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Pilzexpertin: Ute Schmidt.

© Henry Klix

Potsdam-Mittelmark: Sicher durch die Pilzsaison

Ute Schmidt ist Expertin in Sachen heimischer Pilze. Auch Ärzte setzen auf ihren Sachverstand

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Werder (Havel) / Potsdam - Aus dem Moos schaut eine Marone, da unter Eichen wächst ein Eichenmilchling und mitten aus dem Sandweg lugt ein Pfifferling. Mit Ute Schmidt im Kammeroder Wald füllt sich der Korb in zwanzig Minuten mit Pilzen. Sie sammelt allerdings auch die ungenießbaren und die giftigen: „Ist der nicht goldig“, sagt sie und zeigt mit dem Messer auf einen unter Kiefernnadeln versteckten Fliegenpilz. „Aus der Familie der Knollenblätterpilze“, ergänzt sie.

Als Pilzsachverständige berät die Werderanerin einmal die Woche am Potsdamer Bassinplatz-Markt die Ratsuchenden. Und es werden immer mehr. Dieser Tage beginnt die Pilzsaison, das Wetter sei dafür sehr ordentlich, sagt Schmidt: Feuchte Nächte, warme Tage, nicht zu windig, gelegentlich mal ein Schauer. Pilzfreunde hätten sich ja den ganzen Sommer lang nicht beklagen können. Wenigstens für sie hat der Regen Sinn gemacht. „So viele Pilze gab es sonst selten“, sagt Schmidt. Vor allem Pfifferlinge seien in großen Mengen gefunden und stolz in der Pilzberatung vorgeführt worden. „Die Fundstellen verraten die Leute leider nicht.“ Ihre Pfanne füllt Schmidt aber gern auch mit Apfeltäublingen, Heideschleimfüßen oder Hexenröhrlingen.

Schmidt ist Pilzsachverständige seit 1984. Zu den Beratungen sammelt sie 60 bis 70 verschiedene, essbare, giftige und ungenießbare Pilze ein. Die meisten Diskussionen würde es immer wieder beim Grünling geben, der noch bis vor zehn Jahren als schmackhafter Speisepilz galt. Inzwischen weiß man aber, dass er zu Rhabdomyolyse führt: einer gefährlichen Muskelerkrankung, die tödlich enden kann.

Ute Schmidt ist Pharmazieingenieurin und arbeitete in der Havel-Apotheke, als sie mit dem Ehrenamt begann. Heute ist die 68-Jährige eine von insgesamt 30 Beratern im „Brandenburgischen Landesverband der Pilzsachverständigen“. Deren Chef Wolfgang Bivour betont, dass die Sachverständigen nicht nur auf Märkten stehen, um die Bürger zu beraten. Sie werden in Verdachtsfällen auch von Ärzten hinzugezogen, um Pilze zu analysieren, allein im vorigen Jahr war das 20 Mal der Fall. Die Ehrenamtlichen würden sich viel Zeit ans Bein binden. „Wir freuen uns deshalb über jede Verstärkung“, sagt Bivour.

Auch Ute Schmidt wird immer wieder mal von Kliniken angerufen. Besonders wenn kleine Kinder betroffen sind, wird ihr mulmig. „Ich kann nur allen Leuten mit Kleinkindern raten, Pilze im Garten oder in Töpfen regelmäßig abzusammeln.“ Tödliche Vergiftungen musste sie zum Glück nie erleben – obwohl es zu jedem essbaren Pilz auch einen mehr oder weniger giftigen Doppelgänger gibt. Den ungenießbaren Gallenröhrling zum Beispiel kann man leicht mit dem Steinpilz verwechseln, erläutert sie.

Fünf Prozent aller Pilzvergiftungen rühren vom Pantherpilz, der gern mit dem Grauen Wulstling verwechselt wird, jeder fünfte Vergiftungsfall endet hier tödlich. „Die Unterschiede sollte man gut kennen – oder erfragen“, sagt Schmidt. Häufig würden die Vergiftungssymptome aber rechtzeitig erkannt. Oder sie seien, wie beim Gartenriesenschirmling, nicht so dramatisch: „Da verdirbt man sich nur den Magen.“ Henry Klix

Pilzberatung am Bassinplatz-Markt bis Ende Oktober dienstags, donnerstags und samstags 9 bis 12 Uhr

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