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Gut gepflegt. Der Soldatenfriedhof ist nach deutschem Ermessen an sich in einem ordentlichen Zustand. Das ist aber Ansichtssache – und eine Sache des Geldes.

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Potsdam-Mittelmark: Soldatenfriedhof wird zur Baustelle

2014 soll das britische Gräberfeld restauriert sein – 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs

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Stahnsdorf - Die Steinmetze, Restauratoren und Gärtner haben Großes vor. Mit schwerem Gerät sind sie angerückt, und 250 neuen Grabsteinen aus leuchtend weißem Marmor. Im 90. Jahr seines Bestehens wollen sie den Britischen Soldatenfriedhof auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof umfassend restaurieren. Verschlissene Grabsteine sollen getauscht, der im Kolonialstil erbaute Eingangstempel erneuert werden.

Es ist eine der größten Sanierungsarbeiten an einem britischen Soldatenfriedhof außerhalb des Königreichs, sagte Bauleiter Joseph Victoor gegenüber den PNN. In Auftrag gegeben und bezahlt werden die Arbeiten von der „Commonwealth War Grave Commission“, vergleichbar mit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Weltweit sind bei den Briten 1500 Gärtner und Steinmetze angestellt, sie pflegen rund 400 Soldatenfriedhöfe, die die Kriege hinterlassen haben. Der in Stahnsdorf ist neben einer Ruhestätte in Köln einer der beiden deutschen Friedhöfe, die in diesem Jahr saniert werden sollen.

Mittwochabend sind die ersten Bauarbeiter in Stahnsdorf angerückt, am Donnerstagmorgen haben die Fachkräfte aus Belgien begonnen, ihre Gerüste an den massiven Torbauten vor dem Soldatenfriedhof aufzubauen. Was sie hier vorhaben, gleicht einer Generalüberholung. In etwa drei Wochen sollen die massiven Sandsteinbauten am Eingang der Ruhestätte abgebaut sein, anschließend werden die Steine gereinigt und in Verbindung mit neuen Steinen wieder aufgebaut, sagt Bauleiter Victoor. Danach werden sämtliche Gehwege auf dem ein Hektar großen, von Rhododendren umsäumten Areal aufgenommen und neu verlegt. Auch der Rasen wird komplett erneuert und ein maulwurfsicherer Zaun gezogen. So soll das schon heute penibel gepflegte Grün besser geschützt werden.

Friedhofsverwalter Olaf Ihlefeldt freut sich über die für ihn kostenlose und unerwartete Sanierung des Soldatenfriedhofs. „Ich war überrascht, als die Zusage kam.“ Schon in der Vergangenheit sei der Friedhof gut gepflegt und schick gewesen. Ein automatisches Bewässerungssystem sorgte für einen strahlenden Rasen. „Das sah aus wie geleckt“, so Ihlefeldt. Nach deutschem Ermessen hielten sich die Schäden in Grenzen. Das sei aber Ansichtssache – und eine Sache des Geldes.

Bei der „War Grave Commission“ wird über die Sanierungskosten geschwiegen. Allein die Ersatzsteine für die zwei massiven Steinkuppeln der Torbauten schlagen mit rund 100 000 Euro zu Buche, sagt Bauleiter Victoor. 200 Euro kostet einer der 250 neuen Grabsteine, die in Frankreich gefertigt und mit den Feldzeichen der Britischen Armee und ihrer Einheiten verziert sind. Jeder Stein trägt Name, Geburts- und Sterbedatum des Opfers. In einem Buch können Gäste am Friedhof mehr über die Toten erfahren. Während der Arbeiten bleibt die Ruhestätte geöffnet.

1167 britische Soldaten aus Commonwealth-Staaten ruhen in Stahnsdorf , darunter Bodentruppen aus England und Matrosen aus Indien oder Neuseeland, sagt Friedhofsverwalter Ihlefeldt. Sie alle sind im Ersten Weltkrieg in Lazaretten oder Gefängnissen der Deutschen Armee in den brandenburgischen Provinzen gestorben. 1922 wurden die Leichen auf dem Südwestkirchhof zusammengeführt. Nach altem Recht dürfen sie auf Ewig dort gebettet bleiben. Alljährlich wird am Tag der Waffenruhe im November eine Zeremonie auf dem Friedhof abgehalten. Stahnsdorf besitzt einen der größten Friedhöfe dieser Art, aber nicht den Größten, sagt Ihlefeldt. Gleich neben den Engländern sind auch 1659 Soldaten aus Italien begraben. Anders als bei den Briten werden diese Gräber vom deutschen Staat gepflegt.

Im Jahr 2004 machte die Elisabeth II. einen Ausflug nach Stahnsdorf, um sich den Britischen Soldatenfriedhof anzusehen. Sie sei beeindruckt gewesen, so Ihlefeldt. Ob sie nochmal kommen wird, ist ungewiss, aber vielleicht ja ihre Thronfolger, sagt Ihlefeldt. Zu bestaunen hätten sie ab dem kommenden Jahr den frisch restaurierten Soldatenfriedhof – 100 Jahre nach dem Kriegsbeginn 1914.

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