zum Hauptinhalt
Baustelle Blütentherme. Auf dem Bauschild wird noch die Fertigstellung in diesem Jahr versprochen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Sonntagszuschläge für die Blütentherme

Potsdamer SPD sieht keine Konkurrenz zu Potsdamer Bad. Verärgerung in Werder über Nachforderung

Stand:

Werder (Havel) - Die Potsdamer SPD weist jede Schuld der Landeshauptstadt an den Mehrkosten für die Blütentherme in Werder von sich. „Am Brauhausberg entsteht ein zeitgemäßer Ersatzbau für die bestehende Schwimmhalle“, so Potsdams SPD-Stadtverbandschef Mike Schubert gestern in einer Pressemitteilung. „Schuldzuweisungen und Preisspekulationen helfen nicht weiter. Wir sollten in der Region gemeinsame Lösungen finden.“ Die Kristall Bäder AG hatte zuvor erhebliche Mehrkosten für die Blütentherme unter anderem mit der Potsdamer Konkurrenz begründet.

Die Therme am Zernsee soll mit vier Millionen Euro zusätzlicher Mittel „opulenter“ werden, wie der Aufsichtsratschef der Kristall Bäder AG, Heinz Steinhart, in den PNN erklärt hatte. Umkleidekabinen, Außenbereiche und das Foyer sollen erweitert, die Technik ausgefeilter und die Ausstattung hochwertiger werden. Dieses Geld will die Kristall Bäder AG allein aufbringen, doch auch die Stadt Werder soll nochmal zur Kasse gebeten werden.

Steinhart fürchtet, dass die Potsdamer mit ihrem neuen Bad versuchen werden, Werder und auch der Ludwigsfelder Kristalltherme die Besucher wegzuschnappen. „Die werden mit Dumping-Eintrittspreisen von zehn Euro inklusive Sauna arbeiten“, sagte er den PNN. „Das wird dann vom Steuerzahler subventioniert.“ Tatsächlich wird für Potsdam bei Investitionen von 35 Millionen Euro mit jährlichen Betriebskosten von 3,5 Millionen gerechnet. Eintritt und Besucherzahlen wurden bislang nicht kommuniziert.

„Die Eintrittspreise für das Potsdamer Bad werden sich auf dem regional üblichen Niveau bewegen“, sagt Potsdams SPD-Chef Schubert. Er will die Kritik nicht gelten lassen. „Hätte Potsdam entschieden, das Bad im Norden zu bauen, wäre dies für Werder sicher schwieriger geworden“, so Schubert. Jetzt könne die Blütentherme auch das Bad für den Potsdamer Norden werden, meint der SPD-Mann. Er regte an, die ÖPNV-Verbindungen zu verbessern, was auch das Problem der Pförtnerampeln etwas entschärfen könne. „Die SPD will dabei jetzt zügig konkret werden und die Prüfung von Schnellbusverbindungen nach dem Vorbild der Havelbuslinie X1 zwischen Teltow und Potsdam.“

In Werder soll sich der Eintritt an der Ludwigsfelder Kristalltherme orientieren, wo Kinder für die Tageskarte 18 Euro und Erwachsene 26,70 Euro bezahlen. Die Betriebskosten sollen von der Kristall Bäder AG als Betreiber übernommen werden. Die Baukosten werden inzwischen auf gut 25,3 Millionen Euro beziffert. Ursprünglich war für die Blütentherme in den Havelauen mit der Stadt Werder eine Garantiebausumme von 18 Millionen Euro vereinbart, die die Stadt bezahlt.

In einem Schreiben an das Werderaner Rathaus werden jetzt die zusätzlichen Investitionen aufgelistet, aber auch unverschuldete Mehrkosten von 3,3 Millionen Euro: durch verzögerte Baugenehmigung, zusätzliche Gründungs- und Brandschutzmaßnahmen. Die Stadt wird aufgefordert, 900 000 Euro davon zu übernehmen (PNN berichteten).

Der mittelfränkische Partner beruft sich auf eine Vertragsklausel in der öffentlich-privaten Partnerschaft, laut der „unvorhergesehen Baugrunderschwernisse oder behördliche Auflagen“ von der Stadt zu übernehmen seien und die Kristall Bäder AG nicht für Verzögerungen haftet, die von anderen zu vertreten sind. Um das Bad bis Dezember fertig zu bekommen, woran in Werder kaum jemand mehr glaubt, müssten demnach weitere 300 000 Euro für Sonntagszuschläge und Überstunden fließen. Der Termin sei nur zu halten, wenn „weiterhin die Finanzen so zur Verfügung stehen, dass alle am Bau Beteiligten rasch bezahlt werden können“, so Steinhart im Schreiben ans Rathaus. Teilweise müsse vorausbezahlt werden, um „die Betriebe zu motivieren“.

Bürgermeister Werner Große (CDU) hatte in den PNN bereits angekündigt, die Nachforderung juristisch prüfen zu lassen. Die Fertigstellung im Dezember zweifelte er an. Wird die Eröffnung erneut verschoben, wäre es das vierte Mal. Skeptisch äußerte sich gestern dazu auch der Fraktionschef der Freien Bürger, Baldur Martin, er habe von Anfang an mit einer längeren Bauzeit gerechnet. „Ich bin auch enttäuscht über die Nachforderung“, sagte Martin. Er hätte gern die fertige Therme gesehen, um beurteilen zu können, ob tatsächlich mehr gemacht wurde und die Forderung berechtigt ist.

„Noch beim Richtfest im August wurde uns von Herrn Steinhart gesagt, dass es bei 18 Millionen Euro bleibt“, sagte die Fraktionschefin der Linken, Renate Vehlow, den PNN. Sie sei erstaunt, über die erheblichen Umbauten als Stadtverordnete nicht vorab informiert worden zu sein. Zudem sei bislang immer verneint worden, dass eine Konkurrenz zum Potsdamer Bad entsteht. Aus der CDU-Fraktion hieß es gestern, dass man die rechtliche Prüfung der Nachforderung abwarten wolle, bevor man sich zu dem Thema äußert.

Werders SPD-Stadtverbandschef Robert Dambon forderte das Rathaus gestern auf, die „tatsächlichen Gründe der Preissteigerung transparent zu benennen“ und den geheimen ÖPP-Vertrag offenzulegen. „Noch beim Richtfest wurde es standhaft geleugnet, nun ist klar: Das Bad in Werder wird noch teurer und die Bauzeit verlängert sich weiter“, sagte Dambon. „Ich halte deshalb auch das Vertrauensverhältnis zwischen der Stadtverordnetenversammlung und der Rathausspitze für schwer gestört.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })