmark: Schwielowsee vom Bahnnetz abgeschnitten Politiker und Pro Bahn warnen vor den Folgen einer Stilllegung der Regionalbahnlinie 22

Michendorf / Schwielowsee - Es ist ein wichtiger Zubringer aus der Region in die Innenstadt von Potsdam: Von Caputh ist man mit dem RB 22 in 11 Minuten auf dem Hauptbahnhof, von Ferch-Lienewitz aus sind es 15 und von Seddin 20 Minuten. Nach Potsdam-Charlottenhof geht es noch 3 Minuten schneller, da ist die Bahn sogar aus Michendorf noch eine attraktive Alternative zum Bus.

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Michendorf / Schwielowsee - Es ist ein wichtiger Zubringer aus der Region in die Innenstadt von Potsdam: Von Caputh ist man mit dem RB 22 in 11 Minuten auf dem Hauptbahnhof, von Ferch-Lienewitz aus sind es 15 und von Seddin 20 Minuten. Nach Potsdam-Charlottenhof geht es noch 3 Minuten schneller, da ist die Bahn sogar aus Michendorf noch eine attraktive Alternative zum Bus.

Dieselbe Region, in der Potsdamer Kommunalpolitiker gern eine Ortsumgehungsstraße bauen möchten, soll womöglich vom Bahnnetz teilweise komplett abgekoppelt werden: Die Bahnhöfe in Ferch-Lienewitz, Schwielowsee-Caputh und Schwielowsee-Geltow würden ihre Funktion verlieren, Personenzüge würden hier nicht mehr halten.

Von 5 bis 21 Uhr verkehren die Züge auf der Strecke Potsdam-Schönefeld derzeit im Stundentakt. Die Bürgermeisterin von Schwielowsee, Kerstin Hoppe (CDU), hatte sich in der Vergangenheit vergeblich dafür eingesetzt, die Fahrzeiten in die späten Abendstunden auszuweiten, damit auch späte Busanschlüsse nutzbar werden. Zu wenig Fahrgäste, lautete da schon das Argument der Bahn. Im Zuge der Kürzungen von Regionalisierungsmitteln des Bundes stehen nun offenbar all jene Strecke zur Disposition, bei denen das „Kosten-Nutzen-Verhältnis“ nicht stimmt. Darunter könnten auch die 67 Kilometer Gleis des traditionsreichen „Sputniks“ fallen.

Kerstin Hoppe ärgerte sich gestern, wie die Diskussion an die Öffentlichkeit gelangte, ohne dass die Gemeinde Schwielowsee von offizieller Seite Kenntnis hatte. „Gerade im Berufsverkehr in Richtung Potsdam ist das eine wichtige Strecke“, sagte Hoppe. Aber auch die Hoffnungen, die die Region mit dem Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld verband, wären damit begraben.

Ihre Parteifreundin, Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche, sprach von einer „völlig falschen Weichenstellung“ in ihrem Wahlkreis: Bis zur Fertigstellung des BBI im Jahr 2010 würde sogar mehr Schienenverkehr benötigt. Der RB 22 sei aber auch touristisch eine wichtige Route zwischen Potsdam und seinem Umland.

Doch auch Reiche hält vor allem die Berufspendler für ein Problem. Axel Zinke, Bürgermeister von Seddiner See, schließt sich der Kritik an: „Eine ganze Anzahl von Bürgern nutzen den Zug, um zur Arbeit nach Potsdam aber auch nach Schönefeld zu kommen.“ Er sprach sich „massiv gegen eine Stilllegung“ aus.

In Michendorf sieht man die Sache zwar etwas gelassener, hier gibt es eine Reihe von ÖPNV-Alternativen. Verärgert zeigt sich der Vorsitzende des gemeindlichen Verkehrsausschusses, Peter Pilling (PDS), aber schon. Schulklassen, Kitas und der Hort hätten die Strecke mit schönen Panoramen für Ausflüge nach Potsdam genutzt, auch mit dem Flughafenausbau hatte Michendorf Hoffnungen verbunden. Pilling verweist zudem darauf, dass damit in Michendorf der RE 7 und die RB 33 einen Teil ihrer Zubringerfunktion verlieren würden.

Für Dietmar Dalbogk, Landeschef des Fahrgästeverbands „Pro Bahn“ Berlin-Brandenburg, steht fest, dass verlorene Fahrgäste des RB 22 kaum für Busse zu gewinnen sein werden: „Erfahrungsgemäß gibt es nur 10 bis 30 Prozent solcher Umsteiger. Und Brandenburg ist mit 80 Prozent ja hochmotorisiert.“ Im Klartext: Die Berufspendler werden auf das Auto umsteigen, der Entlastungseffekt für den Stadtverkehr geht verloren.

Für Dalbogk ist das Kernproblem, dass die wegfallenden Regionalisierungsmittel des Bundes nicht aus anderer Quelle gedeckt werden. Die Möglichkeit sei durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer am 1. Januar gegeben, von der ja auch die Länder profitieren. „Aber die entscheidenden Personen sind alles Dienstwagenfahrer.“Henry Klix

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