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Aus dem GERICHTSSAAL: Silvesterparty aus dem Ruder gelaufen

Zwei Gäste bei Feier in Stahnsdorf verletzt. Freispruch für 19-jährigen Angeklagten aus Caputh

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Stahnsdorf – Erst kamen weitaus mehr Gäste zu der privaten Silvesterparty letzten Jahres in Stahnsdorf als eingeladen. Dann gab es Streit zwischen einigen der erheblich alkoholisierten Feiernden, sollen Flaschen und Fäuste geflogen sein. Sebastian S.* (19) aus Caputh soll sich besonders hervorgetan und einen Blumentopf von der Balkonbrüstung auf einen jungen Mann geschleudert haben. Der erlitt einen schmerzhaften Wadenbeinbruch, konnte drei Wochen nicht laufen. Eine Frau soll von ihm tätlich angegriffen, ein weiterer Gast gegen Kehlkopf und auf die Nase geschlagen, gar kräftig in den Brustkorb getreten worden sein.

Zwei Tage lang musste sich Sebastian S. vor dem Jugendgericht verantworten. Dann sprach ihn die Vorsitzende Doris Grützmann vom Vorwurf der Körperverletzung frei. Es könne nicht mit der für eine Verurteilung erforderlichen Sicherheit davon ausgegangen werden, dass er der Täter war, begründete sie ihre Entscheidung.

Allerdings könnte auch alles ganz anders gewesen und Sebastian S. tatsächlich ausgerastet sein. Als die Polizei nach dem Hilferuf des Gastgebers schließlich eintraf, hatte sich die Situation beruhigt. Die meisten Gäste, darunter auch der Angeklagte, hatte den Heimweg angetreten, mehr oder weniger schwankend. Die Beamten verschickten Anfang 2012 Fragebögen an die Partyteilnehmer, die noch ermittelt werden konnten, um die Sache aufzuklären. Heraus kam: Jeder hatte etwas anderes oder gar nichts gesehen.

„Es wurde nicht ordentlich ermittelt. Es kann nicht sein, dass die Gerichte die Arbeit der Polizei machen müssen“, kritisierte die Richterin.

Daniel D.* (18), Opfer des Blumentopfwurfs, erzählte im Zeugenstand: „Ich konnte nicht sehen, wer den Kübel geworfen hat. Später habe ich mit einigen Leuten geredet. Die haben vermutet, dass es der Angeklagte gewesen sein könnte.“

Florian F.* (17) wollte laut eigener Aussage eine Schlägerei auf dem Grundstück schlichten, als er von einer Person gepackt wurde, Schläge auf den Kehlkopf und Tritte in den Brustkorb bekam. Ob es der Angeklagte war, vermochte er nicht zu sagen. „Ich hatte ungefähr 17 Bier in dieser Nacht getrunken“, erzählte der Berliner. „Später haben Kumpels gemeint, dass das vielleicht Sebastian S. war. Genau wussten sie es aber auch nicht mehr.“

Gastgeber Leon L.* (19) sprach von rund 100 Leuten, die sich in dem Haus in Stahnsdorf einfanden. „Irgendwann nach Mitternacht habe ich die Veranstaltung abgebrochen. Erst hat es nur ein bisschen Unmut gegeben, dann ging es Schlag auf Schlag. Ich habe gesehen, dass der Angeklagte versucht hat, einem Rothaarigen eine Bierflasche auf den Kopf zu hauen“, so der Zeuge. „Der ging danach zu Boden und hatte eine minimale Wunde an der Stirn.“

Das aber war gar nicht angeklagt. „Ich glaube nicht, dass wir noch irgendetwas Erhellendes von weiteren Zeugen erfahren würden“, äußerte Verteidiger Steffen Voigt. Das sahen Gericht und Staatsanwalt Peter Mitschke ebenso. „Es gibt keine Beweise, dass der Angeklagte die Körperverletzung begangen hat“, konstatierte er. (*Namen geändert.) Hoga

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