Potsdam-Mittelmark: Sommerrodeln jetzt mit Wild und ohne Affen
Investoren stellten ihr modifiziertes Konzept vor, doch die Stimmung in Phöben bleibt geteilt
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Investoren stellten ihr modifiziertes Konzept vor, doch die Stimmung in Phöben bleibt geteilt Von Hagen Ludwig Werder · Phöben – Prallvoll gefüllt war der Saal des Anglerheims Phöben beim Bürgerforum am Mittwochabend. Als zum Ende der Veranstaltung ein Anwohner fragte, wer denn nun für eine Sommerrodelbahn am Phöbener Wachtelberg sei, meldete sich etwa die Hälfte der Gäste. Ein Ergebnis, das nicht unbedingt repräsentativ für die gesamte Einwohnerschaft sein muss, doch es steht symbolhaft für die Zerrissenheit des 600-Seelen-Ortes in dieser Frage. Seit drei Jahren schon sorgt das Projekt immer wieder für hitzige Debatten im Ort. Und weil es so viele offene Fragen gibt, hatte die Ortsbeiratschefin Ruth Giese (Freie Bürger) die potenziellen Investoren und Betreiber dieses Freizeitprojektes ins Anglerheim eingeladen. Die Eheleute Lutz und Ute Kronberg aus Sangerhausen – er Fliesenlegermeister, sie Betriebswirtin – wollen in Phöben als Existenzgründer 600000 Euro investieren. Die Vorstellung ihres Projektes am Mittwoch begannen sie mit einem kleinen Paukenschlag. Statt des ursprünglich geplanten Affenwaldes soll nun in Kombination mit der Sommerrodelbahn ein 2 bis 3 Hektar großes Gehege mit heimischem Dam-, Rot- und Muffelwild entstehen. Gegen den offensichtlichen Widerstand der Einwohnerschaft wolle er keine exotischen Tiere auf dem Wachtelberg ansiedeln, betonte Kronberg. Die Idee stammte aus Malchow, wo Äffchen und Rodelbahn in Kombination anscheinend zu einem Besuchermagneten geworden sind. Den Phöbenern – das wurde am Mittwoch klar – wäre ein Gehege mit einheimischen Tieren und Naturlehrpfaden wesentlich lieber. Nicht zuletzt, weil es auch einfacher zu realisieren ist. Für den Affenwald wären immerhin ein elektrischer Zaun und eine Schneise im Wald notwendig. Erstmals konkret wurde nun auch ein möglicher Standort für die Sommerrodelbahn genannt. Der Investor hat den sogenannten Pfirsichberg am Rande des Wachtelberges direkt am Ortseingang im Blick. Hier stand einmal eine Plantage, die kurz nach der Wende abgeholzt wurde. Bald sollen hier nach den Vorstellungen des Investors Hobbyrodler „im Alter zwischen 3 und 85 Jahren“ mit bis zu 40 Stundenkilometern den Berg hinunter sausen. Fast lautlos würden die kleinen Schlitten durch in die Erde eingelassene Edelstahlröhren gleiten, versicherte der 46-jährige Kronberg. Ausgangs- und Endpunkt der Tour ist ein sogenannter „Bahnhof“ in der Nähe der Landesstraße vor dem Ortseingang. Dort soll auch ein Parkplatz entstehen. Vom „Bahnhof“ aus werden die Schlitten 220 Meter bergauf gezogen, um dann über kurvenreiche 600 Meter bergab zu rollern. Dabei überwinden sie einen Höhenunterschied von 33 Metern. Unten am „Bahnhof“ gibt es einen kleinen Kiosk und eine Toilette: insgesamt eine Anlage wie sie eine Abordnung aus Werder und Phöben kürzlich in Malchow besichtigt hat (PNN berichteten). Die Einzelfahrt für ein Kind kostet 1,50 Euro. In einer Stunde kann der Schlepplift 600 Personen nach oben befördern. Insgesamt rechnet Kronberg mit etwa 50000 Besuchern in der von April bis Oktober dauernden Saison. „Sie kommen von Werder oder direkt von der Autobahn und parken noch vor dem Ort“, erklärte er. Trotz aller Versicherungen fürchten jedoch nicht wenige Phöbener um die Idylle in ihrem Dorf. „Die Anlage würde ziemlich nah an der vorhandenen Bebauung entstehen“, bleibt zum Beispiel Bernd Warsawa (CDU), der viele Jahre Phöbener Bürgermeister war, bei seinen Vorbehalten. Andere verweisen darauf, dass es gerade auf dem Wachtelberg viele geschützte Biotope gebe, in denen unter anderem die seltene Sandstrohblume oder das Gelbe Katzenpfötchen vorkommen. Ruth Giese als Vorsitzende des Ortsbeirates und Werders Bürgermeister Werner Große (CDU) argumentierten indes für Rodelbahn und Wildgehege. „Als es hier noch die Eisdiele ,Kakadu“ gab, da hat in Phöben das Leben gebrummt. Jetzt ist hier tote Hose, doch davon können wir nicht leben“, gab Große zu bedenken. Sommerrodelbahn und Wildgehege wären ein interessanter Baustein im Werderaner Tourismusangebot, dem es bisher noch an Attraktionen für Kinder mangele. Hals über Kopf werde in Phöben auf keinen Fall gebaut, versicherte der Bürgermeister. Zuerst müssten sich Ortsbeirat und Stadtverordnetenversammlung positionieren. Dann wäre eine Bebauungsplan aufzustellen. In diesem Verfahren können Anwohner und Träger öffentlicher Belange ihre Bedenken einbringen. Auch die Naturschutzbehörde wird dann ein gewichtiges Wort mitreden. Erst in diesem Prozess werde sich laut Große herausstellen, ob das Projekt realisierbar sei. Auch die genauen Standorte für Rodelbahn und Wildgehege könnten sich noch einmal verschieben – nicht zuletzt, weil anscheinend noch viele Grundstücksfragen zu klären sind.
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