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Das Blütenphänomen bringt auch Probleme für die Obstbauern.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Seltene Blütenpracht

Warmer April lässt Werders Obstflur gleichzeitig blühen – doch zum Blütenfest ist es damit fast vorbei

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Werder (Havel) - Es ist ein seltenes Schauspiel in diesem April: Die anhaltende Wärme lässt viele Obstblüten gleichzeitig blühen. „Wir sind vom Winter gleich in den Sommer gekommen“, sagt Stefan Lindicke, Geschäftsführer des Obst- und Gartenbauvereins. Während der kalte März mit Temperaturen zwischen 6 und 8 Grad aufhörte, habe der April mit Temperaturen um 18 Grad begonnen. Der „Frühlings-Stau“ und die konstante Wärme führten zu der ungewöhnlichen Blütenpracht, sagte Lindicke im Gespräch mit den PNN.

Süß- und Sauerkirsche hätten in diesem Jahr fast zur gleichen Zeit geblüht. „Es kommt auch nicht oft vor, dass Pflaumen und Kirschen zusammen blühen“, so Lindicke, normalerweise würden die Pflaumen zehn Tage später anfangen. Auch die Apfelblüte, die sonst Anfang Mai beginnt, sei bereits aufgegangen. Zum traditionellen Baumblütenfest (25. April bis 3. Mai) werden die Besucher wohl nur am ersten Festwochenende noch etwas von der Obstblüte erleben, die Sauerkirsche sei dann bereits am Abklingen. „Die Gäste auf den Obsthöfen werden ihre Becher zuhalten müssen, damit ihnen keine Blütenblätter reinfallen“, flachst Lindicke. Eine Diskussion aus dem vergangenen Jahr, das Baumblütenfest um zwei Wochen vorzuverlegen, will er allerdings nicht beleben: Traditionell liegt der Maifeiertag als wichtiger Besuchertag in der Festwoche.

Bei aller Schönheit bringt das Phänomen der gleichzeitigen Baumblüte auch Probleme für den Obstbau mit sich: „Die Bienen kommen mit der Arbeit nicht hinterher“, erklärt Lindicke. Vom langen Winter seien sie ohnehin schon ausgelaugt, nun müssen sie sich um viele Obstarten gleichzeitig kümmern. Da es morgens und abends recht frisch ist, sei der Arbeitstag der Immen kurz. In etwa zwei Wochen werde erkennbar sein, wie viele der Blüten tatsächlich befruchtet wurden. Erst dann sei auch zu sehen, wie die Bäume mit der anhaltenden Trockenheit klarkommen und ob sie sich auf die Obsterträge auswirken wird.

Werders Obstbauern nennen es „Trockenstress“: „Die abgehenden Blüten werden abgeworfen und setzen keine Früchte an“, so Lindicke. Die Trockenheit habe aber auch Vorteile für die Blütezeit: „Es kommen keine Pilze rein.“ Optimal wäre, wenn die Plantagenbewässerung bereits in Betrieb wäre. Doch die Pumpen im Glindower Brauchwasserwerk, die das Havelwasser auf die Plantagen befördern, werden erst Mitte April angestellt. „Bis jetzt tröpfelt es nur aus der Leitung“, sagte Lindicke. Bis Druck auf den kilometerlangen Rohren ist, vergehen etwa zwei Wochen. Im Werderaner Raum gibt es derzeit vierzehn Obstbaubetriebe. Henry Klix

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