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Regional. Weil sie sich für ihre Kinder in der Schule besseres Essen wünscht, geht Nicole Meyerdirks jetzt in die Politik.

© Eva Schmid

Potsdam-Mittelmark: Sie hat’s satt

Nicole Meyerdirks will im Gemeindeparlament für gutes Schulessen kämpfen

Von Eva Schmid

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Michendorf – Ihre Äpfel kommen aus Werder, der Fisch aus Blankensee, ihr Brot backt sie selbst. Der Michendorferin Nicole Meyerdirks ist gutes Essen wichtig: regional, saisonal und vor allem sorgsam zubereitet. Verkochtes Gemüse kommt ihr nicht auf den Teller. Das gilt auch für ihre Kinder, allerdings bekommen die in der Kita vorgekochtes Essen aus der Großküche aufgetischt. Daran will die 36-jährige Umweltpädagogin etwas ändern: Sie will für die Grünen zur Kommunalwahl im Mai antreten und für besseres Schulessen kämpfen.

Auch wenn es schon über anderthalb Jahre her ist, an den Essensskandal mit den tiefgekühlten Erdbeeren aus China kann sich Nicole Meyerdirks noch gut erinnern. Der französische Caterer Sodexo hatte die verdorbenen Früchte auch nach Michendorf geliefert und damit auch dort für eine Brechdurchfallwelle gesorgt. Damals, kurz nach dem Skandal, haben viele Eltern in der Gemeinde ihrem Ärger Luft gemacht: „Es war erstaunlich, wie viele unzufrieden waren.“ Wenige Monate später wurde das Michendorfer Rathaus aktiv: Die Verwaltung initiierte eine Arbeitsgruppe, die sich mit der Qualität des Essens für die Jüngsten befassen sollte. Auch Meyerdirks war dabei, neben anderen Eltern, Erziehern, Kitaleitern und Rathausmitarbeitern.

Meyerdirks klappt ihren Laptop auf. Sie sitzt in ihrer großen Wohnküche und schaut auf ihre vielen Aufzeichnungen. „Die Arbeit der AG und die bisherige Entwicklung habe ich dokumentiert“, so Meyerdirks. Tatsächlich ist viel passiert: Eltern, Kita-, Schulkinder und Pädagogen wurden im Auftrag der Gemeinde befragt. Sie sollten in einem Fragebogen ankreuzen, was sie sich zukünftig für eine Essensversorgung wünschten und wie viel sie bereit wären zu zahlen. Vor genau einem Jahr gab es Antworten.

„Das Resultat hat mich wirklich überrascht“, sagt die Frau mit dem Kurzhaarschnitt. Nur sechs Eltern waren nicht bereit, mehr als 1,80 Euro pro Mittagessen zu zahlen. Für die anderen war ein Preis zwischen zwei bis drei Euro in Ordnung. Ein zweites wichtiges Ergebnis: Das Essen sollte laut Umfrage auch in einer eigenen Schulküche gekocht werden. Um alle Kinder satt zu bekommen, müssten im Ort rund 1400 Mahlzeiten täglich zubereitet werden. Das Rathaus reagierte und schlug kurzerhand vor, eine leer stehende Gaststätte in Fresdorf an einen Caterer zu verpachten. Der sollte von dort aus Schulen und Kitas mit Essen beliefern. Von dem Vorschlag ist Meyerdirks noch heute begeistert. Viele Gemeindevertreter aber waren es nicht.

Der Vorschlag verschwand ebenso schnell von der Tagesordnung, wie er dort aufgetaucht war. Denn was viele vergessen hatten: Die Gemeinde hatte zuvor auch in Fresdorf eine Umfrage gestartet, was denn mit der leer stehenden Gaststätte passieren sollte – mit dem Ergebnis, dass die Fresdorfer hier wieder einen Gasthof wollten statt einer Schulküche.

Nicole Meyerdirks zuckt mit den Schultern. Es müsse trotzdem weitergehen. Sie berichtet von Gesprächen mit Sodexo: Die Firma hätte der Gemeinde Entgegenkommen signalisiert. Denn der Vertrag mit dem langjährigen Caterer wurde wieder für ein Jahr verlängert. „Wenn das mit Fresdorf geklappt hätte, dann hätten wir 2015 schon die Küche gehabt“, so Meyerdirks. Jetzt rechne sie realistisch mit weiteren drei Jahren. Wenn es denn überhaupt eine Schulküche geben wird. Die Hoffnung darauf will sie nicht verlieren.

„Mir ist es vor allem wichtig, dass die Qualität des Essens stimmt, egal wer es im Endeffekt kocht“, sagt die Grünen-Politikerin. Und dafür setzt sie sich ein. Statt des großen unbekannten Großlieferanten hätte sie lieber einen kleinen regionalen Caterer. Und der könnte in einer zentralen Schulküche im Ort kochen, so Nicole Meyerdirks.

Seit 2009 ist die Umweltpädagogin bei den Grünen, bisher in zweiter Reihe als sachkundige Einwohnerin. Jetzt will sie zur Kommunalwahl in vorderster Front mitwirken, nicht nur in Sachen Schulessen. Sie will sich im Wahlkampf auch für ein Verkehrskonzept für Radler und die Kulturförderung starkmachen. Auch um den Ausbau von Sportplätzen möchte sie sich kümmern. Lange hat sie sich überlegt, ob sie sich als Gemeindevertreterin aufstellen lässt. Jetzt steht ihr Entschluss. Er wäre wohl anders ausgefallen, wenn ihre Kinder in der Kita knackiges Gemüse bekommen hätten. Eva Schmid

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