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Blumen für das Tonnengewölbe  Nach dem Brand will die Teltower Kirchengemeinde investieren und die St. Andreas-Kirche komplett sanieren. Damit bleibt die Kirche aber bis August geschlossen.

© Tobias Reichelt

Potsdam-Mittelmark: So schön wie vor 100 Jahren

Teltows St. Andreaskirche bleibt nach Brand weiter geschlossen und wird aufwendig saniert

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Teltow - Ein Baugerüst versperrt den Blick zum Jesus-Kreuz der Teltower St. Andreas-Kirche. Auch das historische Tonnengewölbe des Kirchenschiffs ist hinter Absperrungen und Folien nicht zu entdecken. Der Holzfußboden ist herausgerissen, Bänke fehlen, Heizungsrohre liegen frei. „Wir hatten gehofft, früher fertig zu sein“, sagt Kirchwart Michael Wilcke, während er eine der vielen Aluminiumleitern im Inneren der Kirche emporsteigt. „Daraus wird leider nichts.“

Vier Monate nach dem Schwelbrand dauern die Sanierungsarbeiten in der Andreas-Kirche weiter an. So wie an Weihnachten, muss das Gotteshaus auch über die Osterfeiertage geschlossen bleiben. Der Kabelbrand hat die Kirche schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der klebrige Ruß geschmolzenen Plastiks hatte sich überall festgesetzt. Die Orgel musste zerlegt und die Kirchenausstattung gereinigt werden. Erst zum Tag der offenen Höfe, am 29. August, soll die Andreas-Kirche wieder in altem Glanz erstrahlen – im wahrsten Sinne des Wortes.

„Bei der Sanierung orientieren wir uns am Aussehen der Kirche im Jahr 1910“, erklärte Kirchwart Wilcke bei einem Rundgang. Vor 100 Jahren hatte der Künstler August Mattausch dem Kirchenraum mit Schnitzereien und Malereien an Empore, Kanzel, Gestühl, Säulen und Decke eine neue Gestalt gegeben. Das sollen Restauratoren heute wieder zum Vorschein bringen. 1956 waren viele Ornamente bei einer Sanierung verschwunden, das Innere umgebaut worden.

„Wir ziehen die Arbeiten vor, die wir eigentlich in fünf oder zehn Jahren machen wollten“, sagt Wilcke. Die Kirche habe aus der Not eine Tugend machen müssen: Knapp 160 000 Euro gab die Versicherung, um die Schäden des Brandes zu beseitigen. Weitere 150 000 Euro gibt die Kirchengemeinde, um das Innere der Kirche umfassend zu sanieren.

Seit Mitte Januar sind die Restauratoren knapp zwei Meter unter der Rundbogendecke damit beschäftigt, einen Teil der alten Ornamente wieder zum Vorschein zu bringen, erzählt Wilcke. Die Farben Rot-Braun und Hellgrau werden das Kircheninnere künftig dominieren. Alte Wandteppiche und ein Triumphbogen sollen wieder zum Vorschein kommen. Der steinerne Altar wird durch einen hölzernen ersetzt. Das Jesus-Kreuz und die Empore werden einen neuen Platz erhalten. Das 100 Jahre alte Heizungssystem werde entfernt und durch ein neues ersetzt.

Die ebenfalls 100 Jahre alte Kirchenorgel konnte hingegen gerettet werden: Nach dem Brand wurden alle rund 800 Teltower Orgelpfeifen beim Werderaner Orgelbauer Schuke gereinigt. Die Orgel soll zusammengesetzt werden, wenn die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind.

Bis es soweit ist, müssen sich die Kirchenmitglieder weiter mit räumlichen Ersatzlösungen zurechtfinden: Die Konfirmation wird im Ernst-von-Stubenrauch-Saal im Rathauses abgehalten. Viele Konzerte werden in die katholische Kirche verlegt. An Ostern finden die Gottesdienste unter anderem im Pfarrhaus statt. Eine Andacht unter freiem Himmel, wie an Weihnachten auf dem Marktplatz, soll es wieder geben, verriet Kirchwart Wilcke – allerdings nicht an Ostern. „Wir haben so viele Briefe und Anrufe nach der Andacht bekommen, dass wir sie an Weihnachten wieder auf dem Marktplatz halten wollen“, sagt Wilcke. Schließlich sei die Andreaskirche auch vom Marktplatz aus zu bewundern, wenn auch nur von außen.

Selbst dort hat sich allerdings einiges getan: Die Trampelpfade rund um die Kirche sind verschwunden, gepflasterte Wege und Grünflächen sind entstanden. Am 11. April wird das neue Außengelände um 12 Uhr feierlich eingeweiht. Nach Abschluss aller Arbeiten im August werde Teltow eine Kirche haben, „wie sie schöner nicht sein könnte“, verspricht Wilcke. Tobias Reichelt

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