zum Hauptinhalt
Sophies Song "Imperfection" bringt gute Laune, sie rechnet sich deswegen gute Chancen beim Wettbewerb aus.

© Andreas Klaer

Clubkonzert für ESC 2015: Sophie aus Kleinmachnow will zum Eurovision Song Contest

Sophie Inacker aus Kleinmachnow will mit "Imperfection" klassischen Motown-Sound zum Eurovision Song Contest bringen. PNN-Autor Enrico Bellin hat die 16-Jährige, die in Potsdam zur Schule geht, vorab getroffen.

Von Enrico Bellin

Stand:

Kleinmachnow - Ein kleines Pappschild hat die 16-jährige Sophie immer im Schulrucksack. Sie drückt es ihren Gesprächspartnern mit gewinnendem Lächeln in die Hand, um sie dann zu einem gemeinsamen Selfie aufzufordern. Das Bild wandert sofort ins Internet: „Sophie for Germany“ steht mit gelbem Filzer darauf – Sophie für Deutschland, als Vertreterin beim Eurovision Song Contest (ESC).

Die Kleinmachnowerin Sophie Inacker ist eine von zehn Künstlern, die am 19. Februar in Hamburg um einen Startplatz beim deutschen ESC-Vorentscheid kämpfen. Mit ihrer soulig-rockigen Stimme – ihre Vorbilder sind Aretha Franklin, Gladis Knight und Beyoncé Knowles – hat sie es geschafft, sich gegen 1300 Bewerber für einen Startplatz in Hamburg durchzusetzen. Wenn sie anfängt, ihr Lied „Imperfection“ zu singen, hat man die großen Stimmen und Gesten der Stars des Detroiter Musiklabels Motown vor einem silbernen Kondensatormikrofon vor Augen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Die Soul-Hits aus den 1960er-Jahren sind Sophies Lieblingsmusik. „Die Playlist mit meinen Lieblingsliedern darf ich auf Parties schon gar nicht mehr spielen“, so Sophie, die durch ihre Eltern auf diese Musik gestoßen ist. Die Lieder seien den meisten Freunden zu alt. Als Sängerin der Schulband des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums, an dem die Teenagerin nächstes Jahr ihr Abitur ablegen will, übt sie eher aktuelle Popsongs ein. „Nach den wöchentlichen Bandproben bleiben dann noch einige von uns länger, um Soul und Jazz zu spielen“, sagt die Kleinmachnowerin, die nebenbei Schulsprecherin ist und lange leitende Redakteurin der Schülerzeitung war – eine Zeitung, die 2014 als beste im Land prämiert wurde.

Dass sie mehr will, als nur unter der Dusche oder im Auto zu singen, hat Sophie zeitig bemerkt – und auch die Eltern waren von ihrem Talent überzeugt. Vor zweieinhalb Jahren begann sie, Gesangsunterricht zu nehmen. „Ich wollte dann schnell eine ehrliche Einschätzung, Eltern sind da ja oft parteiisch.“ Die Gesangslehrer waren jedoch auch der Meinung, dass Sophie Zeug zu mehr hat, und ließen sie noch im selben Jahr mit einem Solo auf einem Berliner Stadtfest auftreten. Da funktionierte erst das Playback nicht, und als es gerade anlaufen wollte, viel der Strom aus. Erst mit einer halben Stunde Verspätung konnte Sophie auf die Bühne und „Out here on my own“ aus dem Musical „Fame“ schmettern, einen kräftigen Song mit vielen Höhen. Genau wie „Imperfection“ – was so viel bedeutet wie „Unvollkommenheit“.

ESC-Song und Video in zwei Wochen produziert

Im ESC-Bewerbungssong geht es um den Drang, immer perfekt zu sein. „Ich gehe seit Jahren nicht mehr ungeschminkt aus dem Haus und achte wie meine Mitschüler darauf, nicht zwei Tage lang das Gleiche anzuziehen“, beschreibt die Schülerin. Das Lied habe sie zum Nachdenken angeregt, inzwischen habe sie ihr Make-up reduziert.

Geschrieben wurde „Imperfection“ vom Kleinmachnower Produzenten Guido Schwarz, der der Vater eines Grundschulfreundes von Sophie ist. Schwarz traf Sophies Vater beim Einkaufen und beim Erzählen kam die Idee für einen eigenen Song auf. „Dann habe ich die Ausschreibung für den Song Contest gesehen, und wir haben Lied und Musikvideo innerhalb von zwei Wochen produziert“, so Sophie. Nun glaubt sie, mit dem Titel Chancen für die Teilnahme am ESC-Finale in Wien zu haben. „Die anderen Songs sind meist Balladen, bei mir gibt es dagegen viel gute Stimmung.“

Hintergrund zum Auswahlverfahren: Beim Club-Konzert in Hamburg treten 10 junge Musiker gegeneinander an, um vom Publikum für den letzten freien Platz des deutschen Vorentscheid des Eurovision Song Contest (ESC) am 5. März in Hannover nominiert zu werden. Dort treten sie gegen sieben bereits feststehende Musiker an. Eine Jury und das Publikum wählen dann den Teilnehmer aus, der Deutschland beim Finale des Song Contest am 23. Mai in Wien vertritt. Das Clubkonzert startet am 19. Februar 2015 ab 22 Uhr und wird live im NDR Fernsehen und auf eurovision.de übertragen.

Kommenden Montag geht es nach der Schule los nach Hamburg, ab Dienstag wird durchgehend geprobt. „Vorm eigentlichen Auftritt fahre ich runter und bete dafür, das ich mit meiner Performance zufrieden bin.“ Sophie ist evangelisch.

Zwar wird die Aufregung im „Green Room“ groß sein, in dem alle Kandidaten am Donnerstag nach ihrem Auftritt auf das Ergebnis der Publikumsabstimmung warten. Sophie will aber versuchen, entspannt zu bleiben, getreu dem Motto ihres Lieblingsliedes: dem Motown-Klassiker „Easy“ der Commodores.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })