Potsdam-Mittelmark: Schwierige Rückkehr zu den Wurzeln
Das Teltower Stadtfest hat als Musik- und Partyshow in der Altstadt keine Bühne mehr
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Teltow - Wohin mit dem Teltower Altstadtfest im nächsten Jahr? Eigentlich gilt die Frage als längst beantwortet, da das Motto des diesjährigen Festes im Ausweichquartier TechnoTerrain, lautete: „Willkommen in der Altstadt 2008“. Denn Obdach hatte der größte innerstädtische Gewerbepark dem Traditionsfest nur für die Zeit der Bauarbeiten in der Altstadt gewährt. Daher galt es seit dem letzten Jahr als sicher, dass wieder in der ehrwürdigen Kulisse der Altstadt gefeiert wird.
Doch nun wurden im Sozialausschuss am Montag erneut Bedenken laut, dass das Areal für Rockkonzert und Rummel nicht mehr geeignet scheint. Anlass war ein Brief, den Anwohner an Ausschussmitglieder und die PNN richteten. „Fand das Altstadtfest noch 1990 in einer Ruinenlandschaft statt, so zwingen die aufwändigen und liebevollen Gebäudesanierungen vieler Altstadtbewohner zu mehr Rücksicht“, heißt es in dem Schreiben. „Notorische Meckerköpfe“ seien sie nicht, versichern die Briefschreiber und zum Beweis unterbreiten sie gleich mehrere Vorschläge für eine Teltower Festkultur, „die den Gästen viel bietet und dennoch Altstadtbewohner nicht vergrämt“. So solle der zeitliche Rahmen auf zwei Tage beschränkt und nicht länger als bis 22 Uhr gefeiert werden. Vorstellen können sie sich eine Neuauflage des 1. Altstadtfestes mit Schauspiel, Artistik, Tanz- und Sportshows, außerdem eine musikalische Palette, die von Klassik über Schlager bis zur Volksmusik reicht. Auch ein bisschen vom Flair des „Tages der offenen Höfe“ wünschen sich die Anwohner, mit Kunst- und Kunsthandwerkermarkt und mehr Mitmach-Angebote für Kinder und Jugendliche. Als „gänzlich unpassendes Korsett, das den Altstadtbürgern aufgenötigt wurde“, kritisieren die Anwohner die vergangenen Feste in den Altstadtmauern. Zudem meinen sie, sei der Sinn dieser Feste nicht recht erkennbar gewesen, weshalb man darüber nachdenken sollte, für künftige Veranstaltungen ein Thema vorzugeben.
Umstritten ist der Charakter des Festes auch bei anderen Teltowern. Während sich die einen nach einem anheimelnderen Fest sehnen, bevorzugen andere Partystimmung. Daher sinnierte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) am Montag darüber nach, ob man mit den lautstarken Festelementen in die Teltowkanalaue oder an die neue Nordspange ausweichen sollte. Ausschusschef Eberhard Derlig (FDP) stichelte: „Will man Rummel als Stadtfest?“ Schmidt widersprach: „Auch in der Rheinstraße war es kein Rummel!“ Zwar habe es nach jedem Fest regelmäßig Beschwerden der Anrainer wegen des Lärms gegeben, aber der Bürgermeister kann sich trotzdem vorstellen, wieder in der Rheinstraße zu feiern. Klar ist ihm dabei aber, dass das Areal sich in den nächsten Jahren verändern wird. Denn wo jetzt noch freie Flächen sind, könnten bald Kräne und neue Bürobauten stehen. Derlig drängte daher, die Frage des Festplatzes schnell zu klären, auch im Interesse der Agentur Brando.
Brando-Chefin Stefanie Herfurth hatte in der Sitzung bereits erste Skizzen zum neuen Fest in der Altstadt vorgestellt. Doch mit einem Budget von 25 000 Euro sei ein gutes Programm kaum umzusetzen. Besonders die Historienstraße mit altem Schauhandwerk und das Familienareal rund um die Andreaskirche seien teuer. Hinzu käme die Einschränkung auf zwei Tage, was die Einnahmen mindere. Auch das Interesse von Sponsoren für ein Fest in der Altstadt sei nicht groß: Das bisherige Finanzmodell werde nicht ausreichen, meinte Herfurth. Eine unbekannte Größe sei zudem die Besucherzahl. „Wir bekommen in der Altstadt ein Problem mit den Menschenmassen“, prophezeite Herfurth.
Fazit von Linke-Vertreterin Cornelia Harnack: „Das ist wie mit dem Zauberlehrling - die Geister, die man rief wird man nun so schnell nicht wieder los.“ Vorerst wollen alle Fraktionen das Für und Wider der beiden Festvarianten nochmals beraten. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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