zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Sebastian, siebzehn, Fahrschüler

Führerschein schon ein Jahr früher: Fragen und Antworten bei einer hoffnungsvollen Fahrstunde in Werder

Stand:

Werder - Voriges Jahr machte er ein Ferienpraktikum im Skoda-Autohaus, jetzt ist Sebastian Giese siebzehn und einer der ersten Fahrschüler, die von der Regelung Gebrauch machen, die Fahrerlaubnis schon jetzt zu erwerben. Es ist die neunte Fahrstunde bei Ulrich Stengel von der Fahrschule Werder. Der Sprühregen hat die Straßen spiegelglatt werden lassen, die Hauptstraßen sind aber frei. Sebastian setzt sich hinters Steuer des VW. „Meine Eltern fahren Skoda. Ist motormäßig ein Haus, kenn ich.“

Er startet gelassen, der Blick des Fahrlehrers wandert zwischen Fahrbahn und Spiegeln. Als der Wagen Werder verlässt, lobt Ulrich Stengel seinen Fahrschüler, „der ist wirklich ein Naturtalent". Sebastian schaltet in den nächsten Gang, die Fahrbahn fest im Blick.

Ulrich Stengel hatte gleich nach Bekanntwerden der 17-Jahre-Regelung zu einer Infoveranstaltung mit Interessenten und deren Eltern eingeladen. Sebastian hat sich sofort zur Fahrschule angemeldet. Er käme gut klar und hätte auch als Beifahrer offensichtlich nicht geschlafen, sagt Stengel. Sebastian bestätigt: „Mit Straßenverkehrsregeln und Technik habe ich kein Problem, aber die Koordinierung beim Schalten und Kuppeln “ Stengel beruhigt, „das geht mit jeder Fahrstunde besser“. Übungssache.

Er weist Sebastian ein zur Fahrt in die Landeshauptstadt, auf der dreispurigen Breiten Straße gibt er Tipps, wie sich das verhält mit Mittel- und Richtungsspur. Über Lange Brücke und Heinrich-Mann-Allee geht es über den Horstweg in tückische Nebenstraßen von Babelsberg. Sebastian nimmt“s gelassen.

Er erzählt, dass die Regelung „Führerschein mit 17“ genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen ist. In der 11. Klasse seien die Weichen gestellt, aber es gebe noch nicht den Stress, Punkte für die Prüfungen machen zu müssen – er könne gut nebenher Fahrstunden nehmen, die Fahrschule würde sich auch mit den Anfangszeiten einstellen. Energisch gibt Sebastian Wasser auf die milchige Windschutzscheibe, über“s Erzählen hat er die ganze Zeit „trocken“ gewischt.

Dann Einfahren ins Parkhaus, eine kleine Lücke zwischen zwei Autos und einem Pfeiler. Im zweiten Anlauf nimmt Sebastian den Parkplatz elegant, dann muss er raus zum Kassenautomaten. Derweil gibt Stengel Auskunft. „Meine jungen Schüler sind nicht begabter als die anderen Fahrschüler, die meisten beginnen bei Normalnull, Ausnahmen gibt''s immer, Sebastian ist so eine.“

Er übernehme gern soziale Verantwortung, sagt der Fahrlehrer. Da ließe sich bei jungen Menschen halt besser Signale setzen. Und ihm mache es Spaß mit den ganz Jungen. Mehr Einnahmen, weil mehr Schüler, scheine auf den ersten Blick so, aber es sei halt eine Vorverlagerung – in zwei, drei Jahren wären die so und so seine Klientel geworden.

Sebastian hat seinen Chip inzwischen entwertet, parkt vorsichtig aus, bevor er den ersten Gang einlegt, An der Schranke muss er allerdings einen sehr langen Arm machen, hat sich verschätzt im Abstand ... Auf der Ausfahrtsstraße Richtung Werder zeichnet sich auf der rechten Spur so was wie ein Stau ab. Stengel weist Sebastian rechtzeitig ein, vorausschauend langsamer zu fahren, um elegant die Spur zu wechseln – ohne zu bremsen und so, dass der nachfolgende Verkehr ihn mühelos in der linken Spur aufnimmt.

Magda Gressmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })