Potsdam-Mittelmark: „Sonneneck“ sucht eine Zukunft Zwangsversteigerung beim Amtsgericht
Stahnsdorf - Im Schaukasten an der Straßenfront ist noch zu lesen, was Küche und Ausschank an Köstlichkeiten zu bieten haben: Rund 50 Gerichte, darunter als Spezialität auch ein „Stahnsdorfer Eisbein“. Aber das Papier ist schon ein bisschen vergilbt, in der Küche rührt sich nichts mehr, vor dem Eingangsportal sprießt das Unkraut.
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Stahnsdorf - Im Schaukasten an der Straßenfront ist noch zu lesen, was Küche und Ausschank an Köstlichkeiten zu bieten haben: Rund 50 Gerichte, darunter als Spezialität auch ein „Stahnsdorfer Eisbein“. Aber das Papier ist schon ein bisschen vergilbt, in der Küche rührt sich nichts mehr, vor dem Eingangsportal sprießt das Unkraut. Das Hotel und Restaurant „Haus Sonneneck“ in der Potsdamer Allee ist verwaist. Im Herbst 2003 sind die letzten Gäste bewirtet worden, zum Ende jenen Jahres hat die Gastwirtsfamilie dann die Betriebsgenehmigung zurückgegeben. Das stattliche Haus steht leer und auch zum Verkauf. Dazu war kürzlich auf Forderung zweier Berliner Banken eine Zwangsversteigerung vor dem Potsdamer Amtsgericht angesetzt. Ein Gutachter hatte den Verkehrswert der Baulichkeit und des Grundstücks mit 455000 Euro angegeben. Das Mindestgebot lag bei der Hälfte dieser Summe. Aber es kam niemand, der hier zuschlagen und dem Haus eine neue Zukunft geben wollte. Angeblich hatten sich zwei Interessenten gemeldet, die aber nicht erschienen waren. Also ist ein neuer Versteigerungstermin in Sicht. „Es wird aber eine Weile dauern“, so war beim Gericht zu hören. Ob im „Sonneneck“ eines Tages wieder gehobene Gastlichkeit geboten wird, ist also offen. Viele Stahnsdorfer wünschen es, weil sie gute Erinnerungen an das Haus haben und an dieser Stelle am Ortseingang auch keine Ruine sehen wollen. Das Restaurant mit Wohnung und Pension war 1928 errichtet worden, zu einer Zeit, als mit der Friedhofbahn der Ortsteil „Stahnsdorf-West“ heranwuchs. Die große Zeit kam für die Gastwirtsfamilie, als dann in den 1930er Jahren an der gegenüber liegenden Heinrich-Zille-Straße die Graf von Schlieffen-Kaserne und daneben die Wohnblocks für die Familien von Berufssoldaten entstanden. Das „Sonneneck“ bewahrte auch zu DDR-Zeiten seinen guten Ruf und lud zum Tanz und zu Veranstaltungen wie Silvesterpartys ein. 1996 dann ein neuer Abschnitt: Das Restaurant bekam einen modernen Anbau: Eingangshalle sowie einen Gästezimmertrakt, womit der Begriff Hotel seine Berechtigung bekam. Es war zu einer Zeit, als die Bundeswehr noch viele Pläne mit dem inzwischen abgerissenen Kasernenkomplex hatte, als ringsherum gebaut wurde, so auch die „Kaiser Pagode“. Aber für die Wirtsleute vom „Sonneneck“ ist die Rechnung mit der Investition und den dafür benötigten Krediten nicht aufgegangen. Beim Zwangsversteigerungstermin im Amtsgericht war die Meinung zu hören, dass die Zukunft für das „Sonneneck“ nur in der weiteren Nutzung als Restaurant liegen kann. Im Sachverständigen-Gutachten über den Zustand des Hauses wird betont, dass es keine Baulasten gibt. Aber auch nur ein „mäßiges Interesse“. Georg Jopke
Georg Jopke
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