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Potsdam-Mittelmark: Siedlungspläne der Sabersky-Erben

Restitutionsflächen in Teltow-Seehof sollen nach Vorbild alter Gartenstadt-Entwürfe entwickelt werden

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Teltow - Die Einwohner des Teltower Ortsteiles Seehof sehen seit kurzem Rot, wenn sie durchs Seehofer Wäldchen spazieren. Denn fast jeder Baum zwischen Hauff- und Paul-Gerhardt-Straße wurde mit einem roten Punkt versehen. Von der Lichterfelder Allee aus sind die Markierungen nicht sichtbar, sondern nur, wenn man direkt im Wald steht. Trotzdem blieb den meisten Anwohnern nicht verborgen, dass seit 14 Tagen am Wäldchen Vermessungsarbeiten durchgeführt wurden.

Auslöser für die Aktivitäten ist eine Konzeption für die weitere städtebauliche Entwicklung Seehofs, die der Berliner Architekt Peter Kaufmann erarbeitet hat. Auftraggeber sind Peter und Valerie Sonnenthal. Die Geschwister gehören zu den Sabersky-Erben, die in einem langen Rechtsstreit um die Rückgabe früheren jüdischen Eigentums in Teltow-Seehof kämpften und nun der Rückübertragung zahlreicher Grundstücke entgegen sehen. Nun wollen die Sonnenthals fortführen, was ihre Vorfahren begonnen haben.

Das Konzept nimmt eine alte – von der damaligen Sabersky-Familie – in Auftrag gegebene Masterplanung der 30er Jahre mit „klaren städtebaulichen und formalen Vorgaben für eine künftige Bebauung“ wieder auf. Von dem damals skizzierten „Charakter einer Gartenstadt“ sei seit der Bebauung nach 1945 nichts mehr zu erkennen, wird in der Konzeption bedauert. „Eine Beliebigkeit in der weiteren städtebaulichen Entwicklung wäre angesichts der historischen Entwicklung eine verpasste Chance“, heißt es. Zunächst wurde für den nördlich der Lichterfelder Allee liegenden Teil des Ortsteils – dem Seehofer Wäldchen – ein Konzept mit Villen, Einfamilien- und Doppelhäusern erstellt. Angestrebt wird eine „lockere Bebauungsstruktur“ – Bauformen und Siedlungsdichte sollen die Idee der Gartenstadt nachhaltig tragen. Wie Architekt Kaufmann gestern gegenüber den PNN betonte, sei der Entwurf als Angebot an die Stadt zu verstehen, wie dieser Siedlungsbereich entwickelt werden könnte. Denn es sei im Interesse der Sonnenthal-Erben und der Planer, Seehof so zu entwickeln, dass es dem Ortsteil gut tut.

Derzeit werden die Absichten jedoch noch nicht so verstanden, denn es regt sich bereits Unmut gegen die Pläne, der in der Bürgerinitiative „Wir in Seehof“ organisiert wird. Von einer Gartenstadt zu reden, „ist ein Witz angesichts der massiven Bauvorhaben“, empört sich Axel Bierbrauer von der Initiative. Handzettel und Infos an mehreren Aushängen machen seit einigen Tagen auf das Thema aufmerksam. Seehof, so wird befürchtet, könnte mit einer Bebauung in dritter und vierter Reihe bald so dicht zugebaut werden wie Kleinmachnow. Entrüstung ruft vor allem hervor, dass dort gebaut werden soll, wo sich ein Teil der grünen Lunge Seehofs befindet. Die Kanalaue sei durch diese Planungen bedroht, warnt die Bürgerinitiative und macht darauf aufmerksam, dass diese Biotope für viele Tiere die letzten Rückzugsgebiete seien. Auch die Feuchtgebiete, die sich dort befinden, seien notwendig zur Grundwasseregulierung. Darüber hinaus diene das Seehof-Wäldchen als Lärmschutz. Deshalb haben sich mehrere Einwohner in die Unterschriftenlisten der Bürgerinitiative eingetragen, auch einen Brief an das Umweltministerium hat die Initiative geschrieben.

Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) mahnt einen sensiblen Umgang an. Man dürfe nicht vergessen, dass es sich um restituiertes Land handle. „Die Eigentümer haben ein legitimes Interesse an einer Verwertung“, so Schmidt. Die Planungshoheit der Stadt erlaube, über das „Wie“ einer Entwicklung zu befinden, nicht über das „Ob“. Diese Grundsatzfrage hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig entschieden, indem es die Rückübertragung der einstigen Sabersky-Grundstücke anordnete.

„Wir werden den städtebaulichen Entwurf kommentieren und bewerten“, kündigte Bürgermeister Schmidt eine intensive Auseinandersetzung mit den Plänen an. Eine detaillierte Fassung der Konzeption will Architekt Kaufmann im nächsten Bauausschuss vorstellen. Die rote Markierung an den Bäumen diene lediglich einer Erfassung des Bestandes und des Zustandes. „Die Farbe löst sich nach einigen Tagen ab und schadet nicht“, so Kaufmann. Um Irritationen dennoch zu begegnen, will er das Gespräch mit der Bürgerinitiative suchen.

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