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Von Tobias Reichelt: „Sie sollen blühen, nicht nur stacheln“

Georg Graumann führt Teltows Kakteengesellschaft

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Teltow - Kakteen so weit das Auge reicht. Im Boden und in Töpfen, in kleinen und großen Kisten, dicht an dicht gepackt oder hängend an einer ausrangierten Wäschespinne – Georg Graumann hat sie fast alle: mit Stacheln oder ohne, zwei Meter hoch oder Daumennagel-klein. Seit 35 Jahren hegt, pflegt, sammelt und züchtet der 61-jährige Teltower Kakteen. In der Stadt ist er der Chef der Ortsgruppe der Deutschen Kakteengesellschaft. Einmal im Monat werden hier Samen getauscht und Ableger genommen.

„Ich habe sie nie gezählt“, sagt Georg Graumann. So an die 2000 Kakteen könnten es sein, die sich in seinem Garten, den zwei Gewächshäusern und dem Haus ausgebreitet haben. „Wenn man vernarrt ist, nimmt das Ausmaße an, egal was für ein Hobby man hat“, sagt er und zuckt entschuldigend mit den Schultern.

Mit der Geburt seiner Tochter hat alles begonnen. Neben Blumensträußen und Glückwunschkarten war auch ein Kaktus unter den Geschenken. „Wenn man einen hat, dann will man, dass er blüht und nicht nur stachelt.“ Schon fünf Jahre später standen weit über einhundert Kakteen auf Graumanns Fensterbrettern.

Ein Kaktus, das war zu DDR-Zeiten ein beliebtes Hobby, sagt Graumann. Die exotischen Pflanzen waren eine Brücke in die Welt. 1988 übernahm Graumann den Vorsitz der Teltower Kakteengesellschaft. „Zur Wendezeit haben viele ihre Sammlungen aufgelöst.“ Die Welt stand offen. Graumann nahm viele „WendeKakteen“ in seine Sammlung auf.

Kakteen züchten ist ein Männerhobby. 15 Mitglieder zählt die Teltower Ortsgruppe der Deutschen Kakteengesellschaft. Sie sind zwischen 55 und 78 Jahren alt und fast alle männlich. „Wenn es die Männer mit dem Hobby übertreiben, kann das Zuhause schon mal Ärger mit der Frau geben.“ Graumann ist davor gefeit. Seine Frau hat er beim Karneval getroffen, geredet haben die beiden fast ausschließlich über Kakteen. Beide sammeln leidenschaftlich.

Einmal im Monat treffen sich die Kakteenfreunde der Region Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Berlin in Graumanns Garten. Es werden Vorträge gehalten und Bilder gezeigt. Schon mehrmals haben sich einige Mitglieder nach Mexiko aufgemacht – Amerika ist die Wiege der Kakteenpopulation, hier finden sich in den entlegensten Winkeln mitunter einmalige Gattungen.

„Das ist wie Pilzesuchen“, sagt Graumann. Über zwei Stunden sei er einmal durch den Dschungel gelaufen, bis er die kleinen und sehr speziellen Mammilaria mit den rosa Blüten gefunden hatte. Dann hieß es gucken und genießen, denn mitnehmen darf man die Kakteen nicht. Es ist verboten. „Außerdem wäre es frevelhaft, wenn man wüsste, sie in der  Heimat nicht am Leben erhalten zu können.“

Noch längst hat Graumann, der beruflich für ein Brandschutztechnikbetrieb arbeitet, nicht alle seiner Kakteen zur Blüte gebracht. „Man braucht Geduld“, sagt er. Mal dauere es ein Jahr, mal 20. „Jeder hat da sein Geheimrezept.“ Nicht zu viel und auch nicht zu wenig Wasser. In heißen Sommermonaten sollte man sie gießen, im Winter hingegen in den trockenen kalten Keller stellen – ohne Wasser. Erst im Frühjahr würde er seine Kakteen wieder hervorholen.

„Ein bis zwei Stunden hänge ich dann täglich zwischen den Pflanzen, manchmal auch länger“, sagt Graumann. Kakteen seien eben sein Hobby – vielleicht auch, weil die Mehrzahl von ihnen pflegeleicht sei, „und man sie ja doch nicht jeden Tag gießen muss.“

Die Kakteengesellschaft trifft sich jeden letzten Mittwoch im Monat um 19 Uhr in der Friedensstraße 4 in Teltow. Gäste sind willkommen. Infos unter (03328) 470249.

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