
© Andreas Klaer
Werder (Havel): Sitzfleisch für die Blütentherme
Werders Stadtverordneten steht ab nächster Woche ein Sitzungsmarathon bevor. Ob eine Entscheidung zum Bad noch im Februar möglich ist, ist trotzdem unklar.
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Werder (Havel) - Auf die Mitglieder des Werderaner Bad-Ausschusses kommt in den nächsten Wochen ein wahrer Sitzungsmarathon zu. Gleich drei Mal treffen sie sich vom 10. bis zum 17. Januar unter Ausschluss der Öffentlichkeit, um Interessenten zu hören, die die Blütentherme kaufen oder betreiben wollen. Die Sitzungen beginnen auch nicht wie in Werder üblich um 18.30 Uhr, sondern bereits um 15 Uhr. „Wir nehmen uns viel Zeit, es geht schließlich um eine große Entscheidung mit viel Verantwortung“, erklärt die Ausschussvorsitzende Anja Spiegel (SPD) auf PNN-Anfrage.
Geplante Blütentherme-Sitzung wird noch mal verschoben
Anfang Februar soll es dann eine öffentliche Sitzung des Ausschusses geben, auf der eine Empfehlung gegeben werden soll, wie die Stadt weiter mit der halbfertigen Blütentherme umgeht. Eigentlich war die Sitzung für den 17. Januar direkt im Anschluss an die nicht öffentliche Zusammenkunft geplant, auf Wunsch von Spiegel aber noch einmal verschoben worden. „Das wäre nur eine Alibi-Veranstaltung gewesen, man muss beide Teile etwas abgrenzen“, begründet die SPD-Fraktionsvorsitzende. Schließlich müssen die Ergebnisse der Sitzungen in den Fraktionen diskutiert werden, ehe man an die Öffentlichkeit geht.
Nach der Ausschusssitzung muss dann noch die Stadtverordnetenversammlung den offiziellen Beschluss zur Thermen-Zukunft fassen, die regulär aber erst Anfang März zusammenkommt. Spiegel zufolge werde momentan geprüft, ob noch eine Sondersitzung im Februar möglich ist. Womöglich könne die Hauptausschusssitzung, die für den 9. Februar geplant ist, umgewandelt werden, sodass ab dann je nach Beschluss entweder eine Ausschreibung für den Verkauf vorbereitet werden oder die Stadt die Planungen für eine Vollendung in Eigenregie starten kann.
Angebote konnten Werders Stadtpolitiker nicht überzeugen
Wie berichtet hatten sich beim Interessenbekundungsverfahren der Stadt im vergangenen Herbst sechs Bieter gefunden, die die Therme gern kaufen würden. Sie würden nach Fertigstellung des Bades im Gegenzug einen Millionenbetrag von der Stadt erhalten. Drei der Interessenten hatten auch Angebote für eine Pacht abgegeben, falls die Stadt die Therme in Eigenregie vollendet. Doch die Angebote, deren Inhalt nicht öffentlich ist, überzeugten die Stadtverordneten nicht. „Zwischenzeitlich gab es Gespräche der Stadtverwaltung mit Interessenten, aus denen sich Konkretisierungen und Nebenangebote ergeben haben“, erklärte Stadtsprecher Henry Klix auf PNN-Nachfrage. Genauere Aussagen dazu seien derzeit nicht möglich. Die Verwaltung hoffe weiterhin auf eine Entscheidung der Stadtverordneten noch zum Jahresanfang.
An die glaubt auch der stellvertretende Vorsitzende des Bad-Ausschusses, Peter Kreilinger (CDU). „Alle Beteiligten streben an, dass es zügig vorangeht.“ Er könne aber nicht vorhersagen, was man von den Interessenten hören werde. Daher legt er sich noch nicht auf eine Entscheidung im Februar fest. In der CDU-Fraktion gebe es nach wie vor die Meinung, dass parallel zur Investorensuche auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft durch die Suche nach Planern zum Vollenden der Therme befähigt werden soll. „Unsere Wunschlösung ist eine private. Es ist jetzt an den Bietern, entsprechend attraktive Angebote zu machen und plausibel zu erklären“, so Kreilinger. Eine Lösung, bei der die Risiken bei der Stadt und die Gewinne beim privaten Investor liegen würden, komme aber nicht infrage. Den Werderaner Grünen wäre ebenfalls ein Verkauf der Therme am liebsten, wie die Fraktionsvorsitzende und Bad-Ausschuss-Mitglied Ilona Klapper bestätigt. „Dann wären wir die Risiken los.“ Sie hoffe, dass es in den kommenden Sitzungen noch Nachbesserungen der Angebote der Interessenten gibt, da viele bisher „sehr wenig Inhalt“ gehabt hätten.
Linke will Vollendung der Therme in Eigenregie
Im Gegensatz zu den Grünen bevorzugt die Linke eine Vollendung der Therme durch die Stadt. „Danach können wir ja entscheiden, ob wir verkaufen, verpachten oder das Bad selbst betreiben“, so der Fraktionsvorsitzende Peter Hinze. In der vierköpfigen Fraktion gebe es noch kein einheitliches Meinungsbild. Er und sein Sohn Henri, der für die Fraktion im Bad-Ausschuss sitzt, seien aber inzwischen für einen Eigenbetrieb durch die Stadt, da man so auch freie Hand bei der Gestaltung der Eintrittspreise habe.
Die Freien Wähler fordern inzwischen, von den Plänen für einen Resort-ähnlichen Bau am Zernsee Abstand zu nehmen. „Wir favorisieren ein Familienbad kleineren Ausmaßes, eine opulente Anlage mit doppelten Kosten ist einfach nicht angemessen“, sagt Bad-Ausschuss-Mitglied Claudia Fehrenberg. Wie berichtet wurden im Mai 2016 Ideen eines Hamburger Planungsbüros vorgestellt, die Therme unter anderem um zwei Außenbecken, eine Saunainsel und einen Dampferanleger zu erweitern. Die Planer begründeten das damals mit der nötigen Attraktivitätssteigerung des Standortes. Die Stadt Werder hat bereits 16,2 Millionen Euro für die Therme ausgegeben, laut Gutachtern sind zur Vollendung ohne weitere Anbauten noch zehn Millionen Euro nötig.
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