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Potsdam-Mittelmark: Sichtachsen gesucht

Kritisch auf den Spuren Lennés: Denkmalschützer beklagen wuchernde Bäume und wandernde Wege

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Kritisch auf den Spuren Lennés: Denkmalschützer beklagen wuchernde Bäume und wandernde Wege Von Hagen Ludwig Werder · Petzow - Das historische Waschhaus im Petzower Park hat einen putzigen Vorbau bekommen, mitten in der Landschaft steht ein Tor aus Holz, lautlos nähert sich ein mit Technik beladenes Elektroauto. In den nächsten Monaten werde hier gefilmt für eine ZDF-Serie mit 200 Folgen, erklärte Wolfgang Bernhard von Denkmalamt des Landkreises den etwa 70 Teilnehmern einer vom Heimatverein initiierten Parkwanderung am Donnerstag. An den Eingängen werde deshalb mit Schildern auf die notwendigen Umbauten hingewiesen, nach Abschluss der Dreharbeiten komme alles wieder in den Ursprungszustand, sieht Bernhard kein Problem. Viel mehr Kopfzerbrechen bereiten ihm im Park zugewachsene historische Sichtachsen, wandernde Wege, die nicht mehr ihrem alten Verlauf entsprechen, oder Unmengen von Erlen, die bereits wieder die Uferzone des Schwielowsees dominieren. Eine kritische Betrachtung des Zustands des Petzower Parks sollte zum Hauptthema der kleinen Wanderung mit anschließender Diskussionsrunde im Fruchterlebnisgarten Berger werden. Unbestritten war: Die Stadt Werder als Eigentümer sorge für Ordnung im Park auch nach Besucheranstürmen an Sommer-Wochenenden und kümmere sich um die übliche Grünanlagenpflege. Das jedoch reiche für die von Lenné gestaltete Anlage nicht aus, betonte der Referatsleiter der Landesbehörde für Gartendenkmalpflege, Torsten Volkmann. Sein drastisches Urteil: Unter den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes befinde sich die Anlage „im freien Fall nach unten“. Bereits 1978 war der Park von den Denkmalschützern als Bestandteil eines Gesamtensembles mit Gutshaus, Dorf und Kirche „wiederentdeckt“ worden. Der besondere Reiz der um einen See angeordneten Anlage ergebe sich durch ihre Einordnung in die Landschaft und zahlreiche Sichtachsen, wie Pia Kühn von Kaehne, Kunsthistorikerin und Nachfahrin der einstigen Hausherren, während des Rundgangs betonte. Viele Petzower hatten einst kräftig geholfen und reichlich Fördermittel flossen, um dem Park bis Ende des vergangenen Jahrhunderts wieder seinen alten Glanz wiederzugeben. Die Anlage müsste nun fachgerecht gepflegt und erhalten werden: Eine Aufgabe, bei der Volkmann deutliche Defizite erkennt. Gehölze müssten in Form gehalten, Wege gewartet, und Bäume nachgepflanzt werden, so der Gartendenkmalpfleger. Alwin Kintzel, in der Stadtverwaltung Werder verantwortlich für die Pflege der Grünanlagen, zeigte durchaus Verständnis für die Wünsche der Denkmalpfleger. Er erinnerte aber auch daran, dass die Kommune bei angespannter Haushaltslage bereits jetzt jährlich 70000 Euro für die Pflege des Petzower Parks ausgebe. Eine finanzielle Beteiligung des Landes wäre wünschenswert, um den gestellten Ansprüchen gerecht zu werden, warf er ein. Gunter Schinke vom Petzower Ortsbeirat gab zu bedenken, dass es auch ein natürlicher Lauf der Dinge sei, wenn der Park heute nicht mehr original so aussehe wie zu seinen Anfangszeiten. Er plädierte dafür, in jedem Einzelfall konkret nach einem Kompromiss zwischen dem Erhalt wertvoller Bäume und der Bewahrung von Sichtachsen zu suchen. Davon soll es mindestens 35 im Park Petzow gegeben haben, von der Kirche zum Schwielowsee, über den Haussee zur Schmiede und zum Waschhaus – aufgeführt sind sie alle in einer Diplomarbeit, die jüngst von zwei Studentinnen der Freien Universität zum Park Petzow vorgelegt wurde. Diese Arbeit könnte die Grundlage sein für die Erstellung eines speziellen Pflege- und Entwicklungsplans, empfahl Volkmann den Verantwortlichen der Stadt. Bernhard sieht zudem auch ein objektives Interesse des neuen Schlosseigentümers Axel Hilpert an der ansprechenden Gestaltung des Parks. Wichtig sei, dass alle Beteiligten miteinander ins Gespräch kommen, lautete das einhellige Fazit der Veranstaltung.

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