KulTOUR: Sommerlich heiter
Mitglieder des Beelitzer Vereins Kunstwerk zeigen Quicklebendiges in der Petzower Kirche
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Werder (Havel) / Beelitz - Die Satzung des im Januar 2010 gegründeten Vereins Kunstwerk Beelitz verpflichtet seine Mitglieder in zwiefacher Weise zur Kunstförderung in Beelitz und Umgebung. Durch Kurse und Ausstellungen möchte man den alten und neuen Einwohnern das Bildende an der Kunst nahebringen. Andererseits braucht jeder Verein, besonders einer aus der Zunft der Künste, ja selber Öffentlichkeit, sonst sumpft er nur vor sich hin. Deshalb hat er sich auch den Wunsch nach einer kommunalen Galerie ins Programm geschrieben.
Man kann damit rechnen, dass Bernhard Knuth, der kunstbeflissene Bürgermeister der Stadt Beelitz, es schon richten wird. Bis dahin geht der Verein im Umland mit Werk und Werken auf Reisen. Nach mehreren Präsentationen vor Ort und in Kähnsdorf kann er jetzt auch in Petzows Schinkelkirche auf der Grelle mal Flagge zeigen, etwas weiter weg also, und vielleicht auch etwas prominenter. Fünf der dreizehn aktiven Vereinsmitglieder zeigen in der einst heiligen Halle eine so heitere wie sommerliche Schau, eine Pracht aus Landschaft und Farbe, im Ganzen gesehen.
Mit Claudia Fleck, Doris Schildkamp, Anke Weber, Christine Gröling und Jürgen Schmautz hat man allerdings keine Professionellen vor sich, alle waren oder sind richtig berufstätig, haben meist spät mit dem Malen begonnen. Herzblut also, Leidenschaft, Freude am Umgang mit Pinsel und Palette begegnet man diesmal in Petzow – und sehr viel Liebe zur nahen Heimat.
Für Doris Schildkamp ist Malen so etwas wie Meditation, der Weg sei das Ziel, das Ergebnis aber nicht so wichtig. Sie ist mit mehreren Aquarellen vertreten, deren „Waldstück 1“ nur ein paar dürftige Birken zeigt. Ihre „Allee“ ist o.k., auf das Rahmenglas hat sie Großmutter und den Wolf aus Papier geklebt hat – hübsch, ein witziger Einfall. Trotzdem könnte den Bildern etwas mehr Tiefe nicht schaden.
Claudia Fleck hält es mit dem Poetischen, ihr „Blick durch den Zaun“ auf eine Eisseelandschaft ist trefflich komponiert und farblich gut abgestimmt, „Magische Insel“ erinnert in ihrem nebligen Irrlicht an so manches. Eine große dicke
Pusteblume stellt Anke Weber zur Schau, so gut gemalt, dass man da etwas Surreales zu sehen scheint. Auch das pastellene „Wiesenstück“ ist so richtig gut gelungen – was sich von ihren „nächtlichen“ Sujets freilich nicht unbedingt sagen lässt.
Eines winzigen Stücks Schwielowsee-Ufers hat sich Christine Gröling erbarmt und dabei, neben Acryl, auch „Gel“ verwendet, das glänzt von der Oberfläche her dann doch ziemlich wie Gel. Ihr „Beelitzer Herbstwald“ wirkt rustikal und ist vieltausendfach Farbe, ein Bach fließt friedvoll darinnen. Wäre hier weniger Fülle nicht mehr?
Jürgen Schmautz dann hat viele Bilder dem Spreewald gewidmet, Brücken, Kähne und so. Er malt gleichfalls extrem farbintensiv, erprobt sogar, ob sich ein Motiv nicht von einer Farbe aus gestalten lasse. Ob auch er nicht ein wenig zu dick aufträgt? Wie düster doch sein „Buchenweg“ ist!
So oder so, es war eine gute Entscheidung, die Beelitzer nach Petzow zu bitten. Ihre Werkpräsentation macht ja, bei allem Respekt, nicht nur einen sommerlichen Eindruck, sie ist auch sehr lehrreich. Wer wäre denn je fertig im Leben? Das könnten nur Tote sagen. Quicklebendig ist sie! Und da gehört etwas Düsternis ja wohl dazu. Gerold Paul
Die Ausstellung ist noch einmal am kommenden Wochenende jeweils von 11 bis 18 Uhr zu sehen.
Gerold Pau
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