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Potsdam-Mittelmark: Sonderzug nach Teltow

Trotz des Streiks wird am Samstag eine S-Bahn nach Teltow fahren, um einen Namen zu bekommen

Von Enrico Bellin

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Teltow - Pendler aus Teltow lernen derzeit die Straßen Berlins kennen. Durch den Bahnstreik müssen sie mit dem Ersatzbus eine halbe Stunde bis zur Attilastraße fahren, um dann in die S2 in die Innenstadt umsteigen zu können. Die Fahrzeit verdoppelt sich auf eine Dreiviertelstunde, da seit dem gestrigen Mittwoch keine S-Bahn fährt.

Keine Bahn? Doch, am Samstag wird ein Sonderzug nach Teltow kommen. Dann feiern Stadt und S-Bahn das zehnjährige Bestehen der wiederaufgebauten Bahnstrecke mit einem großen Festakt, zu dem der Zug auf den Namen „Teltow“ getauft werden soll. Auch wenn selbst der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) gegenüber den PNN den Sinn der Veranstaltung bezweifelt, da es ein merkwürdiges Signal sei, in Zeiten des Streiks eine Bahn extra für einen Festakt auf einem sonst nicht befahrenen Streckenast fahren zu lassen – die Organisatoren halten an ihren Plänen fest.

„Es muss sich nicht alles dem Streik unterordnen, unter den Kollegen gibt es auch die Stimmung: Jetzt erst recht“, sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz den PNN. Eine Absage wäre Priegnitz zufolge eine herbe Enttäuschung für Teltow gewesen, da die Stadt das Fest mit Bahntaufe und Einweihung eines Kunstwerkes auf dem Bahnhofsvorplatz seit Monaten plane. Gefahren werde der Zug von einem der Lokführer, die sonst Züge in die Werkstatt bringen.

Geladene Gäste für das Fest sind S-Bahn-Chef Peter Buchner und Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (parteilos). Mit der Bahn wird aber wohl keiner der beiden kommen. „Die Ministerin überlegt noch, ob sie mit dem Fahrrad nach Teltow fährt“, sagte ihr Sprecher Steffen Streu den PNN. Auch der S-Bahn-Chef wird nicht mit der Bahn kommen, da er laut Bahnsprecher in Potsdam wohnt und daher aus der entgegengesetzten Richtung kommt. „Außerdem beginnt das Fest um 11 Uhr, also bevor die Bahn in Teltow ankommt“, so Ingo Priegnitz.

Ob außer dem Fahrer also jemand in der Bahn sitzen wird, ist unklar. Zwar ist der Zug, der um 11.11 Uhr in Teltow ankommen und um 11.45 Uhr abfahren soll, für die Öffentlichkeit freigegeben. Auch hält er Priegnitz zufolge auf der Fahrt vom und zum Potsdamer Platz an allen Unterwegsbahnhöfen. In der Fahrplanauskunft der S-Bahn wird er aber nicht angezeigt, sodass potenzielle Fahrgäste eher überrascht sein dürften, wenn sie auf den Ersatzbus warten und plötzlich doch ein Zug einfährt.

Nutzlos werde die Fahrt trotzdem nicht sein: „Auch auf den nicht befahrenen Streckenästen lassen wir täglich aus technischen Gründen einen Zug fahren“, so Ingo Priegnitz. Da die Fahrten unregelmäßig sind und nicht dem normalen Linienverlauf folgen, könne man sie für Fahrgäste nicht freigeben.

Der Teltower Streckenast, dessen letzte drei Kilometer vor zehn Jahren eingeweiht wurden, habe Priegnitz zufolge bei der S-Bahn hohe Priorität. „Wenn wir mehr Fahrer zur Verfügung hätten, wäre das die erste Strecke, die wir wieder in Betrieb nehmen würden.“ Die Fahrgastzahlen nach Teltow haben sich seit der Eröffnung mehr als verdoppelt, inzwischen nutzen an streikfreien Tagen etwa 7000 Menschen die Verbindung. Enrico Bellin

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