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Potsdam-Mittelmark: Sondersitzung zur Blütentherme

Stadtverordnete fordern Aufklärung über Bauverzug. Die Folgen der verschobenen Eröffnung sind völlig unklar

Von Enrico Bellin

Stand:

Werder (Havel) - Die Werderaner Stadtverordneten reagieren empört auf die Vorwürfe vom Chef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, Angestellte der Stadt würden die Fertigstellung der Blütentherme in den Havelauen verzögern. „Herr Steinhart hat anscheinend nichts anderes zu tun, als von den Unzulänglichkeiten des eigenen Unternehmens abzulenken und Mitarbeiter der Verwaltung zu verunglimpfen“, sagt Christian Große, Sprecher der Werderaner CDU. Seine Fraktion hat nun eine Sondersitzung des Hauptausschusses beantragt, auf der Steinhart seine Vorwürfe begründen soll.

Hintergrund ist die erneute Verschiebung der Thermeneröffnung, die Heinz Steinhart mit Verzögerungen durch die Projektbeauftragte der Stadt begründet (PNN berichteten). Was die erneute Verschiebung der Eröffnung für die Stadt bedeutet, ist noch völlig offen.

Erst im Februar hatte Steinhart einen Ergänzungsvertrag mit der Stadt ausgehandelt. Darin steht, dass er die Therme eher als geplant von der Stadt abkaufen kann. Im Gegenzug wurde die Eröffnung zum 30. September festgeschrieben, Verzögerungen sollten zu monatlichen Strafzahlungen von 8 300 Euro führen. Doch den Vertrag hat Steinhart bis heute nicht unterzeichnet, wie Bürgermeister Werner Große (CDU) am gestrigen Mittwoch den PNN mitteilte. Große habe mit Steinhart telefoniert und „Meinungen von Mann zu Mann ausgetauscht“. Nun wolle man schauen, wie Stadt und Badbetreiber sich entgegenkommen können.

Am Montag soll sich auf Antrag der Linken-Fraktion nun die „AG Therme“ treffen. Im nicht öffentlich tagenden Gremium sollen Vertreter der Stadtfraktionen über den Bau- und Finanzierungsstand der Blütentherme informiert werden. Anschließend könnte in der Sondersitzung des Hauptausschusses, deren Termin noch offen ist, öffentlich über das weitere Vorgehen beraten werden.

Zu der Sondersitzung wird wohl auch Ludwig Lüllepop geladen, der den Thermenbau von Anfang an als bäderfachlicher Berater der Stadt begleitet. Er kann sich die Bauverzögerungen kaum erklären: „Die Stadt hat alles getan, was für den Bau der Therme notwendig war.“ Selbst wenn es, wie von Steinhart behauptet, Probleme mit der Kontrolle durch die Stadt gegeben hätte, hätte der Thermenbau ungehindert weitergehen können. Die Kristall Bäder AG habe dazu alle nötigen Vollmachten, auch das Geld der Stadt für den Bau sei pünktlich gezahlt worden. Werder übernimmt fast 19 der 25 Millionen Euro Baukosten.

Lüllepop hat bereits mehrere Thermenbauten der Kristall Bäder AG begleitet, unter anderem in Ludwigsfelde und Lübbenau. Diese seien immer nach 18 Monaten Bauzeit fertig geworden. Die Blütentherme sei jedoch zweieinhalb Jahre nach Baubeginn nur zu 75 Prozent fertig, so der Berater, der wöchentlich auf der Baustelle ist. Unter anderem seien die Becken noch nicht gefliest, im Eingangsbereich fehlt der Marmor und der Außenbereich müsse ebenfalls gestaltet werden.

Laut Klaus-Peter Meißner, Geschäftsführer der Havelauen Projekt Gesellschaft, sei die Verzögerung der Eröffnung absehbar gewesen. Meißner ist direkter Nachbar der Thermen-Baustelle. „Niemand, der das Baugeschehen in den vergangenen Monaten beobachtet hat, rechnet ernsthaft mit einer Eröffnung in diesem Jahr“, so Meißner. Mit der von Steinhart verunglimpften Mitarbeiterin der Stadt habe er bisher stets gute Erfahrungen gemacht.

Selbst die Opposition glaubt nicht daran, dass die Stadtverwaltung oder die CDU den Bau der Therme in irgendeiner Weise behindert hätten. „Das ist eine fadenscheinige Ausrede“, sagt Werders SPD-Vorsitzender Robert Dambon. Wichtig sei es jetzt, zu klären, ob Werder eine betriebsfähige Therme bekommt und wem sie nach dem Bauabschluss gehöre. „Es muss einen Grundsatzplan geben, wie die Therme fertiggestellt werden kann.“ Dambon befürchtet, dass es seitens der Kristall Bäder AG dazu vor allem eines geben wird: eine neue Rechnung, was die Fertigstellung kosten wird.

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