Potsdam-Mittelmark: Solarpark statt Klage
Ex-Bürgermeister Enser sieht Chancen, Stahnsdorf schneller an Flughafenmagistrale anzubinden
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Stahnsdorf - Mit Vorschlägen zur Verkehrsentwicklung von Stahnsdorf hat sich der frühere Bürgermeister und CDU-Spitzenkandidat für die Kommunalwahl, Gerhard Enser, zu Wort gemeldet. Enser sieht nach einem Gespräch im Potsdamer Landesbetrieb Straßenwesen die Möglichkeit, den Bau der sehnlichst erwarteten Landesstraße 77 zu beschleunigen. Der Zubringer soll Stahnsdorf an die neue Flughafenmagistrale anschließen. Die derzeit genutzte Anbindung über den Güterfelder Damm geht mitten durch den Ort und hat bereits zu Protesten geführt (PNN berichteten).
Laut Enser verhindert eine Klage, dass der Planfeststellungsbeschluss für die neue L 77 wirksam wird und Baurecht entsteht. Für den neuen Knoten L 77 neu / L 40 soll der Eigentümer Ackerland abgeben, seine fünf Hektar große Fläche werde dabei zweigeteilt. Der Eigentümer sei bereits vom Bau der Güterfelder Ortsumgehung betroffen gewesen, so Enser. Planfeststellungsbeschluss und Klage wurden gestern aus dem Landesbetrieb Straßenwesen bestätigt. Erst wenn der Planfeststellungsbeschluss wirksam wird, könne man an die Finanzierung des Projektes gehen, so der Planungschef des Landesbetriebes, Frank Schmidt.
Gerhard Enser präsentierte gestern einen mit dem Kläger und einem potenziellen Investor abgestimmten Kompromiss: Demnach müssten an der neuen Kreuzung auf den Flächen des Klägers Solaranlagen aufgestellt werden. „Die Randbedingungen sind nahezu ideal“, sagte Enser. Der Eigentümer habe zugesagt, für diesen Fall seine Klage zurückzuziehen. Er würde von Pachtzahlungen profitieren. Zugleich könnte geprüft werden, ob entlang der Flughafenmagistrale solare Lärmschutzwände aufgestellt werden, so Enser. Besonders im Süden Stahnsdorfs hat der Lärm zugenommen, seitdem der Straßenabschnitt mit der Güterfelder Ortsumgehung im Dezember in Betrieb genommen wurde.
Enser warnte, dass sich der Neubau der L 77 ohne diese Lösung auf unbestimmte Zeit verschieben könnte. Das sieht der Landesbetrieb Straßenwesen ganz ähnlich. „Wir haben hier einen kompromissbereiten Eigentümer“, so Chefplaner Schmidt. Für die Solaranlagen sehe er keine Hindernisse. Gerhard Enser malte aus, was droht, wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird: „Die Entwicklung des Gewerbegebietes Stahnsdorf nimmt Schaden, die erhofften Arbeitsplätze und Investitionen bleiben auf der Strecke“, so der CDU-Mann. In Verbindung von Lärmschutz und Solarfeld könnten dagegen mehrere Probleme zugleich gelöst werden.
Jetzt sieht der Ex-Bürgermeister seinen Nachfolger in der Pflicht: „Entscheidend für das Zustandekommen des Vorhabens ist die Stellungnahme der Gemeinde Stahnsdorf.“ Es müsse Chefsache sein, den Ort zu entwickeln und für den Ausgleich der Interessen zu sorgen, so Enser wahlkämpferisch. Rathaussprecher Stephan Reitzig erklärte dazu auf Anfrage: „In der Amtszeit des Bürgermeisters Bernd Albers ist es gelungen, die Landesstraße 77 neu mit höchster Priorität als Flughafenzubringer im Landesstraßenbedarfsplan zu verankern.“ Die Gemeinde prüfe auch die Möglichkeit von zusätzlichem Lärmschutz für die neue L 40. „Die gewonnenen Erkenntnisse zur Machbarkeit sollen dann auch für die L 77 neu benutzt werden“, so Reitzig.
Ein Bauantrag für Solarprojektee entlang der L 70 oder neuen L 77 liege derzeit in der Gemeinde allerdings nicht vor. „Sobald ein solcher Antrag vorliegt, wird dieser bearbeitet.“ Die Gemeinde habe dann nur das gemeindliche Einvernehmen zu erteilen, zu genehmigen sei der Bauantrag durch den Landkreis Potsdam-Mittelmark, so Reitzig.
Kreistagsabgeordneter Enser sieht für die Gemeinde derweil weiteren Handlungsbedarf. Zurzeit wird die Landesstraße 76 zwischen Güterfelder Eck und dem westlichen Ortseingang von Stahnsdorf zurückgebaut, die dann Ende des Jahres zu einer kommunalen Straße werde. „Von Potsdam kommend wird nach derzeitigem Stand der Querschnitt in der Ortslage Stahnsdorf wieder aufgeweitet.“ Kreis und Gemeinde müssten erklären, wie sie mit dem Straßenraum nach der Herabstufung umgehen, fordert Enser.
Parkbuchten, Querungshilfen, Gestaltung der Querschnitte und Seitenräume seien Themen, die diskutiert werden müssten, nicht zuletzt die Beantragung von Fördermitteln. Enser: „Schon im nächsten Winter werden die Kommunen sich der Realität einer herabgestuften Landesstraße im Winterdienst widmen müssen.“
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