zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „So war das damals“

Die alte Beelitzer Knabenschule ist Denkmal des Monats April

Stand:

Beelitz - Das Denkmal des Monats April steht in Beelitz. Gestern wurde Bürgermeister Thomas Wardin (SPD) die Urkunde für die bereits zum Teil sanierte, ehemalige Knabenschule am Beelitzer Kirchplatz, Hausnummer 5, von der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ überreicht. Dies ist nach der Beelitzer Kapelle und der Diesterweg-Schule bereits die dritte derartige Auszeichnung für die Stadt.

Mit strengem Blick hatte Manfred Fließ von der Beelitzer Stadtverwaltung, die Gäste gestern Nachmittag in den ehemalige Klassenraum gebeten. Verkleidet als Lehrer des 19. Jahrhunderts trug er die Geschichte des Gebäudes vor, die mit der Entwicklung der Stadt Beelitz im zwölften Jahrhundert begann.

In der Nähe des heutigen Marktplatzes siedelten sich zu dieser Zeit die ersten Handwerker und Bauern am Rande der belebten Landstraße an. Es entstand die Beelitzer Marienkirche und nach dem Bau der Stadtmauer auch das 1563 errichtete Beelitzer Rathaus mit angeschlossenem Pfarramt. Erst 1821 wurde direkt daneben die Knabenschule gebaut. Damit vollzog die Stadt die Geschlechter-Trennung im Schulbetrieb, nachdem die zuvor genutzte Gemeinschaftsschule im Norden der Marienkirche abgerissen wurde. Trotzdem blieben die Mädchen in Sichtweite, erklärte Fließ. Sie lernten im heutigen Pfarramt mit der Hausnummer Eins. Das sonst aber kaum Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen im Schulunterricht gemacht wurden, zeigte die lange Liste der historischen Strafen, aus der Fließ las, darunter auch die der neunjährigen Martha. Sie erhielt im Jahre 1902 kräftige Schläge mit dem Stock auf die Hand, weil sie betrogen hatte. „So war das damals“, seufzte Fließ.

Vier Jahre später konnten Jungen und Mädchen wieder gemeinsam lernen: Die Diesterweg-Schule wurde eröffnet, Knaben- und Mädchenschule geschlossen.

Noch bis zur jüngsten Jahrtausendwende wurde die alte Knabenschule bewohnt und beherbergte nach dem zweiten Weltkrieg unter anderem die Sowjetische Kommandantur und später die Volkssolidarität. Nachdem die letzten Mieter ausgezogen waren, zerfiel der historische Fachwerkbau.

Seit 2003 wird saniert. Rund 400 000 Euro sind in die Rekonstruktion des Hauses geflossen. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird die Verwaltung in das Gebäude einziehen. Bereits jetzt nutzt das Rathaus die erste Etage für ihre Personal- und Steuerabteilung, erklärte Bürgermeister Wardin. Bis zum nächsten Jahr soll auch der zweite Stock denkmalgerecht saniert sein. Ein Fahrstuhl und eine Brücke zwischen Rathaus und alter Knabenschule werden dann die Verwaltungsräume verbinden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })