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Potsdam-Mittelmark: Segeltraum am Schwielowsee

Zum Bau einer barrierefreien Segelyacht hat Udo Zeller einen Verein gegründet

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Schwielowsee - Udo Zeller braucht einen langen Atem. Der 41-jährige Rollstuhlfahrer will eine Segelyacht bauen – für behinderte Menschen. Schon im Juli 2007 hatte Zeller in den PNN erstmals seine Pläne vorgestellt. Der Heimathafen des Katamarans soll die Marina Ferch werden, deren Betreiber Günter Matz von Anfang an auf die Barrierefreiheit seiner Angebote setzte. Inzwischen ist Udo Zeller einen Schritt weiter – und hat vor allem viele Menschen gefunden, die mit ihm den Behindertensport im Märkischen voranbringen wollen.

Im Dezember konnte er mit 14 Leuten in Belzig einen Verein aus der Taufe heben: „Saildream 1 e.V.“ ist der Name, die Internetdomain ist schon gesichert. Dem integrativen Behinderten- und Jugendsport hat sich der Segelverein in seiner Satzung verschrieben. Vereinsvize ist Christoph Ellerich, Fahrlehrer auf der Straße und im Wasser. Seit drei Jahren bildet Ellerich für die Firma „Rolly Tours“ Rollstuhlfahrer im Sportbootfahren aus. „Rolly Tours“ betreibt in Rheinsberg derzeit Brandenburgs einzige Charterbootstation für Behinderte, ein Vorbild auch für Ferch, wobei das Behinderten-Segeln im Potsdamer Havelrevier ein Novum im Land wäre. Als Vereinsmitglied gewonnen wurde auch Ulla Große, Dozentin der Technischen Fachhochschule Wildau, die das Vorhaben mit ihrer „barrierefreien Gründerwerkstatt“ wissenschaftlich begleiten möchte.

Der Segelkatamaran soll dreizehn Meter lang und sechs Meter breit werden, so dass sieben Leute – geistig und körperlich Behinderte mit ihren nichtbehinderten Freunden oder Familienangehörigen – an mehrtägigen Segeltörns teilnehmen können, sagt Zeller. Es soll auch die Möglichkeit geben, den Segelschein zu erwerben. Eine Million Euro werden für ein solches Boot benötigt. Udo Zeller glaubt selbst, dass es noch ein mehrjähriger Weg ist. Nahziehl ist für dieses Jahr, die 30 000 Euro Planungskosten für ein solches Boot zusammenzubekommen, das für Rollis entsprechend ausgestattet sein muss. Immerhin: 10 000 Euro Anschubfinanzierung konnte Zeller bereits aus dem Europäischen Sozialfonds akquirieren. Erst mit der Planung wird auch klar sein, auf welchen Wassern das Boot verkehren kann. Erst dann kann man auch offensiv für das Projekt werben. Die Firma „Yacht Concepts & Design“ aus Stade hat Erfahrungen mit dem Thema, baute bereits einen barrierefreien Katamaran für die Ostsee, wie der Vereinschef weiß.

Zeller ist selbst begeisterter Wassersportler mit Sportbootführerschein. Und er kennt sich aus auf den Verwaltungsfluren, ist er doch selbst Behindertenbeauftragter des Landkreises Potsdam-Mittelmark. So hat er Erfahrungen im barrierefreien Bauen und im barrierefreien Tourismus sammeln können. Und so hat er inzwischen auch schon bei der Landesregierung vorgesprochen. Starke engagierte Partner benötige er, sagt Zeller. Dass öffentliche Förderungen allein nicht reichen wird, ist ihm bewusst. Seine Zuversicht wird ihn nicht verlassen. Henry Klix

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