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Potsdam-Mittelmark: Selbst Friedrich II. war begeistert

Walther-Rathenau-Straße in Teltow eingeweiht

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Teltow - Sparsamkeit heißt eine der preußischen Tugenden, weshalb König Friedrich II., alias Herman Lamprecht, am Mittwoch in der Walther-Rathenau-Straße in Teltow selbst vorbeikam, um sich davon zu überzeugen, dass man Straßen auch gut und preiswert bauen kann. „Mir ist zu Ohren gekommen, dass aus der Holperpiste eine Straße geworden ist“, begrüßte der Monarch die Anwohner, Stadtverordnete und Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Denn die Straße, auf die die Anwohner so lange warten mussten, sollte mit Glühwein und selbstgebackenem Kuchen feierlich eingeweiht werden.

Sparsamkeit war nicht das Einzige, was es an diesem Tage zu loben gab, auch die Schnelligkeit der Baufirmen Strabag und Unger wurde gewürdigt. Großes Lob erhielt auch das Planungsbüro Schmihing und Haag, das die Planungen nach den Vorstellungen der Anwohner und der Stadtverordneten umgesetzt hatte, so dass im Gegensatz zur vorhergehenden Planung noch Geld eingespart werden konnte. Hartnäckig hatte vor allem die Anwohnerinitiative für diese Variante gestritten und stärkte damit den Stadtverordneten den Rücken. Die hatten zuvor eine „Minimalvariante“ für Teltows Siedlungsstraßenbau mit Mulden und Asphaltbelag beschlossen. „Solches Wechselspiel zwischen Volk und Regierung“, befand der Preußenkönig, alias Herman Lamprecht, für vorbildlich.

„Anregend“, nannte es Bürgermeister Schmidt und Anwohner Roland Kettner erinnerte daran, dass der Straßenbau nicht ohne Reibungsverluste zwischen Verwaltung und Stadtparlament ablief. Die Verwaltung müsse sich mehr als Dienstleister verstehen, lautete daher Kettners Fazit. Denn die kräftezehrenden Auseinandersetzungen mit dem Bauamt hätten Zeit gekostet und die Anwohner schließlich Geld. So hätte der Bau vor noch einem halben Jahr 86 000 Euro gekostet, rechnete Kettner vor. Doch daraus seien nun 114 000 Euro geworden, da die Mehrwertsteuererhöhung zwischenzeitlich die Preise auf dem Baumarkt angezogen habe. Das wäre den Anwohnern, die 90 Prozent der Straßenkosten selber tragen müssen, erspart geblieben, wenn die Verwaltung mit ihnen an einem Strang gezogen hätte, meinte die Anwohnerinitiative.

Trotz zahlreicher kritischer Bürgerbriefe dazu, vermag jedoch der Bürgermeister „die Kritik gegenüber meinen Mitarbeitern im Bauamt nicht zu teilen“, wie er ihnen kürzlich schriftlich mitteilte. Er versprach aber zur Eröffnung, dass die Straße auch bald mit Bäumen bepflanzt werde. Das war jedoch nicht ganz im Sinne einer Anwohnerfamilie, die gegen Bäume vorm eigenem Haus lautstark protestierte. Grund genug für den Preußenkönig klarzustellen: „Zu meiner Zeit wäre ich mit der Kutsche durchgefahren und hätte bestimmt, wo die Bäume hinkommen“. Nachdenklich sinnierte der Monarch noch, dass die Anwohnerinitiative für ihre Geduld und Ausdauer mit den Behörden eigentlich einen Orden verdient hat. Einen Friedrich-Taler spendete er dann auch für ein Symbol – eine Blumenampel in der Altstadt – die die Anwohner in der Ritterstraße anbringen lassen wollen.

„Die Ampel soll die Mitarbeiter des Bauamtes, nach ihrem Umzug in die Altstadt, daran erinnern, dass man mit Bürgern auch besser zusammen arbeiten kann“, erklärte dazu Initiativensprecherin Margit Larsen. KiG

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