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Potsdam-Mittelmark: Selbsthilfe für Straßenkinder

Neuseddiner Klaus Liebsch will jetzt den ersten Baustein für Ausbildungszentrum in Mombasa setzen

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Seddiner See · Neuseddin - Der Weg durch die Behördenflure kann lang sein, in Kenia ist er noch etwas länger. Über zwei Jahre hat es Schlossermeister Klaus Liebsch gekostet, damit sein Germany-Ostafrika e.V. in Kenia als „Nichtregierungsorganisation“ (NGO) anerkannt wird. Der Verein ist damit von Zöllen befreit und kann seine Arbeit aufnehmen – den Bau eines Lehrausbildungszentrums in Mombasa für 45 Straßenkinder.

Selbsthilfe statt Geldspenden, die doch nur versickern – so lautet das Stichwort. Eine Lehre gibt es in Kenia nicht, die handwerkliche Ausbildung kann Türen öffnen. Inzwischen wurde dem Verein durch die kenianische Regierung auch ein 30 000 Quadratmeter großes Baugrundstück an der südlichen Ausfallstraße Mombasas zur Verfügung gestellt.

An sich sollte die erste Lehrwerkstatt längst stehen, doch viele Steine stellten sich Liebsch und seinen 80 Vereinsfreunden in den Weg. Der schlimmste: das Feuer, dass vor anderthalb Jahren bei der Sanierung des Vereinssitzes im Gewerbegebiet Neuseddin ausgebrochen war. Das ehemalige Kasernengebäude musste danach teils völlig entkernt werden. Der Gebäudetrakt, in dem bereits zahlreiche Sachspenden und Baumaterialien für den Bau des Ausbildungszentrums lagern, blieb zum Glück verschont.

Inzwischen sind die Brandspuren beseitigt und der Vereinssitz macht mit seiner neuen Fassade der benachbarten Gemeindeverwaltung Konkurrenz. Auch innen sind die Arbeiten durch ehrenamtliche Arbeit der Vereinsmitglieder fast vollendet, viele Bereiche ausgebaut. Das Haus soll Anlaufpunkt und Lager für Sachspenden werden. Von hier aus wird die Arbeit in Kenia koordiniert und der Spendenfluss transparent gehalten. Schlosser, Tischler, Werkzeugmacher und Kfz-Mechaniker sollen in Mombasa herangebildet werden. Liebsch stellt sich vor, dass öffentliche Einrichtungen, Firmen und Privatpersonen in Deutschland defekte Dinge spenden, die auf dem Müll landen würden. In Kenia können die alten Nähmaschinen, Rollstühle, Möbel, Medizin- und Maschinentechnik von den Lehrlingen aufgearbeitet und einer neuen Zweckbestimmung zugeführt werden.

Liebsch will einen neuen Anlauf nehmen, um mit der Kfz-Lehrwerkstatt im Herbst den ersten Baustein in Betrieb zu nehmen. Die Werkstatt soll auch dazu dienen, dem Verein das dringend nötige, finanzielle Standbein zu verschaffen – Autos zu reparieren gibt es in Mombasa genug. Denn während es Sachspenden von Mischbatterien bis zu Bundeswehrbettwäsche reichlich fließen, lässt die finanzielle Hilfe für den Verein Wünsche offen. Die Anschubfinanzierung beziffert Liebsch auf 320 000 Euro.

Grundlage für die fünf Werkstatt-, Internats- und Verwaltungsbauten in Kenia bieten eben jene Armee-Typengebäude am Neuseddiner Kiefernweg, in denen sich auch der Vereinssitz befindet. Zwei ungenutzte, frühere Kasernen wurden dem Verein durch die Gemeinde zur Demontage schon geschenkt. Die robusten Stahlgerippe werden in Mombasa wieder aufgestellt und ausgemauert. Einer der Bauten ist schon demontiert und verpackt. Auch ein deutscher Kfz-Meister freut sich auf die Herausforderung und die 20 Lehrlinge, die er mit einem afrikanischen Kollegen ausbilden will.

Liebsch selbst hat nach jährlichen Keniareisen vor zehn Jahren das Land zur Wahlheimat gemacht. In seiner Stahlbau- und Autowerkstatt hat er zwölf Lehrlinge ausgebildet, doch er will mehr gegen das Elend tun. Die Ablösung von regierungschef Daniel arap Moi durch Mwai Kibaki vor drei Jahren hatte ihm Hoffnung gemacht, dass sein Projekt nicht in der korruptem Ministerialbürokratie versandet. Allerdings scheint nun auch Kibaki in einen Korruptionsskandal verwickelt zu sein. Für Liebsch kein Grund aufzugeben, denn die Stimmung im Land habe sich nachhaltig gewandelt. Henry Klix

Spendenkonto bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse, Konto 352 500 6615, BLZ 160 500 00, Nähere Informationen unter Telefon (033 205) 242 565.

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