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Potsdam-Mittelmark: Seltener Pilz befällt Getreide in Deutschland

Kühn-Institut analysiert Krankheitserreger

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Kleinmachnow - Die Hitzewelle in Deutschland brachte in diesem Jahr eine in mitteleuropäischen Breiten bisher nur äußerst seltene Getreidekrankheit mit sich. An Weizenpflanzen sei der gefürchtete Schwarzrost, verursacht durch den Pilz Puccinia graminis, festgestellt worden, teilte das Julius-Kühn-Institut Kleinmachnow (JKI) am Freitag mit. „Die Sporen gelangten mit dem Wind aus wärmeren Regionen zu uns“, so Pressesprecherin Stefanie Hahn. Von den kranken Pflanzen gehe zwar keine unmittelbare Gefahr aus, da die Sommersporen und das Pilzmyzel den Winter wahrscheinlich nicht überleben. Dennoch schließen die Wissenschaftler des Julius-Kühn-Instituts eine Verbreitung des Schaderregers im Zuge der Klimaerwärmung nicht aus. In Ostafrika hat die Variante Ug99 in den vergangenen Jahren bereits zu großen Ernteausfällen beim Weizen geführt.

„Wenn jedes Jahr neue Sporen mit Luftmassen aus wärmeren Regionen zu uns gelangen, wächst der Druck auf unsere Weizenpflanzen“, sagt die Mykologin Kerstin Flath, die am JKI-Standort Kleinmachnow forscht. Insbesondere die Rostpilzrasse Ug99, die so heißt, weil sie 1999 erstmals in Uganda auftrat, habe ein enormes Schadpotenzial. „Die Mehrzahl der weltweit angebauten Weizensorten sind anfällig für diese Rasse, denn sie tragen nur das Resistenzgen Sr31 in sich, das leider von Ug99 überwunden wurde“, so Flath weiter. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen will sie herausfinden, wie gut die deutschen Weizensorten gegen den Schadpilz gewappnet sind und ob wir es wirklich mit Ug99 zu tun bekommen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Ein vor Kurzem gestarteter Aufruf an Weizenzüchter und Pflanzenschutzdienste habe ein unerwartet starkes Echo gebracht. Zahlreiche Proben aus verschiedenen deutschen Anbaugebieten gingen beim JKI in Kleinmachnow ein. „ Im kommenden Frühjahr werden die Wissenschaftler dann genauer wissen, welche Pilz-Rassen in Deutschland aufgetreten sind und ob es Weizensorten gibt, die eine natürliche Widerstandsfähigkeit gegen diesen gefährlichen Schadpilz aufweisen“, so Hahn

Im Rahmen von Forschungsprojekten werden am JKI seit mehreren Jahren Bekämpfungsstrategien für den Roggenschwarzrost und den Weizengelbrost entwickelt. Da die Klimaerwärmung zur Ausdehnung des Verbreitungsgebietes des Schwarzrostpilzes beitragen kann, stellen sich die Wissenschaftler nun auch dieser neuen Herausforderung.ldg

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