Potsdam-Mittelmark: Sind 700 Jahre alt genug?
Wahrzeichen oder Gefahr: Um das Schicksal vier stattlicher Eichen auf dem Kleinmachnower Weinberg wird hart gerungen
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Wahrzeichen oder Gefahr: Um das Schicksal vier stattlicher Eichen auf dem Kleinmachnower Weinberg wird hart gerungen Von Georg Jopke Kleinmachnow. Auf dem Weinberg in Kleinmachnow stehen vier stattliche Eichen, die gut begründet als kultur- und naturhistorische Besonderheit gelten. „Vor ihnen muss man den Hut ziehen", schwärmt der pensionierte Gartenbaumeister Georg Heinze, angesichts dieser Baumriesen, die durch Größe und Stammumfang von hohem Alter künden und ein ungewöhnliches Holzvolumen darstellen. Die Älteste, rund 700 Jahre alt, hat ihren Platz am Buga-Wanderweg am Rande des Bäketals. Nach Messungen von Dipl.-Ing. Michael Göring ist sie 32,30 Meter hoch, der Stammumfang mit einer von einem Ameisenvolk besetzen Höhle ist mit 7,35 Metern ausgemessen. 100 Jahre jünger und deshalb auch rund acht Meter kleiner ist die Eiche, die gleich neben dem Gelände des Gymnasiums nicht weit vom einstigen Eiskeller der Familie von Haake ihre Äste in den Himmel streckt. Sie findet besonders mit ihrem Wurzelansatz größte Aufmerksamkeit, denn die Sockelbildung ähnelt einem Elefantenfuß. Für den Erhalt dieser Baumriesen macht sich die Arbeitsgruppe Landschaft- und Naturschutz der hiesigen Agenda 21 stark. „Sie können ein Wahrzeichen für unsere Waldgemeinde Kleinmachnow sein“, meint Heinze. Erwiesen ist doch, dass Stileichen bis zu 1000 Jahre alt werden können. Aber dazu brauchen sie entsprechenden Lebensraum und Pflege. Sie müssen für eine gute Wasserversorgung solitär stehen, ihr Umfeld muss frei sein von Jungwuchs. Der aber hat sich in jüngerer Zeit kräftig entwickelt. Heinze erinnert sich, dass in der Zeit zwischen 1962 und 1989 der Wildwuchs etwa alle zwei bis drei Jahre beseitigt wurde. Also wollte die Arbeitsgemeinschaft Mitte Februar wiederum eine solche Aktion unternehmen. Sie bat dafür die Gemeindeverwaltung um die entsprechende Genehmigung, aber aus Termingründen klappte es damit nicht. Statt dessen belebte sich die Diskussion um die Standsicherheit der Bäume. Wie in der vorigen Woche bei der Tagung des Umweltausschusses des Gemeindeparlamentes. „Diese morschen Uralt-Bäume bergen ein nicht zu unterschätzendes Gefahrenpotential“, so die Feststellung der Gemeindeverwaltung mit Verweis auf die hier verlaufenden Wanderwege. Die Verkehrssicherheit müsse gegeben sein, Fußgänger und spielende Kinder müssen vor ausbrechenden Äste und Kronenteile geschützt werden. Natürlich könnte das am schnellsten durch das Fällen der Baumveteranen erreicht werden. Das aber ist nicht gewollt, allein schon der Gedanke daran löst bei den Naturschützern Entrüstung aus. Zumal die Bäume einen Wert von mehreren 10 000 Euro darstellen. Der beste Schutz für die Eichen besteht darin, das Betreten des Kronenbereiches zu verhindern, meint die Gemeindeverwaltung. Georg Heinze hat dazu eigene Vorschläge: Der Buga-Wanderweg im Bereich der 700 Jahre alte Eiche könnte um 25 Meter in Richtung Bäkelauf verlegt werden, bei den anderen Baumriesen sollten einfache Holzbarrieren rings um den Wurzelbereich entstehen. Schautafeln sollten über den Wert der Bäume Auskunft geben und den Wanderer zum Schutz der Flächen auffordern. Beim Disput über die Baumriesen vom Weinberg ist nun das Urteil der Unteren Naturschutzbehörde gefragt. Deren Vertreter werden am morgigen Donnerstag mit der Agenda-Arbeitsgruppe und der Gemeindeverwaltung die Bäume gründlich bewerten und dann das weitere Vorgehen festlegen.
Georg Jopke
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