Potsdam-Mittelmark: Schwimmbad, Toiletten und ein Theater Teltower entscheiden über den Bürgerhaushalt
Teltow - Nein, wunschlos glücklich sind die Teltower nicht: Hier fehlt eine Schwimmhalle, dort ein Theater und auch ein Aussichtsturm wäre nicht schlecht. Im Winter mangelt es an einem Rodelberg und überhaupt gibt es zu wenige Blitzer, Spielplätze und Mülleimer in der Stadt.
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Teltow - Nein, wunschlos glücklich sind die Teltower nicht: Hier fehlt eine Schwimmhalle, dort ein Theater und auch ein Aussichtsturm wäre nicht schlecht. Im Winter mangelt es an einem Rodelberg und überhaupt gibt es zu wenige Blitzer, Spielplätze und Mülleimer in der Stadt. Doch das kann sich bald ändern.
Am Montag wird das Abstimmungsverfahren zum ersten Bürgerhaushalt Teltows eröffnet. Dann haben alle Einwohner ab 14 Jahren die Qual der Wahl: Sie können per Internet oder Post aus 121 Vorschlägen ihre liebsten fünf wählen. Das sagte Stadtsprecherin Andrea Neumann am Dienstag im Rathaus. Damit sich viele beteiligen, sollen die Stimmzettel mit dem Amtsblatt verschickt werden. Auch im Rathaus, der Bibliothek und im Familienzentrum werden sie ausliegen. Zeit ist bis Ende Juli. Anschließend sollen die Stadtverordneten über die zwölf meistgenannten Wünsche beraten.
Neben einem Schwimmbad und einem Theater stehen auch mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt zur Wahl, außerdem mehr Filmvorführungen, ein Tennisplatz, ein Trimmdichpfad am Teltowkanal, mehr Sitzbänke, Radwege, Bolzplätze und auch eine Toilette am S-Bahnhof. Auch Kurioses, wie DNA-Proben von Hundekot, haben es auf die Liste geschafft - ein Vorschlag, der durchaus umsetzbar wäre.
Nach ersten Berechnungen des Teltower Kämmerers Rico Kasten könnten die Ausgaben für die aufwendige Registrierung aller Hunde und die Kontrolle der Haufen durch entsprechend hohe Strafen refinanziert werden. Mehr Sorgen als der DNA-Test bereitet dem Finanzchef indes der Wunsch nach einer Schwimmhalle. „Wir reden da über mehrere Millionen."
Trotzdem wurde in der Vorschlagsphase ganz bewusst kein Kostenrahmen gesteckt, erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). So erreichten das Rathaus Anfang des Jahres insgesamt 577 Vorschläge. Sie wurden im Vorfeld der Abstimmung von einem Redaktionsteam zusammengefasst. „Die Bandbreite war faszinierend", so Schmidt.
Mit im Redaktionsteam saß neben dem Bürgermeister auch Richard Borries. Der 46-Jährige hatte sich mit zwei anderen Teltowern freiwillig für die Aufgabe gemeldet. „Ich kann nicht immer nur meckern, ich wollte selber etwas tun", sagte Borries. Gemeinsam wurden alle eingegangenen Wünsche diskutiert und sortiert – einige wurden von der Verwaltung auf dem kurzen Dienstweg bereits erfüllt oder dem Bauhof als Aufgabe mitgegeben. Tatsächlich unerfüllbare Wünsche wurden per Brief freundlich zurückgewiesen. Zum Beispiel der nach einem Verbot zum Bau neuer Altersheime oder einer militanten Bürgerwehr.
Alle Wünsche, die mit Recht und Gesetz vereinbar waren, haben es auf den Stimmzettel geschafft – darunter auch einige, die für Furore sorgen könnten. So steht es den Teltowern frei, gegen eine S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf zu stimmen. Auch die Erhebung einer Pferdesteuer steht zur Wahl sowie die Erhöhung der Hundesteuer. Und wenn schon kein Geld zum Bau eines Schwimmbades da ist: Zumindest ein Dach für das nahe Freibad Kiebitzberge in Kleinmachnow wird doch wohl drin sein? Tobias Reichelt
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