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Potsdam-Mittelmark: „Seit 17 Jahren Tradition nicht mehr gepflegt“

Saarmunder Schuldirektorin kündigt Diskussion über den Namen „Walter Hochmuth“ an

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Nuthetal - Lehrer, Erzieher, Eltern und auch Schüler sollen sich im zweiten Schulhalbjahr mit dem Schulnamen „Walter Hochmuth“ auseinandersetzen. Das kündigte die Direktorin der Saarmunder Grundschule, Ute Gehrmann, in einer Stellungnahme an, die nun der Gemeindeverwaltung Nuthetal vorliegt. Wie berichtet, hatte die Bergholz-Rehbrücker Ortsbürgermeisterin Annerose Hamisch-Fischer auf der Gemeindevertretersitzung im Juli kritisiert, dass der ursprünglich der Polytechnischen Oberschule (POS) im Jahr 1982 verliehene Name „Walter Hochmuth“ aus dem Alltagsgeschehen der Schule langsam verschwinde. Der Namenszug der Schule war bereits im Zuge der Sanierung wegen Absturzgefahr entfernt, die Gemeinde Nuthetal als Schulträger jedoch weder befragt noch informiert worden. Annerose Hamisch-Fischer, zur Zeit der Namensgebung Direktorin der Saarmunder POS, hält es jedoch für den falschen Weg, den Namen stillschweigend verschwinden zu lassen.

Walter Hochmuth (1904-79) war 1931 bis 1933 für die KPD Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. Steckbrieflich von den Nationalsozialisten gesucht, emigrierte er, wurde jedoch aus französischer Internierung 1942 nach Deutschland abgeschoben und 1944 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Mit Kriegsende kam er frei. Er baute das Postwesen der DDR mit auf und vertrat das Land später als Diplomat. In Potsdam leitete er in den 60er Jahren die Staatliche Archivverwaltung.

In der Stellungnahme der Schuldirektorin heißt es nun, das seit 17 Jahren an der Grundschule Saarmund keine Traditionspflege hinsichtlich des Schulnamens „Walter Hochmuth“ erfolgt sei. Ihr lägen auch keine Beschlüsse vor, wonach der Schulname 1991 mit der Begründung der neuen Schulform als Grundschule übernommen worden sei. In diesem Sinne gäbe es nur noch eine Grundschule Saarmund. Mit der Namensdiskussion könne man sich zudem erst im zweiten Schulhalbjahr befassen, weil man derzeit alle Kraft unter anderem für die Baumaßnahmen am Schulgelände benötige. Derzeit wird die Schule zu einer „verlässlichen Halbtagsschule mit integrativer Kindertagesbetreuung“ umstrukturiert.

Ausgerechnet auf dem neuen Schulkonzept wird indes der Name „Walter Hochmuth verwendet, auch Zeugnisse neueren Datums sollen diesen Namen noch tragen, erfuhren die PNN. Die Homepage der Schule ist jedoch „namenlos“.

Auf Nachfrage war aus dem Staatlichen Schulamt Brandenburg/Havel zu erfahren, dass es keine gesonderten Regeln gäbe, die eine Namensweitergabe bei Schulformwechsel regeln würden. Das Brandenburgische Schulgesetz regelt lediglich, dass die Schulkonferenz in Fragen der Namensgebung (oder -streichung) zu hören und das Einvernehmen mit dem Schulträger, hier der Gemeinde Nuthetal, herzustellen sei.

„Ich bin dafür, dass eine einhellige Meinung zum Schulnamen gefunden werden muss“, meint Peter Hochmuth, Sohn des 1979 verstorbenen Walter Hochmuth, auf Nachfrage der PNN. „Unsere Familie ist von der Auseinandersetzung mit dem Faschismus geprägt. In Belgien wurden wir 1943 als Familie auseinandergerissen, der Vater zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt", so Peter Hochmuth. Deshalb plädiere er dafür, dass die Saarmunder Schule den Namen seines Vaters weiter würdige. Zu klären sei auch, wo die umfangreiche Dokumentation über das Leben seines Vaters, die es einst an Schule gab, geblieben ist. Grundsätzlich sei er gern zu Gesprächen bereit, so Peter Hochmuth. Ute Kaupke

Ute Kaupke

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