Potsdam-Mittelmark: Sorgenkind Heilig-Geist-Kirche
Viele böse Überraschungen bei Dachrekonstruktion – jetzt fehlen fast eine Million Euro
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Viele böse Überraschungen bei Dachrekonstruktion – jetzt fehlen fast eine Million Euro Werder - Hoch auf dem Mühlenberg ist Werders Heilig-Geist-Kirche im ganzen Umfeld sichtbar. Die Kehrseite: Sie ist auch jedem Wetter ausgesetzt, die neogotischen Türmchen und Schmuckelemente bieten viel Angriffsfläche für Sturm und Regen. Für Kirchensanierungsspezialist Klaus Bock ist dies einer der Gründe für den baulichen Zustand der Kirche. Als der Berliner Architekt im März mit der Dachrekonstruktion begann, ist der Schaden in seiner ganzen Tragweite sichtbar geworden: Die tragenden Dachbalken sind an ihren Auflagen zum Teil auf den Umfang von Angelruten zusammengeschrumpft. Der Schwamm hat sich auch tief ins Mauerwerk und die schmückenden Dachkonsolen gefressen. Die Fialtürmchen an den Dachseiten sind ebenso einsturzgefährdet wie der Chorreiter. „Rechnerisch ist gar nicht darstellbar, wieso der überhaupt noch steht“, so Bock gestern bei einem Rundgang. Die 500000 Euro, die für die Dachsanierung in diesem Jahr zur Verfügung stehen, würden bei weitem nicht ausreichen, um alles in Ordnung zu bringen. 300000 Euro kommen aus einem landeskirchlichen Darlehen, 200000 sind Mittel der Städtebauförderung. Bock beziffert die Kosten für die noch anstehenden Arbeiten aber auf 1,5 Millionen Euro. Etwa 300000 Euro Förderung sind wohl noch von der Städtebauförderung zu erwarten, wie Ute Funk vom Sanierungsträger Potsdam gestern andeutete. „Mit Projekten wie dem Schützenhaus und der Bismarckhöhe sind unsere Töpfe im nächsten Jahr allerdings schon mehr als ausgereizt.“ Wo das restliche Geld herkommen soll, ist auch Pfarrer Immo Riebicke völlig unklar. „Da gibt es keine Kirchengrundstücke mehr, die wir noch verkaufen könnten.“ Die Instandsetzung der Dachtürmchen und auch die Bemalung der rekonstruierten Kirchendecke nach den Entwürfen des Erbauers August Stüler müssten liegen bleiben, bis eine Finanzierungsquelle sprudelt. Allein durch das Ab- und Aufbauen der Gerüste entstünden aber erhebliche Zusatzkosten. „So stolz und prägend wie die Kirche dasteht, ist sie doch ein Sorgenkind“, sagt Ute Funk. Ihr ist es deshalb wichtig, die Bedeutung des Bauwerks herauszustreichen, das im Jahr 2008 seinen 150. Geburtstag feiert. Die Rekonstruktion könne nicht allein durch die Städtebauförderung geschultert werden, „das ist auch eine denkmalpflegerische, touristische und kulturelle Aufgabe“. Funk plädiert für eine Bündelung mehrere Förderprogramme, um die Dachsanierung nächstes Jahr abschließen zu können. Problematisch sei die Sache für den Sanierungsträger auch deshalb, weil dessen Mittel für Werder geringer geworden sind. Gab es im vorigen Jahr noch 1,7 Millionen Euro aus dem Topf der Städtebauförderung, sind es dieses und nächstes Jahr noch je 1 Million. „Wir sind mit den Förderanträgen für 2006 jetzt schon um 50 Prozent überbucht“, so Funk. Als die Mittel für den Osten zugunsten des Stadtumbaus West zusammengestrichen wurden, hätte man nicht im Blick gehabt, dass noch vieles unerledigt ist. „Komplizierte und teure Projekte sind noch offen“, sagt sie – im Sanierungsgebiet Werder außer der Heilig-Geist-Kirche auch das Lendlhaus am Inseleingang oder das Hotel Stadt Wien am Markt. Henry Klix
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