
© Tobias Reichelt
Potsdam-Mittelmark: Schwitzen für die Superwahl
Riesen-Wahlzettel, doppelt so viele Kabinen und Brötchen: Wie Kleinmachnow den Wahltag vorbereitet
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Kleinmachnow - Gewählt wird im Uhrzeigersinn. „Alles andere sorgt nur für Chaos“, ruft Sybille Krabiell durch den Toberaum der Kleinmachnower Kita-Freundschaft. Energisch wedelt die Wahlhelferin mit einem Arm durch die Luft: Die drei Wahlurnen müssen nach links, der Tisch mit dem Wählerverzeichnis nach rechts. „Sonst geht hier am Sonntag alles kreuz und quer“, erklärt sie Hausmeister Daniel Schenk. Ein kurzes Nicken und im Handumdrehen ist das Wahllokal neu sortiert. „Ich mach das bestimmt schon 20 Jahre“, sagt Krabiell. „Glauben Sie mir, so wird es laufen.“
Am morgigen Sonntag wird gewählt – die Vorbereitungen beginnen Wochen vorher: Wahlkabinen mussten aus Kellern und Lagerräumen gekramt werden, Wahlurnen werden abgestaubt und anschließend an die Wahllokale verteilt. Meist sind es die Hausmeister der Kommunen, die in den Tagen vor und auch am Wahlsonntag selbst für einen geregelten Ablauf sorgen und die Wahlhelfer mit Kuchen, frisch belegten Brötchen, Getränken sowie ausreichend Stimmzetteln, Lupen und Kugelschreibern versorgen. Mit dabei ist auch wieder der Kleinmachnower Hausmeister Schenk.
Noch sechs Wahllokale hat der 38-Jährige am Freitagmorgen auf seiner Liste. Einige andere sind schon abgehakt, zeigt er stolz. „Heute geht alles schon etwas schneller“, sagt Schenk. Früher hätten sie zum Beispiel die alten Wahlkabinen nur zu zweit aufbauen können. Seit einigen Jahren gibt es in Kleinmachnow neue Kabinen aus grauem Plastik. Einmal klappen hier, einmal klappen dort und schon steht die Kabine. An einer Schnur baumelt schon der erste Kugelschreiber. „Dann noch die Schreibunterlage rein und gut ist“, sagt Schenk.
Insgesamt 15 Wahllokale müssen so Stück für Stück in Kleinmachnow auf- und nach der Wahl auch wieder abgebaut werden, sagt Wahlleiter Hartmut Piecha. Auch er ist an diesem Morgen in Kleinmachnow unterwegs, um alles für die Superwahl abzunehmen: Die Mitglieder des europäischen Parlaments, den Kreistag und auch die Gemeindevertretung können die Kleinmachnower wählen. Erstmals dürfen auch 16- bis 18-Jährige bei den beiden Kommunalwahlen mitstimmen. „Wir haben mehr Wahlkabinen aufstellen lassen als sonst“, sagt Piecha. Statt drei stehen nun sechs Kabinen in jedem Wahllokal – auch weil die Wahlzettel enorme Ausmaße haben.
65 mal 55 Zentimeter misst allein der Zettel für die Kleinmachnower Gemeindevertretung. Er ist damit fast so groß wie eine aufgeschlagene PNN. „Nicht erst in der Kabine anfangen zu lesen“, rät Wahlleiter Piecha. Denn es dauert ein wenig: 122 Kandidaten für 28 Sitze im Gemeindeparlament stehen in Kleinmachnow zur Wahl. Anders als Michendorf fehle kein Name, so Piecha. „Wenn doch, wäre das der Super-Gau. Dann könnte ich meinen Posten abgeben.“
Schlau war, wer sich die Stimmzettel bereits per Briefwahl nach Hause schicken lassen hat: In Kleinmachnow haben davon bereits 2680 Wähler Gebrauch gemacht. Im Teltower Rathaus sind bislang 1950 Briefe eingetroffen, in Stahnsdorf gut 1400. Sie werden am Sonntag zusammen mit allen anderen Wahlzetteln ab 18 Uhr geöffnet, beginnend mit der Europawahl. Anschließend wird der Kreistag und die Gemeindevertretung ausgezählt.
Mindestens bis Mitternacht werden die Wahlhelfer in Kleinmachnow beschäftigt sein, schätzt Wahlleiter Piecha. Es könnte schneller gehen, hätten sich diesmal mehr Helfer gemeldet. Gerade acht Personen pro Wahllokal hat Piecha zur Verfügung, besser wären zehn. Auch in Teltow wurden zuletzt noch vier Helfer gesucht – sie haben sich inzwischen gemeldet, hieß es am Freitag aus dem Rathaus.
Dringender ist die Not indes in Stahnsdorf: „Ja, die Gemeinde braucht weiterhin Wahlhelfer“, sagt Rathaussprecher Stephan Reitzig. Um sie zu locken, wurde ihre Entschädigung nun von 21 auf 30 Euro angehoben. Freiwillige können sich selbst am heutigen Samstag im Rathaus unter Telefon (03329) 646219 melden.
„Das kann auch Spaß machen“, sagt Wahlhelferin Sybille Krabiell. Inzwischen kenne sie viele Wähler und auch einige ihrer Marotten: Männer ließen sich gerne etwas mehr Zeit beim Wählen. Einige Frauen hingegen bitten ihren Mann noch aus der Wahlkabine heraus um eine Entscheidungshilfe. „Das geht natürlich nicht“, sagt Krabiell.
Dann wirft sie noch einen letzten Blick in ihr Wahllokal, bevor Hausmeister Schenk die Tür verschließt. Am Sonntagmorgen um acht geht hier das Wählen los.
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