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Gut sortiert. Was den Kunden noch fehlt, kann Marktleiterin Susanne Bässgen nachbestellen. Ende März eröffnete das Seddiner DORV-Zentrum. Seitdem gibt es endlich wieder eine Einkaufsmöglichkeit im Ort – und Platz für ein Ständchen.

© E. Bellin

Potsdam-Mittelmark: Seddins neue Mitte

Das DORV-Zentrum mit Supermarkt und Café wird gut angenommen. Es ist der einzige Laden im Ort

Von Enrico Bellin

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Seddiner See - Vor der Terrasse des Cafés Seeblick liegt der Seddiner See wie ein glitzernder Spiegel. Im Café trällert ein Frauenchor, daneben kaufen Seddiner und Touristen Wurst und Brötchen. Es herrscht wieder Leben in Seddin, seit das DORV-Zentrum Ende März eröffnet hat.

Die Abkürzung steht für Dienstleistungen und ortsnahe Rundumversorgung. Die hatten die Seddiner verloren, als 2002 ihr Rewe-Markt schloss. Mehrere Konzepte, wieder einen Supermarkt in den Ort mit rund 1 200 Einwohnern zu bekommen, scheiterten. Daraufhin gründeten die Seddiner eine Kommanditgesellschaft und sammelten 50 000 Euro von 135 Gesellschaftern aus dem Ort ein, um im ehemaligen Rewe ein Zentrum mit Supermarkt, Café und einem Gesellschaftsraum zu bauen. „Inzwischen ist hier eine neue Mitte entstanden“, sagt Karl-Heinz Brügmann, einer der drei ehrenamtlichen Geschäftsführer, den PNN. Mütter kommen mit ihren Kindern aus der Kita um die Ecke, um nachmittags ein Eis zu essen und sich ein Buch aus der Tauschecke zu nehmen. Wöchentlich gibt es einen Rentnertreff, auch der Chor des DORV-Clubs singt hier regelmäßig. Im Garten stehen Fittnessgeräte, dazu gibt es eine Boule-Bahn.

Der Markt bietet auf 125 Quadratmetern alles, was man zum Leben braucht. „Wenn die Kunden etwas brauchen, was wir nicht im Sortiment haben, können wir es ihnen zum nächsten Tag bestellen“, sagt Marktleiterin Susanne Bässgen. Bis acht Uhr abends kann sie Bestellungen beispielsweise für frische Pfifferlinge oder den Braten für die Familienfeier aufgeben. Wer nicht auf sein Lieblingswaschmittel verzichten möchte, könne auch das in das Sortiment aufnehmen lassen.

Anfängliche Sorgen sind dahin. Der Laden finanziert sich bereits von allein. „Zu Beginn hat uns geholfen, das wir die ersten waren, die mit frischem Beelitzer Spargel beliefert wurden“, sagt Karl-Heinz Brügmann. Dafür arbeiten sie mit dem Klaistower Hof von Buschmann & Winkelmann zusammen. Weitere Lieferanten sind die Beelitzer Frischei GmbH, Werderfrucht, die Wildenbrucher Bäckerei Mende und die Luckenwalder Fleischwaren GmbH. Regionalität wird in Seddin groß geschrieben.

Doch Brügmann wünscht sich steigende Umsätze. „Bisher kommen die Seddiner oft nur für die Dinge, die sie beim großen Wocheneinkauf vergessen haben.“ Nur die Senioren, die keine andere Einkaufsmöglichkeit haben, kaufen alles im Zentrum. „Ich bin mit dem Sortiment hier sehr zufrieden, ohne den Laden müsste mich meine Tochter nach Beelitz oder Michendorf fahren“, sagt die Seddinerin Blanda Amft, die mit ihrem Rollator zum Einkaufen geht.

Um die Wünsche der Seddiner besser einschätzen zu können, haben Karl-Heinz Brügmann und seine Mitstreiter einen Fragebogen entwickelt, der die Zufriedenheit und das Einkaufsverhalten der Kunden erfragen soll. „Unsere Öffnungszeiten von 7 bis 19 Uhr sind ja schon sehr kundenfreundlich“, so Brügmann. Samstags ist bis 14 Uhr auf, selbst an Sonntagen gibt es von 7.30 bis 11 Uhr einen Frühstücksverkauf. Das benachbarte Café ist täglich von 14 bis 19 Uhr geöffnet, Sonntags ab 11 Uhr. Wer vorher ein belegtes Brötchen oder einen anderen Snack will, kann aber einfach im Markt nachfragen.

Der Verbund von Markt und Café habe sich bereits bewährt. Wenn es im Laden frische Heidelbeeren gibt, kann nebenan auch schnell ein Eisbecher mit den Früchten garniert werden. „Nach und nach lernen wir, das Angebot auf diese Weise offener zu gestalten“, sagt die Marktleiterin. Derzeit werde auch daran gearbeitet, im DORV-Zentrum eine Annahmestelle des Paketdienstes DHL aufzubauen. Außerdem soll man zukünftig beim Bezahlen an der Kasse Geld abheben können, wie es große Supermärkte bereits anbieten.

Einzigartig ist der Service, per Telefon oder Bestellzettel seine Einkaufsliste abzugeben. Dann wird der Einkauf innerhalb von Seddin und Kähnsdorf kostenlos ausgeliefert oder auf Wunsch so zusammengestellt, das man ihn schnell direkt an der Kasse abholen kann.

Das Konzept des DORV-Zentrums macht inzwischen Schule. Regelmäßig sind Besucher vor Ort, um sich über das Angebot zu informieren. Im Nachbarort Ferch hat die SPD vorgeschlagen, ein ähnliches Zentrum aufzubauen. Auch für das Wachstum in Seddin, wo mehrere Einfamilienhaussiedlungen gebaut werden, ist der Markt im Ortskern wichtig. „Wir haben schon einige Familien hier gehabt, die ein Haus oder ein Grundstück gesucht haben und sich deshalb unser Angebot angesehen haben“, so Marktleiterin Susanne Bässgen. Die Möglichkeit, die Kinder sonntags hier zum Brötchenholen schicken zu können, sei da ein wichtiger Standortfaktor.

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