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Potsdam-Mittelmark: Sorge, überrollt zu werden

Neue Bürgerinitiative klagt: „Stahnsdorf baut und baut, bekommt aber den Verkehr nicht in den Griff.“

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Stahnsdorf - Stahnsdorf baut: Neue Wohngebiete entstehen, eine neue Turnhalle wird im kommenden Jahr eröffnet, eine weitere Kita ist im Gespräch. Dem Zuzug verdankt die Gemeinde nicht nur neue Einträge ins Einwohnermelderegister, sondern auch Investitionen in eine ausreichende Infrastruktur. Doch bei der wichtigsten Begleiterscheinung von Bevölkerungszuwachs regt sich Unmut: Über zu viel Verkehr und fehlende Konzepte, wie das Problem gelöst werden kann, beklagt sich die jetzt formierte „Bürgerinitiative Schulzen- und Mühlenstraße“ (Bims).

Die 22 Anwohner aus den Straßenzügen unweit des Stahnsdorfer Hofs eint weniger die Kompetenz, um verkehrstechnisch ausgefeilte Lösungen zu präsentieren, als vielmehr die Sorge, „vom Verkehr überrollt zu werden“. Zwar hat es in Stahnsdorf mit der Neugestaltung der L 76 und der Lindenstraße zwei aufwendige Straßenbauprojekte gegeben, merkliche Entlastung haben sie jedoch nicht gebracht. Die erhofft man sich erst mit dem Ausbau der L 40, mit der eine weiträumige Umfahrung der gesamten Region verbunden wird und die Ortsdurchfahrten von Stahnsdorf und Teltow vom Schwerlastverkehr befreit. So lange werden täglich tausende Fahrzeuge durch Stahnsdorf fahren. Regelmäßige Tempokontrollen der Polizei sind dabei deutliches Indiz dafür, dass es ausreichend Grund für Disziplinierungsmaßnahmen gibt.

Für die Bewohner der Schulzen- und Mühlenstraße geht vor allem vom Stahnsdorfer Hof Gefahrenpotenzial aus. Der unübersichtliche Kreuzungsbereich gefährde zum einen Schüler, die mit dem Rad in die Gymnasien nach Kleinmachnow und Teltow fahren, so Cornelia Kümmel von der Bims. Zum anderen würden Autofahrer die Kreuzung zunehmend meiden und sich durch die Mühlen-, Schulzen- und auch Sputendorfer Straße eine Umgehung suchen. „Chaotisch“, nennt Kümmel die Zustände. Mit Sorge blicke man dem Tag entgegen, an dem in der Schulstraße die Grundschule eröffnet wird. Zwar war dort bislang mit der Lindenhof-Realschule schon immer eine Bildungsstätte, doch werden Grundschüler häufiger mit dem Auto gebracht als ältere Schüler, so dass sich das Verkehrsaufkommen erhöhen werde. „Ich bin gespannt, wie man eine Grundschule ohne vernünftiges Verkehrskonzept eröffnen will“, so Kümmel.

Durch die künftigen Entwicklungspläne der Kommune sieht die Bürgerinitiative keine Entwarnung, im Gegenteil: Zum einen werde die Blechlawine zunehmen, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft südlich der Mühlenstraße die Pläne für eine neue Wohnanlage verwirklicht werden. „Die Kommune baut und baut, bekommt den Verkehr aber nicht in Griff“, beklagt man bei der Bims. Nirgends fließe der Verkehr ab, so dass er sich am Stahnsdorfer Hof und an der Lindenstraße konzentriere. Das werde sich verstärken – so eine weitere Sorge – wenn die L 77 neu gebaut wird. Die Landesstraße ist bedeutsam für die Erschließung des Gewerbegebiets – die L 77 soll zur neuen vierspurigen L 40 führen und somit das Gewerbegebiet ans überregionale Verkehrsnetz anbinden. So sehr die Anbindung für die wirtschaftliche Entwicklung Stahnsdorfs benötigt wird – unter der Bevölkerung gibt es Fragen, ob die Straße nicht zu einer zusätzlichen innerörtlichen Belastung führt. Es gibt weder konkrete Prognosen über ein mögliches Verkehrsaufkommen, noch eine sichere Planung, wo die L 77 enden wird. Nach bisherigen Plänen führt die L 77, für die die Planfeststellung in Vorbereitung ist, auf die Sputendorfer Straße. Der Fortgang ist offen. Für Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) ist es „zwangsläufig, dass die L 77 an den Stahnsdorfer Hof angebunden wird“. Ob es tatsächlich so kommt und der Stahnsdorfer Hof zu einem Kreisverkehr umgebaut wird, wie es in der Vergangenheit immer wieder kommuniziert wurde, ist ungewiss.

Genau aus diesem „konzeptionslosen“ Zustand wachsen Ängste. „Hinweise aus der Bürgerschaft werden ignoriert“, moniert Claudia Kümmel. Aus dem Bauamt gibt es bei Fragen „nur komische Antworten“. Und im Verkehrsausschuss „kann man viel sagen, ohne gehört zu werden.“ Bürgermeister Enser hat die Bürgerinitiative nun eingeladen, um sich „anzuhören, wo Probleme gesehen werden.“

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